Frieden schaffen auf spiritueller Ebene

Foto: Scilla Elworthy Website

Wie können wir dauerhaft nicht nur Frieden in uns, sondern auch in der Welt schaffen? Die Friedensaktivistin Scilla Elworthy zeigt seit Jahrzehnten mögliche Lösungen auf und gründete u.a. die Friedensorganisation Peace Direct. Für ihr Engagement wurde sie schon drei Mal für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Im nachfolgenden fasse ich ein paar Thesen ihres Vortrages beim Celebrate Life Festival 2010 zusammen, der zeigt, wie wichtig es ist, Frieden auch auf spiritueller Ebene zu schaffen. Und was jeder Einzelne dazu beitragen kann.

Die Spirale der Gewalt durchbrechen

40 Prozent aller Friedensabkommen scheitern, und führen zu einem Wiederaufflammen des Konfliktes innerhalb von zehn Jahren. Warum? Weil sie oft von oben diktiert werden und die Zivilgesellschaft nicht in den Prozess mit einbezogen wird. So werden die Wunden des Krieges nicht geheilt und der Kreislauf der Gewalt geht weiter. Doch die Spirale der Gewalt (Bild oben links) kann auf vier verschiedenen Ebenen zurückgedreht werden:
1. Durch den Aufbau von physischer Sicherheit (z.B. durch Waffenstillstände, Abrüstung und Entwaffnung)
2. Durch den Aufbau von politischer Sicherheit (z.B. durch Friedensabkommen, der Durchführung von freien Wahlen und der Einführung der Pressefreiheit und des Demonstrationsrechts).
3. Durch den Aufbau von psychologischer Sicherheit (Wahrheits- und Versöhnungsprozesse initiieren, Dialog und Austauschprogrammen zwischen Ländern).
4. Durch Arbeit auf einer spirituellen Ebene, die im Folgenden näher beschrieben wird.

Mandelas Vergebungsarbeit und Ho‘oponopono

Spirituell ausgerichtete Initiativen sind am nachhaltigsten und tragfähigsten, weil sie an die Wurzel des Gewaltproblems gehen und sich mit dem tiefsten Schmerz befassen. Sie bringen auch die tiefste Sehnsucht im Menschen ans Licht, weil sie auf dem Wissen basieren, dass wir letztendlich alle Teil desselben Ganzen sind. Ein herausragendes Beispiel für spirituelle Friedensarbeit ist Nelson Mandela, der seine 27 Jahre lange Haft zur Schulung des Mitgefühls nutzte. Als Präsident von Südafrika bewies er das Güte, Beharrlichkeit und Respekt mehr bringen als Gewalt. Andere Beispiele ist die Vergebungszeremonie Ho‘oponopono in Hawaii, mit der Dr. Jew Len psychisch kranke Straftäter heilte. Entscheidender Hintergrund: Um unsere Realität zu verändern müssen wir uns selbst verändern. Weitere Beispiele sind in der Grafik oben rechts aufgeführt.


Das Organ des Friedens bilden

In den letzten zehn Jahren haben sich die Frieden fördernden Initiativen weltweit verfünffacht. Mehr als 2000 Organisationen arbeiten in Konfliktgebieten und jeden Tag werden es mehr. Und was können wir individuell mit Bewusstseinsarbeit zum Frieden beitragen? Stell Dir vor Du bist eine Imago-Zelle. Dies ist der Begriff, den Wissenschaftler den Zellen in einer Raupe gegeben haben, die den Bauplan für ein ganz neues Lebewesen enthalten. Wenn sie zum ersten Mal in Erscheinung treten, werden sie von der Raupe attackiert und abgestoßen. Aber nach und nach bilden sich immer mehr Zellen, ballen sich zusammen und formen die ersten Organe des neuen Lebenwesens. Die alte Form stirbt buchstäblich, während das neue Lebewesen aus dem alten geboren wird. Dies, so sagt Michael White, geschieht derzeit mit der Menschheit: „Jeder Mensch, der universalen Frieden im Herzen trägt, ist eine dieser Imago-Zellen, die sich zusammentun, um ein Organ des Friedens zu bilden.“

Zur Person: Scilla Elworthy ist Gründerin von Peace Direct und der Oxford Research Group, wo sie an gewaltfreien Konfliktlösungen für Management und Politik arbeitet. Sie ist Mitglied im Weltzukunftsrat und Beraterin des Weltältestenrats, dem auch Nelson Mandela, Kofi Annan und Jimmy Carter angehören. Sie wurde mit dem Niwano Peace Prize ausgezeichnet und war drei Mal für den Friedensnobelpreis nominiert.

Über Peace Direct:
Bei jedem Konflikt, egal wo, wird es immer Menschen vor Ort geben, die Frieden aufbauen. Sudanesen im Sudan, Kolumbianer in Kolumbien, Srilanker in Sri Lanka. Sie verstehen den Konflikt und sie haben das größte langfristige Interesse am Frieden. Peace Direct findet und finanziert Menschen und Organisationen, damit sie ihre eigenen Strategien verfolgen können. 2004 wurde Peace Direct in Großbritannien als gemeinnützig anerkannt. 2005 gewann sie den Preis als „beste neue Wohltätigkeitsorganisation 2005“. Die Friedensarbeit wird in 12 Konfliktgebieten gefördert, darunter Irak und Afghanistan. Insight on Conflict ist Peace Directs öffentliche Informationsquelle zu Friedensinitiativen. Dort gibt es umfangreiche Informationen darüber, wie Menschen vor Ort daran arbeiten, einige der längsten und blutigsten Konflikte auf der Welt zu lösen. Seit August 2010 gibt es Peace Direct auch in Deutschland.

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