Auszeittagebuch: 5. und letzter Teil

Foto: Evelin Rosenfeld

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Die Integration der beiden neuen Teilnehmenden und der Start der zweiten Woche ist vollbracht: Unsere Startwanderung am Sonntag entlang der Steilküste, westlich von Taganana verlief ereignisreich: U., der sich allzu sehr in sich selbst in die Arbeit mit seinem Inneren Kompass zurück gezogen hatte und ganz vergaß, dass seine Arbeit mit der Angst weitergeht, dass es gilt, sich zu zeigen und zu äußern, wurde auf dem Plateau am „gelben Felsen“ vom hinzugekommenen P. herausgefordert:

Ein Kräftemessen auf der Ebene der Mentalkörper, Feueraspekt versucht Steinaspekt zu kontrollieren. Alle Anwesenden kennen die Zusammenhänge im Ko-Zyklus, alle Anwesenden sind in der Lage, die unterschiedlichen Energieformen zu unterscheiden.

Die Regeln: Du darfst alles verwenden, um den Aspekt deines Gegenübers herauszufordern – außer den direkten Körperkontakt. Wer sich zuerst abwendet, ist unterlegen.
Bei dieser Begegnung geht es um mentale Kraft und spirituelle Klarheit. Die beiden Männer kreisen umeinander, zunächst mit ausholenden Gebärden, doch Minute um Minute wird die Spannung höher, nur noch Blicke und subtile Veränderungen der Haltung sind mit bloßem Auge beobachtbar. Es gelingt, auf feinstofflicher Ebene Barrieren, Dynamik und Räume aufzubauen, beide Männer wirken angestrengt und konzentriert. Nach gefühlt ewiger Zeit passiert es: Beide versteinern. Beide ziehen sich auf Persönlichkeitsaspekte zurück, die in den letzten Jahren (oder Jahrzehnten) immer den Karren aus dem Dreck gezogen haben. Statt in die Kraft anderer „Gesichter“ zu gehen, fallen beide in ein Energieschema zurück, dass ein uraltes, inneres Muster aufrechterhält. Meilen entfernt von der inneren Meisterschaft.
P. bemerkt dies – er ist seit 9 Monaten Initiiert und hat geübt, seine energetische Balance zu beobachten. U. verharrt im Stein, fixiert auf den „Sieg“ in diesem Zweikampf. P. legt sich seitlich auf den Boden, das Gesicht U. zugewandt und beobachtet diesen. Der erstarrt noch mehr. Noch wenige Minuten, dann beendet P. die Begegnung, indem er sich ganz abwendet.
Alle haben gesehen, was geschehen ist. Es wird nicht viel gesprochen – stilles Einverständnis, die beiden „Kontrahenten“ werden sich den Rest des Tages mit dem Zugang zur Feuerkraft befassen. Auf ihre Weise.
Wir wandern weiter und ich befrage G. , was sie beobachtet hat.

Beobachten – nicht bewerten…
Der Tag klingt friedlich aus an einer verborgenen, kleinen Bucht, die man nur zu Fuß erreichen kann. So haben wir den Strand, seine wilde Brandung und die vielen, riesenhaften Findlinge fast für uns alleine. S. baut kleine Steinmännchen – fünf, im Kreis, aufrecht …
Am nächsten Morgen habe ich eine Verabredung mit G.

