Teezeremonie

Foto: Wikipedia

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Tee wird in Ostfriesland nicht einfach nur getrunken. Die ostfriesische Teezeremonie, die auch Teetied heißt, ist hier allgegenwärtig. Getrunken wird dabei meistens ein Ostfriesentee, der aus bis zu zehn Schwarzteesorten gemischt und nur in Ostfriesland hergestellt wird. Für eine „echte“ ostfriesische Teezeremonie wird natürlich ostfriesisches Teegeschirr verwendet. Der Tee wird in einer Kanne zur Hälfte mit Wasser aufgegossen (pro Tasse ein Teelöffel + ein Löffel „für die Kanne“) und muss dann bis zu vier Minuten ziehen. Anschließend die Kanne ganz füllen und in eine Servierkanne umgießen.

Bevor der Tee in die Tasse kommt, wird ein Stück Kandiszucker hineingegeben, die Ostfriesen sagen auch Kluntje dazu. Danach wird mit einem Sahnelöffel vorsichtig am Rand ein Tropfen Sahne in den Tee gegeben, damit eine Sahnewolke (´n Wulkje) entsteht. Oder die Sahne mit einer kreisrunden Bewegung entgegen des Uhrzeigersinns in den Tee träufeln – um so die Zeit ein wenig anzuhalten. Getrunken wird dann ohne umzurühren. So erhält man zuerst das herbe Aroma, dann den sahnigen Geschmack und schließlich die Süße des Kandis.

Hintergrund: Tee genießt in Ostfriesland eine herausragende Stellung: Hier wird pro Kopf etwa zehnmal mehr Tee getrunken als im übrigen Deutschland. Die Ursprünge für diese Entwicklung liegen wahrscheinlich in der Verbindung Ostfrieslands mit den nahegelegenen Niederlanden, die als erste in Europa Tee aus Indien importierten. Im 18. Jahrhundert versuchte Friedrich II., den Teekonsum einzuschränken – vergeblich. Während der Kontinentalsperre im 19. Jahrhundert verlagerten sich etliche Ostfriesen auf den Schmuggel, um weiterhin Tee importieren zu können. Und selbst während der Mangelwirtschaft in den Weltkriegen musste den Ostfriesen mit einem eigenen „Teetrinkerbezirk“ und Extrarationen ein Sonderrecht eingeräumt werden, um die Bevölkerung nicht aufzubringen. In Ostfriesland wird bis zu sechsmal am Tag Tee getrunken, und zwar jeweils drei Tassen – denn „drei sind Ostfriesenrecht“. Diese Zahl steht dabei nicht zur Debatte – es wird lieber die Füllmenge der Tassen reduziert, als nur eine oder zwei zu trinken.

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