Zurück aufs Land: Fast ein Märchen

Die Sehnsucht einfacher zu leben, wieder mehr Kontakt zur Natur zu haben und in eine Gemeinschaft eingebunden zu sein, treibt immer mehr Menschen um. Viele lesen deswegen Magazine wie „Landlust“, aber nur wenige machen sich auf ihren Traum zu verwirklichen. Johannes Liess hat mit seiner Familie 2003 diesen Sprung gewagt, ein Dorf in Mecklenburg-Vorpommern wieder zum Leben erweckt und darüber das Buch „Artgerecht leben“ geschrieben. Doch inzwischen führt er einen ganz anderen Kampf – gegen die Schließung der Dorfschule.

Die Geschichte vom Wandel des Dorfes Lüchow mit gerade noch 4 Einwohnern zu einer blühenden Gemeinschaft mit inzwischen 40 Erwachsenen und Kindern liest sich fast wie ein schönes Märchen. Von den provisorischen Anfängen, über die Gründung der Schule bis zu den landes- und bundesweit positiven Resonanzen (Leseprobe) gelingt es Liess in einer Mischung aus Rückblick und dem Logbuch eines typischen Tages in Lüchow dies sehr anschaulich zu teilen. Eine konzeptioneller Ratgeber über starke Dörfer macht auch anderen Mut, so etwas zu wagen: „Lüchow ist überall. Lüchow kann auf dem Land liegen, kann aber auch in der Stadt sein. Lüchow ist einfach das Gebiet, das sie beinflussen können und möchten.“

Ganz unfreiwillig entwickelt sich das Buch am Ende zu einem Krimi. Denn seit dem 30. Oktober 2010 soll die kleine Dorfschule geschlossen werden. Und trotz vielfältiger Proteste und einer Online-Petition geschah dies auch im Februar 2011. Doch Liess und seine Mitstreiter geben nicht auf (taz Artikel). Zum aktuellen Stand der Dinge schrieb er uns  in einer Mail vom 17. Main 2011:

„Noch ist die Schule leider geschlossen.

die gute nachricht: wir bleiben hier und wir machen weiter.
das ministerium hat jeglichen kontakt mit uns abgebrochen.
es ist noch nicht einmal bereit an einem gerichtlichen mediationstermin teilzunehmen.
um mit der schule weiter zu machen sehen wir mehrere möglichkeiten:
1. gerichtsverfahren. da hoffen wir noch vor den sommerferien einen termin zu bekommen.
2. neuwahlen in mv. sind im september
3. neugründung: neuer verein stellt einen neuen antrag. passiert noch diesen sommer.
4. irgendein ausreichend wichtiger politiker übernimmt die verantwortung  und hilft uns.

wir verfolgen alle möglichkeiten.

danke für die unterstützung und liebe grüsse
johannes liess“

Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass Johannes Liess am Ende noch ein zweites Buch schreiben kann „Wie ich eine Schule und damit mein Dorf rettete“.  Wir werden weiter berichten.

Zur Person: Johannes Liess studierte Philosophie, Kunstgeschichte und Architektur. Als Architekt war er viele Jahre international unterwegs, unter anderem in Mexiko, USA, Frankreich und Österreich. 2003 hat er sich mit einem Planungsbüro in Lüchow, Mecklenburg-Vorpommern, selbstständig gemacht. 2006 gründete er in dem kleinen Ort eine Landschule. Mit ihr erblühte das zuvor fast ausgestorbene Dorf wieder zu neuem Leben.

 

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