Foto: Evelin Rosenfeld

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Gleich nach unserem Morgenyoga brechen wir auf in den sagenumwobenen Tagananawald. Hier wartet Alofe einmal mehr auf uns – Schatten aufzunehmen und das gleißende Licht radikaler Ehrlichkeit auf all den Schutz, all die Wut, all die offenen Rechnungen zu werfen. Beim Gang hinauf ist mir bewusst, dass es viel, sehr viel wäre, wenn es gelänge, den Panzer dieser Frau wirklich zu knacken – und ihr damit zu ermöglichen, wieder wirklich zu spüren – innen wie außen.
Nach Stunden kehren wir erschöpft zurück in die Casa. Hier erwarten und die Männer, die – verteilt in Garten, Casa und Dachterrasse – über ihrem Inneren Kompass und den in der Traumreise empfangenen Hinweisen brüten. Der Nachmittag und Abend ist gefüllt mit Einzelsitzungen. Die bereits initiierten P. und S. haben die Aufgabe, echte Alternativen für ihre selbstbestimmte Wahl zu finden. Ich erkläre nochmals die drei Schritte der selbstbestimmten, absichtsvollen Entscheidungsfindung – im Unterschied zu den gewohnten Reaktionen und Pseudoentscheidungen, wie wir sie gelernt haben. Nu verstehen auch die Noch-nicht-Initiierten, warum sie bis zur Initiation keine wichtige Entscheidung mehr treffen sollen: Ohne Klarheit über das Innere Zentrum ist jede Handlung, jede Entscheidung ein Blindflug, der in eine weitere, fremdbestimmte Reiz-Reaktions-Kette führt.
Für P. und S. ist der Zeitpunkt jetzt gekommen, Konsequenzen aus ihrem Inneren Kompass in ihrem alltäglichen Leben zu fällen. Und, nach Fragestellung und Anliegen der beiden, geht es um – alles. Ein Unternehmen, das aufgegeben oder fundamental umgestaltet werden wird – weil es Zeit ist, wirklich zu dienen und das Herz führen zu lassen. Und eine Konzernkarriere, die aus der Entfernung doch gar nicht so schlecht aussieht, und doch so viele Male schon an den Rand der totalen Erschöpfung und Frustration geführt hat. Wie weiter, S. ?

Das bilden echter Alternativen ist eine hohe Kunst.
Insbesondere, wenn die Fragestellung in das Zentrum der Seele zielt.

Nur noch drei Tage, um echte und treffende Alternativen zu entwickeln.
Mit dem „Helikopterflug“ (Name einer Trancereise) sind die Fundamente bereits gelegt. Jetzt geht es um recherchieren, konkretisieren, abgleichen, gestalten…
Wo ginge das besser, als im zauberhaften Zauberwald Am nächsten Morgen berchen wir auf zum Nordostkamm des Pijarals, der Ort, an dem ich zu Neumond Cedronella sammeln gehe. Der Ort, an dem jeder Baum, jeder Farn, jede Flechte, jeder Vogel Antwort gibt, wenn Du ihn fragst. Der Ort an dem bisher jeder, den ich hierher führte, seinen fließenden, beseelten Wasseraspekt deutlich erlebt, auslebt. Der Ort, an dem ich schon stundenlang auf einem Felsen saß, den Zauberwald mit seinen zahllosen, leisen Klängen Rücken, den Blick 900 Meter hinab auf das Meer. Das Meer von Atlantis. DA gibt es für mich gar keine Frage….

Foto: Evelin Rosenfeld

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Leuchtende Augen, Menschen so still, dass sie sich mit dem Wald verweben, und eine Fee, die mit erhobenen Armen durch den Wald tanzt: das gestrige Ritual wirkt: G. ´s Panzer ist durchbrochen, sie kann wieder spüren, all die Vorbehalte, Wut und Schmerzen wie weggeblasen. Sie tanzt.
Ich bete bei mir selbst: Möge sie ihren Raum jetzt hüten, möge sie die Achtsamkeit haben, ihn frei zu halten von den Schatten in ihrem Geist. Der Geist muss sich erst langsam läutern. Und damit dies geschehen kann, braucht es emotionale Disziplin. Ich wünsche ihr so sehr, dass sie diese Disziplin aufbringt und ihren ersten, wichtige Schritt auf ihr Wesen zu festigt.

Wieder auf dem Teide
Nach einem weiteren „Haustag“, an dem Eindrücke integriert, Fragen vertieft, Aufzeichnungen vervollständigt werden können, ist es wieder Donnerstag geworden. G. will alleine im Anaga bleiben, ihre neue Leichtigkeit und Freiheit feiern. Die Gruppe wünscht sich, den Sonnenaufgang auf dem Teide zu erleben. Das bedeutet, 6h Abfahrt, kein Yoga, reduziertes Frühstück. Für mich bedeutet das: 5h aufstehen, Sachen packen, Sitzungen vorbereiten Frühstück machen … meine müden Knochen freuen sich über meine Bekräftigung: „Ich bin dankbar, dienen zu dürfen – für Wahrhaftigkeit und Transformation“. Hätte ich dieses Anliegen nicht, wäre ich nicht bereit gewesen, jedes persönliche Bedürfnis loszulassen, meine „Rillen“ (Automatismen auf Angst) radikal zu meistern, würde ich dieses Licht nicht deutlich sehen, das mir sagt, dass mein Verständnis von Liebe die uneingeschränkte Wahrheit der Seele ist – und die Bereitschaft, jede hieraus notwendige Wandlung zu vollziehen – ich hätte wohl nicht die Kraft, auch nur 3 dieser 18h-Stundentage intensivster Präsenz, Konzentration und auch körperlichen Anstrengung zu schaffen. Doch mit diesem Anliegen und dieser über 15 Jahre trainierten Haltung gehe ich um 5h20 hinunter in die Küche, koche Miso und Porridge, lasse die inneren Bilder meiner fünf Teilnehmer vor mir erscheinen und bereite mich auf die nächsten Schritte vor.

