Zeichnen gegen das Vergessen

Foto: Manfred Bockelmann

Foto: Manfred Bockelmann

»Zeichnen gegen das Vergessen« zeigt berührende großformatige Porträts, durchwegs Kohlezeichnungen, von Kindern und Jugendlichen, die zu Opfern des Nazi-Terrors wurden. Der Künstler Manfred Bockelmann (Jahrgang 1943) setzt damit ein »Zeichen gegen das Vergessen«. Es geht ihm darum »zumindest einigen wenigen Namen und Nummern Gesichter zu geben, ein paar Menschen aus der Anonymität der Statistik herauszuheben«. Bockelmann: „Ich zeige keine Märtyrer, keine Leichenberge und keine geschundenen Kreaturen, deren Gesichter von Hunger, Krankheit und Erschöpfung gekennzeichnet sind, die ihrer Individualität beraubt wurden. Ich zeige Individuen, denen das Martyrium noch bevorsteht.“

Die porträtierten Kinder und Jugendlichen sind zwischen zwei und sechzehn Jahren alt, sie wurden am Wiener Spiegelgrund und in den Konzentrationslagern Auschwitz-Birkenau, Hartheim und Theresienstadt sowie anderen Orten zu Opfern des Nazi-Terrors. Diese jungen Menschen wurden zwischen 1941 und 1945 ermordet, weil sie Juden, Slawen oder »Zigeuner« waren, weil ihre Eltern Gegner des Regimes waren oder weil sie an körperlichen oder geistigen Gebrechen litten.

Als Vorlagen der Porträts dienen erkennungsdienstliche Fotografien der damaligen Behörden – Gestapo, SS, Ärzteschaft -, die nach der Deportation der Kinder und Jugendlichen in den Spitälern und Lagern gemacht wurden. Sie tragen dann den berüchtigten breit gestreiften Häftlingsanzug, ihre Köpfe sind kahlgeschoren. Dagegen wurden andere, vornehmlich Roma und Sinti, in den Sammellagern dazu aufgefordert, sich bei den Behörden zum Fototermin zu melden. Sie tragen ihre besten Kleider, wollen guten Eindruck machen, wissen noch nicht, was ihnen angetan werden wird – und doch ist ihnen allen Angst und Unsicherheit deutlich ins Gesicht geschrieben.

Aktuell hat ein Kurzfilm über die Hintergründe und Arbeit des Künstlers eine Preis bei den New York Festival gewonnen. Hier: http://www.newyorkfestivals.com/winners/2014/pieces.php?iid=465539&pid=1

Sharing is Caring 🧡
Posted in Impulse Verwendete Schlagwörter: ,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Dein Kommentar wird nach der Prüfung freigeschaltet. Bitte beachte, Einschätzungen und Meinungen in Ich-Form zu formulieren und die AutorInnen zu wertschätzen. Nicht identifizierbare Namen (Nicknames), Kommentare ohne erkennbaren Bezug auf den Inhalt des Artikels und Links zu nicht eindeutig verifizierbaren Seiten bzw. zur Eigenwerbung werden grundsätzlich nicht freigeschaltet.