Liebe Josefine,

woraufdudichverlassenkannstEs ist ein großes Geheimnis, dass, wenn wir selber verzagt sind, oft Menschen da sind, die einen stabileren Grund unter den Füßen haben oder einen Kern in sich, dem sie trauen. Die Menschen, denen ich nachlebe, hatten ihn aus ihrem Glauben. Sie vertraute darauf, dass dieses Bibelwort stimmt: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein.“ Der Prophet Jesaja hat diese Worte seinen Zeitgenossen als Worte Gottes gesagt.

Zu hören, zu glauben, sich darauf zu verlassen, dass wir ganz zuletzt, vielleicht ganz am Ende (oder auch ganz plötzlich) nicht mehr unserer Angst gehören, sondern Gott, dass eine stärkere Liebe existiert als die, die wir Menschenzustande bringen, das Josefine, lässt manche Menschen Hoffnung finden, wenn andere aufgeben. Es lässt sie Schritte machen, wenn andere schon liegen geblieben sind. Wir können Angst nicht aus der Welt vertreiben. Aber Gott und Menschen sei Dank – sie bleibt nicht unsere Herrin. Das wollte ich dir heute sagen, liebe Josefine. Und wahrscheinlich sage ich es mir selber noch einmal. Weit wird das land, wenn Menschen das glauben, und ruhig unser ängstliches Herz.

Das meint, darauf hofft und das glaubt.

Dein Großvater

Quelle: Joachim Gauck aus: Klaus Möllering (Hg.): Worauf du dich verlassen kannst. Prominente schreiben ihren Enkeln. Evangelische Verlagsanstalt; Leipzig 2011 (11. Auflage)
Prominente schreiben ihren Enkeln. Was würden Sie in einem Brief an Ihre Enkelkinder weitergeben — an die Generation, die sich im dritten Jahrtausend heimisch fühlen soll? Auf diese Frage antworteten prominente Zeitgenossen für eine Sendereihe des Deutschlandfunks. Entstanden sind Briefe, die von Hoffnung und Zuversicht, aber auch von Sorgen und Ängsten im Hinblick auf das vor uns Liegende erzählen. Briefe, die subjektive Betrachtungen über christliche Werte und Traditionen an die kommenden Generationen weitegeben möchten.

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