Foto: Evelin Rosenfeld

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Und wenig später fahre wir die endlosen, schmalen Serpentinen hinauf zu Vater Teide, die Wolken sind heute ungewöhnlich hoch, so dass wir erst spät das erste Licht sehen zwischen den majestätischen Pinos und der sagenhaften Landschaft der Teide-Cañadas.
Während des Aufstiegs aus der Montaña blanca spreche ich mit P.noch einmal alle Alternativen durch, an denen er arbeitet. Zwei seiner fünf Bilder haben wirklich viel Kraft – er merkt das selbst und bekommt Angst. Es wird ernst: Der Horizont ist so viel weiter geworden, die bisherigen Mechanismen von Sicherheit und Routine sind in ihrer Destruktivität allzu sichtbar … kann er den Glauben für ein (so) anderes Leben aufbringen ?

Ich lasse ihn an den schwarzen, magnetischen Steineiern alleine in seinem Diskurs zwischen Sehnsucht und Angst und weiß, er hat einen sicheren, klaren Anker im Zentrum seines Herzens…

Die anderen haben uns eingeholt, sind voller Fragen und Ideen, die sie mit mir reflektieren wollen. C. ist fest entschlossen, vor Ablauf der Auszeit zu initiieren. U. will noch einmal genau wissen, was das bedeutet.
So oft bin ich das schon gefragt worden und es ist so schwer, es in Worte zu fassen. Und doch ist diese Frage natürlich verständlich, wenn man wochen- oder monatelang auf diesen Meilenstein zuarbeitet. Ich versuche es also einmal mehr:

„Initiation – … das ist im „Was Dir wirklich wichtig ist“-Prozeß der Moment, in dem Du deiner Seele versprichst, Dich von nichts anderem mehr bewegen zu lassen, als von deinem Seelenanliegen. Dieses in einem großen, etwa 3-stündigen Ritual vollzogene Versprechen setzt voraus, dass Du in der Tiefe angstfrei bist, dass Du eine unbegrenzte Fülle in Dir wahrnimmst, so dass jede Sehnsucht, jeder Wunsch, jedes Wollen und Brauchen verschwunden ist. Außer dieses eine, dieses unbedingte „Ja“ dazu, zu dienen. Der Menschheit, dem Leben, Gott … Nichts – NICHTS !!! – zurück zu halten für Dich selbst, vollständig zu vertrauen in deine Kraft, in dein Seelenanliegen und dein Geführtsein.

In diesem Moment erlebst Du zu ersten mal, wie Sein, Tun, und Haben zusammenfallen, eins sind. Du bist was Du bewirkst. Du bewirkst, was Du bist. Die Wochen oder Monate der Vorbereitung auf diesen Moment haben alles was überflüssig geworden ist in deinem Leben sichtbar gemacht. Du stehst nackt, nichts wissend – außer, dass Du bist und wofür Du in dieses Leben gekommen bist.

Dieses Ritual ist sehr stark –und irreversibel. Die Regeln, nach denen dein Leben verläuft und deine Wahrnehmung verändern sich. Für immer.“
Schweigen. Der ernsthafte U. prüft einmal mehr seine Intention, seine inneren Motive und Aspekte, schleift Schicht für Schicht ab von seinem Wesenskern. Mit jedem Schritt auf dem steilen Gipfel des Teide wird die Luft dünner, jeder Meter vervielfacht den erforderlichen Kraftaufwand. Denken ist irgendwann nicht mehr möglich. Nur noch reine Wahrnehmung.

