Die Gärten der Alhambra

Foto: Klaus Brüheim  / pixelio.de

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Von Monika Kirschke. Der Weg führt nach Andalusien, Spanien, an die Costa del Sol. Hier haben ehemalige Sultane im 13. Jh. auf einem bewaldeten Hügel, ca. 150 Meter über der Stadt Granada, ein Paradies auf Erden erschaffen. Ursprünglich war die Alhambra im 9. Jh. als maurische Festung erbaut. Im 14. Jh. schrieb der Dichter Ibn Zamrak, dass dieser Hügel wie ein Mann auf Granada blicke, der bewundernd seine Frau betrachtet!

Katharina Wieland Müller  / pixelio.de

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Was für eine Poesie von einem Mann zum Ausdruck gebracht? Auch John Irving, ein amerikanischer Schriftsteller des 19. Jh. schwärmte von diesem malerischen Ort, der ein Stück Arabien in den Süden Europas bringt. Im Jahr 1986 wurden die Gärten der Alhambra zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt. Sie gelten als eines der 7 neuen Weltwunder. Mit der Sommerresidenz der damaligen Nasriden-Sultane und der herrlichen Alhambra wurde ein architektonisches und für die menschlichen Sinne einzigartiges Meisterwerk mit historischen Palästen, romantischen Pavillons, kunstvollen Ornamenten und blühenden Gärten geschaffen.

Es galt als paradiesisches Glück, dem Geräusch von fließendem und fallendem Wasser zu lauschen. In der Alhambra wird Wasser großzügig eingesetzt, ist es doch Luxus für die Menschen, die mit den Bedingungen in der Wüste sehr wohl vertraut sind. Die Gartenarchitekten wussten, das das Wasser in den geometrisch angelegten Wasserpfaden die Luft kühlen und das sanfte Murmeln und Plätschern die Ohren verwöhnt und den Geist in die Ruhe und Ausgeglichenheit einschwingt. Sie wussten um die Bauweise, Wasser nicht direkt auf die Oberfläche sprudeln zu lassen, um die Teichoberfläche spiegelglatt zu halten. Es sind genau diese rechteckigen Wasserbecken, die den Menschen erden, indem sich darin der helle spanische Himmel Andalusiens widerspiegelt, einen Eindruck von Weite und Licht erschaffend. Himmel und Erde, Geist und Materie vermählend. Bei gutem Wetter zeigt sich die mächtige Kulisse der Sierra Nevada mit ihren bis zu 3400 Meter hohen schneebedeckten Gipfeln im Hintergrund.

Die Schönheit der Natur von Menschenhand erschaffen

Foto: CFalk  / pixelio.de

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Erzählungen zufolge stammt der Name aus dem Arabischen, und bedeutet so viel wie Garten des Architekten. Gemeint ist Gott als Architekt und Schöpfer des Universums.

Ein ausgeklügeltes und bis heute nicht nachzubauendes Bewässerungssystem, weil uns das Wissen abhanden gekommen ist, lässt das Wasser zu allen Seiten fließen, erfrischt in der Mittagshitze den Geist seiner Besucher, berührt kühlend die Sandsteine und versorgt die Pflanzen mit Wasser aus scheinbar sprudelnden Quellen und Wasserläufen. Dieses Wissen um Architektur und Landschaftsbaukunst ist einzigartig! Bedenken wir, dass das Original der Palastanlage aus der Zeit der Mauren und des Reiches Al-Andalus stammt. Die spanischen Eroberer haben die Kunst der Wasserleitung exportiert. Und es waren die Mauren, die es den Spaniern während der Konquista beigebracht haben. Auch ein Hinweis, weshalb es in Mexiko und den Anden zu finden ist. Heute bilden die maurischen Teile der Alhambra zusammen mit den späteren Erweiterungen ein einzigartiges Nebeneinander von unglaublich fein gearbeiteter arabischer Kunst und den eher schweren, geometrischen Linien der Renaissance.

Ihre Schönheit verdankt die Alhambra einer Bautechnik, um die sowohl die Mauren als auch die alten Griechen wussten. Zuerst schauten sie den Stein und ließen sich von der natürlichen Farbe und Struktur inspirieren. Heraus kam ein harmonischer, wohlproportionierter und einfacher Stil. Als nächstes verzierten sie ihre eleganten Konstruktionen – immer mit der Regel vor Augen, die als 1. Prinzip in der Architektur betrachtet wird – dass die Konstruktion verziert, die Verzierung aber nie eigens konstruiert werden sollte. Es finden sich Textbänder mit kufischen Inschriften, von der Natur inspirierte Blatt- und Rankenmotive, Friese mit geometrischen Figuren u.v.m. Was für eine Demut, was für eine Liebe im Erschaffen?

Betreten wird die Alhambra durch das Tor der Gerechtigkeit, einem mächtigen hufeisenförmigen Tor. Schon in der Bibel wird die Rechtsprechung am Stadttor erwähnt. Die für arabische Paläste typische Dekoration ist aus Stuck (Gips) gefertigt, in die Kunsthandwerker Muster hineingraviert haben, die so fein sind wie Spitze und sich fortwährend wiederholen. So wirken manche Zierbögen wie perfekt symmetrisch angeordnete Stalaktiten aus Tropfsteinhöhlen. Dazu fügen sind glasierte Keramikstücke, die zu komplizierten geometrischen Mustern und Mosaiken zusammengefügt wurden, die den unteren Bereich der Wände mit lebhaften Farben schmücken, die wiederum einen reizvollen Kontrast zum schlichteren Farbton des Stucks darüber abbilden. Ein Fest für alle Sinne!

bildpixel  / pixelio.de

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Besonders eindrucksvoll unter den Innenhöfen der Alhambra ist der Löwenhof, der als wertvollstes und nicht zu reproduzierendes Beispiel arabischer Kunst in Spanien beschrieben wird. Vollkommen proportionierte Arkaden umgeben mit ihren schlanken Säulen einen Brunnen, der von 12 Löwen aus Marmor getragen wird.

Allüberall in diesem blühenden Paradies sind diese heiligen Schlüssel der Erkenntnis verborgen, von denen ich eingangs gesprochen habe, die uns an unsere wahre Größe und Schöpferkraft erinnern möchten, an die Schönheit und die Liebe, die allem innewohnt, schauen wir mit den Augen der Liebe und erschaffen mit unseren Händen aus dem Herzen heraus!

Zur Person:  Monika Kirschke ist Gartenbau-Ing. und Naturheilkundlerin aus Passion. Sie betrachtet den Garten aus der Perspektive von Nachhaltigkeit & ganzheitlicher Sichtweise von Mensch & Natur. Ein fachgerechter Schnitt von Obstbäumen & Blütengehölzen ist ihr ebenso wichtig wie die standortgerechte Auswahl und das Arrangement mit wundervollen Staudenfamilien, Hecken – das immergrüne Rückgrat im Garten. Und ist alles im EinKlang: Der pflegeleichte Garten – einfach genial! Im Frühling erscheint ihr erstes Buch im Schirner-Verlag: Heilende Gärten – Der Garten als Spiegel der Seele. Mehr auf ihrer Website: www.heilende-gaerten.net 
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