Wabi Sabi Liebe

Wabi Sabi ist eine alte japanische Kunstform, die alle Dinge ehrt, egal ob alt, verschlissen, unvollkommen oder vergänglich verwittert. Richard R. Powell fasst es so zusammen: „Es nährt alles, was authentisch ist, da es drei einfache Wahrheiten anerkennt: nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt.“  Hier wird die Schönheit und Vollkommenheit in der Unvollkommenheit gesehen. Ein neuer Gedanke ist, diese Haltung auch auf Beziehungen zu übertragen: Wabi Sabi Liebe.

Der Ursprung von Wabi Sabi

Ursprünglich bedeutet „Wabi“: sich elend, einsam und verloren fühlen. Dies wandelte sich zur Freude an der Herbheit des Einsam-Stillen. Aber erst in der Verbindung mit „Sabi“: alt sein, Patina zeigen, über Reife verfügen, entstand die kaum übersetzbare Begriffseinheit, die den Maßstab der japanischen Kunstbewertung bildet. Der Begriff Wabi-Sabi wurde im 16. Jahrhundert von dem japanischen Teezeremonie-Meister und Zen-Mönch Sen no Rikyu eingeführt. Eine kleine Geschichte über ihn erklärt der Geist von  Wabi Sabi:
„Der junge Sen no Rikyû war begierig darauf, alles über die Kunst des Teeweges, seine Zeremonien und Riten zu lernen, und wandte sich an Meister Takeno Jo-o. Der Meister wollte prüfen, ob Rikyû für diesen Weg geeignet sei, und schickte ihn in seinen Garten, um dort mit dem Rechen für Ordnung zu sorgen. Rikyû machte sich sogleich eifrig ans Werk und arbeitete den ganzen Tag, während Jo-o ihn heimlich dabei beobachtete. Als er seine Arbeit beendet hatte, betrachtete Rikyû sein Werk: Alles war sauber und makellos. Doch irgendetwas stimmte noch nicht. Da lief Rikyû zum Kirschbaum, der in voller Blüte stand, und schüttelte ihn, sodass vier oder fünf Blütenblätter herabfielen und sanft zu Boden glitten. Da wusste Jo-o, dass Rikyû dem Teeweg alle Ehre machen würde, und hieß ihn als seinen Schüler willkommen.“

Das Herz von Wabi Sabi

In dieser Geschichte ist das Herz von Wabi Sabi enthalten. Rikyû, der im 16. Jahrhundert den Teeweg mit der berühmten Teezeremonie entscheidend prägte, zeigt, wie der Augenblick durch das Unvollkommene und Zufällige eine unverwechselbare Gestalt bekommt. Christopher A. Weidner schreibt in seinem Buch Wabi Sabi – Nicht perfekt und trotzdem glücklich!: „Schönheit liegt nicht in der Perfektion, sondern in der Einzigartigkeit. Erst die Blütenblätter auf dem perfekt geordneten Garten machen ihn zu etwas Besonderem. Vielleicht wird der nächste Wind sie wieder fortwehen, aber der Augenblick ihres Anblicks zählt und macht ihn zu einer individuellen Erfahrung. Auch die Blütenblätter in der goldenen Schale werden sicherlich bald untergehen und verschwinden. Doch genau das macht den Moment ihres Anblicks so kostbar. Diese Schönheit im Angesicht des nicht aufzuhaltenden Wandels der Welt ist das Geheimnis von Wabi Sabi.Wir leben in einer Zeit und Kultur, in der wir dem Einzigartigen und Unwiederbringlichen kaum mehr Aufmerksamkeit schenken. Wenn wir an Schönheit denken, dann haben wir keine Bilder von der Vergänglichkeit des Lebens vor Augen. Unser Schönheitsverständnis ist geprägt von allem, was neu und makellos ist.“

Wabi Sabi in der Liebe

Hingegen könnte eine Vase mit einem großen Riss in der Mitte in einem  japanische Kunstmuseum auf einem Sockel gesetzt ein Kunstwerk sein. Das Schlaglicht würde gerade den Riss beleuchten. In diesem Sinne hat Arielle Ford das Buch Wabi Sabi Love geschrieben. Ein Weg das Unperfekte unseres Partners und unserer Beziehungen zu schätzen, ja sogar zu feiern, um darin das Perfekte zu finden.

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