Räucherrituale als Anfang zu einem freien Leben

Sicher haben Sie auch schon einmal ein Räucherstäbchen angezündet – oder doch wenigstens eine Duftlampe für Aromaöle irgendwo im Regal stehen. Nein? Macht nichts, denn das sind nur die stark entfremdeten Überbleibsel einer Kultur, die keineswegs nur in Fernost Bedeutung hatte. Auch unsere germanischen und keltischen Vorfahren wussten um den Zauber von Räucherritualen. Der Duft, der den glühenden Pflanzen entsrömte, war dabei bestenfalls angenehme Begleiterscheinung. Das Räuchern ist seit Jahrtausenden und in allen alten Kulturen eine Praxis der Reinigung und der Kontaktaufnahme mit feinstofflichen Ebenen. Pflanzen stellen hierbei eine direkte Verbindung zwischen der Sonne und der Erde her, spenden Energie, Duft und heilsame Dämpfe.

Von Medizinpflanzen und Pflanzendevas

Rituale sind geordnete Handlungen, deren Ablauf und Inhalt dazu dient, Intuition und seelische Öffnung zu fördern. Wir können uns so zeitweilig von rationalen Kontrollmechanismen befreien und zu Gefühlen, Einsichten und Erfahrungen vordringen, die uns sonst verschlossen bleiben. Das ist sehr hilfreich bei Transformationsprozessen, bei denen es ja ganz wesentlich darum geht, alte Denk- und Verhaltensmuster zu durchbrechen und einen erweiterten Raum zu betreten. Es lohnt sich, die Räucherrituale unserer Ahnen wieder zu entedecken.

Jede Kultur kannte ganz bestimmte Pflanzen, die besonders geeignet waren für Räucherrituale: Pflanzen, die zum Räuchern verwendet werden, zeichnen sich durch besondere Inhaltstoffe, einen charakteristischen Geruch bei der Oxidation und eine unmittelbare Wirkung auf Stimmung und Wahrnehmung der RitualteilnehmerInnen aus. Dabei geht es weniger um die biochemische Wirkung der Substanzen auf unseren Körper, sondern viel subtilere Ebenen unserer geistigen und seelischen Verfassung. Auf meinen Forschungen zu beidem – den Räucherritualen in verschiedenen Kulturen und zur Wechselwirkung zwischen Pflanze und Menschenseele – komme ich aber Schritt für Schritt zu spannenden Erkenntnissen, die ich in dem Projekt „Wild Natural Spirit“ veröffentliche und verwerte.

Die Verbindung zwischen Pflanze und Mensch in der Transformationsarbeit

Die fünf Ritualanlässe, die ich oben systematisiert habe, spiegeln grundlegende Übergänge in der menschlichen Entwicklung wider. Für diese Entwicklungsstufen und Ritualanlässe gibt es in den Kulturen, die ich bisher untersucht habe (Kelten, Germanen, Natives in Nordamerika, Guanchen und Thai) bestimmte Pflanzen, die das „Thema“ des Rituals verstärken. Besonderes Augenmerk lege ich in meinen ausführlichen Erläuterungen auf die Pflanzenfamilie der Beifußgewächse (Artemisia), die in allen Kulturen eine herausragende Rolle bei Schutz- und Initiationsritualen spielt. Aus diesen Anwendungen und den mit ihnen verbundenen Mythen und Bildern wird eines deutlich: Die “Alten” haben die Pflanzen nicht einfach nur als “Material” betrachtet sondern als Wesenheiten mit Eigenschaften und gar Anliegen.

Ein Ritual fördert eine innere Haltung von Andacht und Verbundenheit. Das Räuchern der Medizinpflanzen macht erlebbar, von welcher Schönheit und Kraft die uns umgebenden Wesen sind. Wenn wir diese einfachen Effekte verbinden mit dem alten Wissen und den Aufbau von Ritualen und die spezifische Wirkung der Pflanzen auf unsere geistige und emotionale Verfassung, haben sind wir einen großen Schritt weiter gekommen.

Wild Natural Spirit und Räuchern im Kiez

Das Wissen um Medizinpflanzen und Rituale kam auf merkwürdigen Wegen zu mir (siehe den newslichter-Artikel zum Sonnenprojekt). Es entstand das „Sonnenprojekt“, das der Widerbelebung der Räucherkultur und dem Erhalt ihrer Medizinpflanzen gewidmet ist. Wie wir begonnen haben, Pflanzen und Rituale zu sammeln und den Jugendlichen vor Ort nahezubringen, ist neben vielen Informationen zu den Pflanzen auf www.wild-natural-spirit.org zu lesen. Das Projekt ist jetzt an einem Punkt angelangt, an dem es Ritualpflanzen zum Verkauf anbieten kann. Wer erleben möchte, wie ein solches Ritual sich anfühlt und dabei unsere wertvolle Artemisia thuscula kennenlernen will, fühle sich herzlich eingeladen zum „Räuchern im Kiez“. Ab Oktober stellen wir an fünf Orten und zu fünf Terminen Pflanze und Ritual vor. Dort können auch einige der Pflanzen als Räucherbündel erworben werden.

Evelin Rosenfeld

Zur Autorin:

Evelin Rosenfeld arbeitet als Begleiterin für Transformationsprozesse in Berlin, Thailand und Thüringen. Sie studierte Biochemie, später auch Betriebswirtschaft, arbeitete als Strategin in einem Konzern, erkannte im Jahre 2000 ihren Ruf. Seitdem arbeitet sie mit Menschen, die sich von fremdbestimmenden Denk- und Verhaltensmustern befreien wollen und ein Leben in Freiheit und aus eigener Kraft führen wollen. Mehr Informationen unter www.evelinrosenfeld.de

 

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