Da wollen wir hin.
S. muss eine ausgedehnte Pause machen, Sein Herz rast, sagt er, und ihm sei schwindelig. P.setzt sich zu ihm und beginnt in Zeitlupe, einen riesigen, dreieckigen Stein auf seiner Spitze zu balancieren. Millimeter um Millimeter lässt er sich vom Stein die richtige Position einflüstern.
C. keucht an uns vorbei – strahlend ruft er: Ich hab´s verstanden. Genau das ist es. Ich hab´s ja immer gewusst ! … und hinauf, hinauf zum Kraterrand.
An der Seilbahn treffen wir uns wieder, 200 Höhenmeter unterhalb des Gipfels. Alle wollen … runterfahren – nur P. nicht. Morgen soll seine fundamentale Ent-Scheidung fallen, morgen soll etwas in die Welt kommen, wonach er sich so lange gesehnt und was er so gefürchtet hat.
Ich frage ihn: „Und, bist Du bereit, wirklich alles hinter Dir zu lassen für deine Berufung ? Hast Du gute Alternativen ? Klingt dein Herz, wenn Du an sie denkst ? Funktionieren sie ?“ „Ein bisschen mulmig ist mir schon“, antwortet er.
Und dann rennt er.
Rennt von 3.200 Höhenmetern hinab auf 1.800 Meter, die ganze Kraft des Aufstiegs setzt sich frei, auch des Aufstiegs aus jahrzehntelanger Überanstrengung, Fremdbestimmtheit, Selbstzweifeln und destruktiver Disziplin.

Weit nach Sonnenuntergang kommen wir in der Casa wieder an. G. strahlt uns entgegen – hat das Wunder des offenen Herzens mannigfach erlebt und sprudelt mit ihren Erlebnissen von Begegnung, Vertrauen, Weite, Offenheit nur so heraus.

Die letzten Vorbereitungen für den Abschlußtag morgen werden besprochen: Vor mir liegen zwei Blätter mit Ritualformeln. Zwei Männer, die ich eine Zeitlang durch ihre Schatten, durch ihre Fragen und inneren Welten begleitet habe, sind bereit. Ja, sie sind bereit. Ich werde sie in die Initiation begleiten.
Auch für mich ist diese Entscheidung von Gewicht, denn zweimal in fünfzehn Jahren habe ich Menschen initiiert, die noch nicht wirklich so weit waren. Ich hatte es gesehen, doch bin ihrem Wunsch gefolgt. In beiden Fällen waren die Folgen verheerend und wir hatten viel zu tun, die Seele in die Stabilität zu bringen, die es braucht, um das, was durch den geöffneten Kanal hereinkommt, auch wirklich verkraften zu können.
Daher frage ich mittlerweile vielfach auf allen Ebenen, prüfe, bis die AnwärterInnen mich schon als nervend oder grausam empfinden, spüre, sehe… Doch heute ist es klar: Diese beiden sind „ready to fly“. Zwei Initiationen an einem Tag, das ist auch für mich viel. Es ist schwer zu erklären, was meine Funktion bei diesem Ritual ist. Am besten taugt wohl das Bild einer elektrischen Überbrückung. Starkstrom. … ich bitte um mindestens 3 Stunden Zeit zwischen den Ritualen…
Aufgrund der Zeit, der Reife seiner Wahlmöglichkeiten und der anderen anstehenden Abschlussgespräche verschieben wir P. s Entscheidung auf Samstagvormittag.
Der Freitag auf dem Nordwest-Grat des Löwenkopfes verläuft kraftvoll von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Die Initiationen sind atemberaubend: Kraft und Herz fliessen zusammen, die Natur begleitet uns mit starken Zeichen und ihrer ganzen Pracht. Die Sonne geht unter. Vor mir liegt im Medizinrad ein vom Tanz erschöpfter und tief atmender Mann auf dem Rücken, die Augen verbunden, die Initiationsgeschenke fest in den Händen, seelig lächelnd in den rötlichen Sonnenstrahl, der genau seinen Platz noch erleuchtet.

Foto Evelin Rosenfeld

Foto Evelin Rosenfeld

Ich bin zutiefst glücklich und zufrieden, ihm verbunden und gewiss, dass es einen Menschen mehr auf der Welt gibt, der für die Liebe lebt, der angstfrei zu seinem Herzen steht und für die Wesen. Ein Mensch, der Vorbild, Mutmacher, Förderer für viele andere sein wird, das Gefängnis der Angst zu verlassen und die ganze Fülle des Lebens zu erschließen.

