Urlaub im Königsland

„Im Winter ist es hier sowieso am schönsten!“. Das kann ich nun wirklich kaum glauben. Zu sehr genieße ich die Sommersonne, den warmen Wind und die unvergleichliche Duftmischung von Kiefernnadeln und Kräutern. Hier im Tal der Seixe nicht weit von der Atlantikküste im nördlichsten Zipfel der Algarve haben 1995 sieben Aussteiger aus Deutschland ihr Paradies gefunden und teilen es seit Jahren mit ihren Gästen. Zwei Gründer, Kali und Tarischa, bringen mir den Spirit von Reguengo (Königsland) näher.

Das Paradies, das sind eine Handvoll individuell gestaltete Stein- und Holzhäuser verstreut in dem einsamen, weiten Flusstal, dass nur über eine Schotterpiste erreichbar ist. Der Strom kommt von Solarzellen, das Wasser aus dem Fluss (Umkehr-Osmose-Anlage) und das Trinkwasser aus dem Brunnen. Der Handyempfang ist nur außerhalb des Geländes möglich, ein Föhn verbraucht zu viel Strom und Wasser wird gespart – wie angenehm. Natürlich gibt es im Paradies auch Tiere: Esel, Katze, Hund, Hühner, Ziegen und Hängebauchschweine. Letztere haben das große Los gezogen, denn die Gourmet-Küche in Reguengo ist in der Regel vegetarisch. Nur einmal die Woche kommt mit Piri-Piri ein portugiesischer Klassiker vom Huhn auf den Tisch. Ansonsten sorgt Margit für schwäbische Schmanckerl und mehr aus meist biologischem Anbau der Region. Seit ein paar Jahren werden zusätzlich auch Pferde gehalten. Gilles, ein holländischer Reitlehrer, gibt Unterricht im Western Style und im Geist von gewaltfreier Kommunikation zwischen Mensch und Tier. „Wir haben uns bewusst für die Pferde entschieden“, erzählt Kali, die inzwischen selber zu einer begeisterten Reiterin geworden ist.

Für Kinder ist Reguengo ein riesiger Abenteuerspielplatz, sie genießen hier eine große Freiheit und finden zurück zur Ursprünglichkeit der Natur. Es gibt sogar eine Extra-Kinderbetreuung mit Highlights wie Zelten am Flussufer. „Kinder werden mit uns und in Reguengo groß“, erzählt Tarisha. Sie sind ein entscheidender Faktor für Stammgäste, die getreu dem Motto von Reguengo „Urlaub wie bei Freunden“ im Laufe der Jahre tatsächlich zu diesen werden. Für die Erwachsenen kann der Tag schon vor dem Frühstück mit Yoga und Meditation beginnen. Im Laufe des Tages sind verschiedenste Massagen zu buchen. Am Nachmittag zieht es die meisten zur wilden Atlantikküste und abends zurück ans leckere Buffet. Einmal die Woche gibt es einen Picknickkorb für den Strand. Eine typisch besondere Reguengo-Idee.

Die sieben Eigentümer und Macher in Reguengo sind in all den Jahren zu einer verschworenen Gemeinschaft geworden: „Wir laufen nicht mehr weg, wenn die Krise kommt.“ Doch meist kommt es gar nicht mehr dazu, denn nach 15 Jahren kennt man sich in und auswendig. Mögliche Probleme werden beim wöchentlichen Treffen gleich ausgeräumt. Und warum Portugal? „Weil man hier noch seine europäischen Wurzeln spüren kann und trotzdem ganz weit weg ist“, meint Kali. Das autonome, autarke Leben gibt den Menschen und diesem Platz eine ganz eigene Kraft. Die Gäste merken von Anfang an, hier ist etwas anders. Hier können Körper, Geist und Seele mal ausschwingen. Kleine Veränderungen finden ihren Platz.

Doch was lässt es im hier im Winter noch schöner sein? Die Website verrät: „Der Landhotelbetrieb ruht. Sonne und Licht bestimmen wieder den Rhythmus. Die Tiere und das Grün erobern sich langsam ihre angestammten Räume zurück. Nur wenige Wintergäste genießen das milde Klima und die Entschleunigung des Lebens. Ein Frühstück unter freiem Himmel ist fast immer möglich. Selbst im Winter hat Portugals Sonne Kraft. Tagsüber locken die leeren Atlantikstrände zu endlosen Spaziergängen oder zum kontemplativen Blick auf die Urgewalten der Brandung. Abends ist die offene Küche im Gastraum des Restaurants der Mittelpunkt des Lebens. Der große Kamin macht wohlige Wärme, der Gasherd der Profiküche sorgt für Freude am Kochen. Heute der kleine Snack mit anschließendem Rückzug ins Private, morgen vielleicht die Verabredung zum gemeinsamen Schnibbeln, Bruzzeln und Tafeln in größerer Runde. Bei Spielen vor dem Feuer oder mit langen Gesprächen beim Wein kann der Abend ausklingen. Medienfrei, wie vor 100 Jahren, nur weniger beschwerlich und irgendwie luxuriöser.“ Das will ich dann auch noch mal ausprobieren…

Infos:

Anreise: Reguengo ist 150 Kilometer vom Flughafen Faro entfernt.
Preise: Für das Doppelzimmer zahlen Alleinreisende 67,- bis 76,- € am Tag, zwei Erwachsene zusammen je nach Saison 98 bis 110,- € am Tag, eine Familie mit zwei Kindern (3-13) 150,- bis 170,- €. Im Preis eingeschlossen sind Frühstücksbuffet und Gourmet-Abendmenü plus drei mal wöchentlich Kinderbetreuung und täglich eine Stunde Stretching, Yoga oder Meditation.
Im Winter gelten andere Konditionen.
Website: www.reguengo.de

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