Shared Space

sharespaceMehr Sicherheit bei weniger Vorschriften ist ein scheinbar paradoxes Phänomen, das sich im Straßenverkehr häufig beobachten lässt. Hans Monderman, der Erfinder der Shared Space-Idee sagte treffend: „Auf einem Eislaufplatz fahren alle Leute wie sie wollen, sie achten nur aufeinander. Wir zeichnen dort auch keine Bahnen für verschiedene Geschwindigkeiten und stellen keine Verkehrsschilder auf.“

Shared Space – So heisst ein Ansatz zur Raumplanung und -einrichtung, der in ganz Europa immer mehr Beachtung findet. Shared Space beinhaltet neue Ausgangspunkte für den Gebrauch, den Entwurf und die Unterhaltung unserer Strassen und öffentlichen Räume und hebt die herkömmliche Trennung der verschiedenen räumlichen Funktionen auf.
Das entscheidende Merkmal ist, dass Verkehrsschilder, Fussgängerinseln, Ampeln und andere Barrieren nicht mehr nötig sind. In Shared Space fügen sich Autofahrer rücksichtsvoll ins menschliche Miteinander von Fussgängern, Radfahrern und spielenden Kindern ein und werden Teil des gesamten gesellschaftlichen und kulturellen Kontextes.

Shared Space ist jedoch mehr als ein paar einfache Entwurfsprinzipien. Es bedeutet nämlich auch neue Planungs- , Entwurf- und Entscheidungsprozesse, als deren Resultat neue Strukturen für die Teilnahme aller beteiligten Parteien, also auch der Bürger entstehen.

Beispiel: Shared Space in Bohmte
Das EU-Projekt Shared Space wurde im Juni 2008 offiziell abgeschlossen, es sind insgesamt 2,1 Mio. Euro investiert worden. Die Hälfte hat die Gemeinde Bohmte finanziert. In dieser Summe enthalten sind nicht nur die Kosten für die Umgestaltung der Bremer Straße und die Anlage des Kreisverkehrsplatzes, sondern auch die Mittel für Kanalisierung und Versorgungsleitungen im Zentrum sowie für den Bau des Radweges am Schwaken Hofe Richtung Ovelgönne.
Der neugestaltete Bereich in der Ortsmitte ist ca. 450 Meter lang, hier wurden 320 Meter Kanalleitungen erneuert, 8410 qm Fläche gepflastert und 1600 cbm Schotter verbaut.

Begonnen hatte Shared Space im Jahre 2004 mit einer Einwohnerversammlung. Hans Monderman war damals der Referent. In offenen Workshops sind dann Ideen gesammelt worden, es folgte eine weitere Bürgerversammlung, bevor das Planverfahren begann und die Vorhaben 2007 und 2008 realisiert worden sind.

Beabsichtigt ist, in Zukunft auch den südlichen Bereich der Bremer Straße bis zum Bahnhof nach dem Vorbild von Shared Space umzugestalten. Voraussetzung ist natürlich, dass die Gemeinde Bohmte entsprechende Fördermittel beantragen und erhalten kann. Den „Shared Space-Topf“ gibt es nicht mehr.

Die Frage nach den Unfallzahlen im Shared Space-Bereich ist natürlich auch berechtigt. Wo in den Vorjahren ca. 30 – 40 Unfälle passiert sind, sind seit der Öffnung des Shared Space-Bereichs im Mai 2008 bisher „nur“ Bagatellunfälle (also keine Verkehrsunfälle mit Personenschaden) passiert, wobei keiner originär auf das Shared Space-Prinzip zurückzuführen ist.

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