Beim Feier-Essen in San Andres packt G. wieder ihre Astrokünste aus. Vergnügt zücken alle ihre Smartphones, gucken sich sternenkomstellationen an und deuten Winkel. „Ich habe ab jetzt am 19. September Geburtstag.“ Sagt U. Alle lachen. Der Tisch biegt sich vor Köstlichkeiten, der Ernst und die Konzentration der letzten Tage ist von allen abgefallen – Erleichterung, Verbundenheit, Klarheit, Herzenswärme.
Die kurvenreiche Fahrt wieder zurück, hinauf in unsere geliebten Berge „geschieht“. Zum Glück sind wir alle gut behütet…
Am Samstagmorgen steht also ausnahmsweise noch ein wichtiger Akt an. P.´s Entscheidung. Wir sitzen auf der Dachterrasse, haben einen Schutzraum geschaffen, geräuchert, sitzen einander gegenüber. Mit geschlossenen Augen beantwortet P. meine erneuten Fragen nach Berufung, Wahrhaftigkeit, der „richtigen Fragestellung“. Vor uns liegt sein IEM (Innerer Entscheidungsmaßstab), der innerhalb der nächsten Stunde klar und deutlich zeigen wird, welche Form die für P. angemessene ist, um JETZT seine Berufung in die Welt zu tragen.

Ein Unternehmen steht auf dem Spiel.
Ein Familienbetrieb, eine Vater-Sohn-Beziehung, ein Lebensweg und ein Selbstbild. Wie wahr ist das alles im Angesicht der eigenen Seele ? Welche der Wahlmöglichkeiten ist wirklich kompatibel mit P.s Seele ?
Ein langer, intensiver Wäge, Spür, Prüflauf beginnt. Frage um Frage wird beantwortet, die Fünf sind absolut präsent und bewerten die Alternativen sicher und klar.
Als alles gesehen und gehört ist – Stille.
„Was meinst Du, welche ist es?“, frage ich ihn.
„Variante B.“ antwortet er ohne Zögern.

Ich zeige P. das Ergebnis, das ich aus seinem Inneren Dialog aufgezeichnet habe. Ja: Variante B.
Dieser Weg, der fast maximal entfernt von seiner bisherigen Lebenssituation verläuft, ist der Weg seiner Seele. Der Verstand stutzt. Der Gesichtsausdruck öffnet sich. Beherzt nimmt P.Alternative um Alternative, mit Herzblut ausgearbeitet, manche vertraut, manche ganz neu – alle geliebt – und zerreißt sie. Alle, bis auf 2. Bei Variante D – seinem Dasein als Künstler, nur Künstler, befreit vom Betrieb – stoppe ich sein symbolisches „Verzichten auf alles bis auf eins“. Wir sehen uns an. Ich weiß, dass diese Alternative ist, auf die sein Geist am meisten gehofft hat. Hier ist der Weg, der ihm all die Jahre Zuflucht geboten hat, die Hoffnung aufrecht erhielt, alles doch noch einem sinnvollen Ziel zuzuführen. Seine Hände sinken herab, mit ihm das bereits angerissene Blatt Papier. Ein Blatt Papier mit einem Lebensweg. Und da bricht es aus ihm heraus – Tränen aus der Tiefe, noch einmal die ganze Last, der ganze Schmerz, der vermeintlich einzige Strohhalm …
Dann wird es ruhig. Er hebt die Hände und zerreist diesesvorletze Blatt Papier, auf dem sein Name steht – und der am meisten ersehnte Weg…. „Es ist Alternative B“ sagt er, während das Papier zerreißt.

Zuletzt nimmt der Alternative B – sieht sie lange an, wischt sich die Tränen aus dem Gesicht und sagt: „JA“.

Hintergrund: Sechs Menschen und Evelin treffen sich kurz vor Vollmond am 6. September  im Anagagebirge – einer abgelegenen Gegend auf Teneriffa – um Ängste zu durchbrechen, die in alle Winde verstreuten Anteile zusammen zu holen, ihnen unter Lorbeerbäumen Leben einzuhauchen und im magischen Licht der Barrancos den Ruf der Seele zu hören. Seit 15 Jahren begleitet Evelin nun Menschen in diesem tiefen Transformationsprozess, der in Selbstbestimmtheit und ein authentisches Wirken führt.

Alle Informationen zu ihren Reisen  hier.

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