Frieden in mir – Frieden in der Welt

Friedenskreis in Palästina Sabine Lichentfels

Friedenskreis in Palästina Sabine Lichentfels


Von Jumana Mattukat. Schon seit jeher ist mir der Konflikt im Nahen Osten sehr nahe gegangen. Inzwischen habe ich das Gefühl, dass wir nur dann eine Chance auf Weltfrieden haben wenn es uns als Menschheit gelingt, diesen Konflikt zu lösen. Für mich fühlt sich Jerusalem an wie der Nabel der Welt: im Krieg wie im Frieden. Hier hat alles seinen Anfang genommen.

Für mich ist durch die intensive Innenschau in einem Seminar von Christina Kessler (“Amosophie” – Selbstrealisation ist Weltrealisation) plötzlich ganz deutlich zu spüren, warum mich dieser Krieg in besonderem Maße berührt. Es fühlte sich an als würde ich diesen Konflikt ich in mir selbst austragen. Vielleicht liegt es daran, dass ich durch meine deutsch-libanesischen Wurzeln die Moralvorstellungen von Christentum und Islam in meinen Zellen trage. Zudem sind in mir im Widerstreit die deutsche Seite, die sich schuldig fühlt und die arabische Seite, die sich als Opfer fühlt.

Moral und Gewissen

Vielleicht sind es genau diese Moralkonditionierungen von zwei Religionen, die mich prägen. In jedem Fall neige ich sehr stark dazu, in den Kategorien falsch und richtig zu denken. Letztlich ist dieses schwarz-weiß Denken und die daraus folgende Bewertung ebenso blasphemisch (woher nehme ich mir raus, Gottesgleich zu urteilen?) wie es scheinheilig ist, was die Institutionen in diesem Punkt aus den Religionen gemacht haben. Dieses ständige Bewerten und Einordnen in Kategorien – allein gespeist durch Moralvorstellungen – kann sich in mir wie ein echter Krieg anfühlen: zermürbend und zerstörend. Es geht mir dabei nicht nur viel Energie verloren, die ich für konstruktivere Dinge einsetzen könnte, auf der Strecke bleibt bei all der Moral vor allem das innere Gewissen. Ich baue mir soviel an “Vor”stellungen, wie die Welt zu sein hat, vor meine innere Stimme, dass ich sie kaum mehr vernehmen kann und sie hoffnungslos hinter all den Moralstimmen verloren geht.

Ich für mich habe aus dieser Erkenntnis abgeleitet, dass es in erster Linie nun nicht darum geht, meine Zelte abzubrechen, um Friedenskämpfer im Gazastreifen zu werden, sondern meinen eigenen inneren Krieg zu beenden.

Genau damit habe ich nun begonnen. Ich habe das Nachdenken über Moral als Ablenkung vom Wesentlichen erkannt und über Bord geworfen. Nun habe ich direkten Zugang zu meinem inneren Gewissen, das sich als viel zuverlässigerer Ratgeber herausstellt.

“Meine innere Stimme ist meine einzige Autorität”, diese Überzeugung schenkt mir Vertrauen und Freiheit.

Dadurch weiß ich, wie ich Frieden in mir finden kann.

Und warum Weltrealisation?

Inwiefern ist diese Selbstrealisation denn nun Weltrealisation wenn ich meine Aufgabe nicht im Friedenscamp sehe?
Durch diesen inneren Frieden kann ich zum einen klarere friedvollere Beziehungen eingehen.

Zum anderen kann ich durch meine “Kriegserfahrung” und durch die Befriedung der selben in Mediationen bei Konflikten Streitende auf dem Weg zu einem gemeinsamen Nenner begleiten.

Die konkrete Lösung der tobenden Kriege in der Welt habe ich nicht in der Tasche. Das ist auch glücklicherweise nicht meine Aufgabe, das überlasse ich dem lieben Gott!

Was wir aber tun können, ist für unseren inneren Frieden zu sorgen und auch unsere Verantwortung für unsere direkten Beziehungen zu übernehmen.
Übertrage ich das auf den Brandherd Jerusalem, dann wird der Frieden in diesem vertrackten Konflikt wahrscheinlich ebenfalls nur von innen heraus aus den einzelnen Menschen zu lösen sein.

Alles, was wir Menschen im Trennungsbewusstsein aus den Religionen gemacht haben, müssten wir wohl über Bord werfen und uns auf das besinnen, was der Sinn der Religion ursprünglich ist. “Religio” bedeutet Rückverbindung. Rückverbindung bedeutet sich bewusst zu werden, dass wir alle miteinander verbunden sind und dass nur unsere Egos daraus verschiedene Institutionen konstruiert haben.

Wenn wir als Menschen gemeinsam auf diese ursprüngliche verbindende Ebene finden, dann hat der Weltfrieden eine Chance!
Das wünsche ich mir sehr und arbeite an meinem Platz im Ganzen daran weiter.

In diesem Sinne Friedvolle Grüße!

Jumana Mattukat

Jumana Mattukat

Zur Person: Jumana Mattukat ist Impulscoach und Mediatorin. Sie leitet die Bremer „amoChange group“ nach Dr. Christina Kessler und bloggt unter

Mehr über die “Amosophie”: http://www.christinakessler.com

Sharing is Caring 🧡
Posted in Kolumne Verwendete Schlagwörter:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Dein Kommentar wird nach der Prüfung freigeschaltet. Bitte beachte, Einschätzungen und Meinungen in Ich-Form zu formulieren und die AutorInnen zu wertschätzen. Nicht identifizierbare Namen (Nicknames), Kommentare ohne erkennbaren Bezug auf den Inhalt des Artikels und Links zu nicht eindeutig verifizierbaren Seiten bzw. zur Eigenwerbung werden grundsätzlich nicht freigeschaltet.