Ökodörfer: Lokale Lösungen für globale Probleme

oekodoerferEin großes Forschungsexperiment geschieht derzeit auf der Erde. Weltweit, meist an abgelegenen Orten, oft kaum beachtet von der Öffentlichkeit, arbeiten Wissenschaftlerinnen und Handwerker, Erfinder und Ärztinnen, Aktivisten sowie Betroffene globaler Krisen zusammen. Angesichts von Klimawandel, Landflucht, Einsamkeit der Städte, Umweltzerstörung und ökonomischer Ungerechtigkeit arbeiten sie an ihren Orten entschlossen und kreativ an funktionierenden Alternativen: an ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit, dezentraler Energieautonomie, Selbstversorgung mit gesunden Nahrungsmitteln, an Versöhnung nach Konflikten und ökonomischer Gerechtigkeit.

In traditionellen oder neu gebauten Dörfern, in ökologisch bedrohten Landschaften, in Industriebrachen, Slums oder privilegierten Regionen aller Erdteile bauen sie reale Modelle für eine lebenswerte Zukunft auf. Sie reaktivieren dazu traditionelles Wissen und lokale Erfahrungen, sie nutzen das vernetzte Zukunftswissen einer globalen Bewegung sowie die kollektive Intelligenz, die entsteht, wenn lokal wieder zusammengefügt wird, was durch die Kräfte der Globalisierung so auseinander gerissen wurde: Wissenschaft und Intuition, Arbeit und Leben, Produktion und Verbrauch, Alt und Jung. Niemand hat es koordiniert, niemand am Reißbrett geplant: Das Forschungsexperiment der Ökodörfer entstand aus eigenem Antrieb, dezentral, auf Graswurzelebene, gesteuert von der Entschlossenheit vieler Bürger und Bürgerinnen, die Zukunft nicht mehr den Politikern zu überlassen, sondern selbst in die Hand zu nehmen. Sie vernetzen sich zu einer globalen Bewegung, tauschen sich aus, kooperieren mit Wissenschaft und Politik, mit Wirtschaft und Medien. So wandeln sich Protestbewegungen in die Kraft für eine globale Alternative.

Ökodörfer sind in ihren Regionen Leuchttürme für ökologische Erneuerung, soziale Nachhaltigkeit und ökonomische Wiederbelebung. Ökodörfer können bewusst gestaltete Lebensgemeinschaften sein, aber auch gewachsene Dörfer oder Initiativen in Stadtteilen und Slums. Ökodörfer aus dem globalen Süden und dem Norden gehen Allianzen ein, leisten gegenseitig Hilfe, bieten einander Wissenstransfer und machen so ein alternatives nachhaltiges Entwicklungsmodell sichtbar, einen Ausweg aus der Armutsfalle und der Abhängigkeit von fossiler Energie- und industrieller Lebensmittelproduktion. Viele Ökodörfer haben den Charakter einer bewusst gestalteten Lebensgemeinschaft. Sie folgen dem Wunsch, gemeinsam zu leben und zu wirtschaften. Mittlerweile sind es immer öfter traditionell gewachsene Dörfer oder Initiativen in Slums, die angesichts von Gewalt, Armut und Folgen des Klimawandels in einem Transitions-Prozess ihren gemeinschaftlichen Zusammenhalt stärken und traditionelle und innovative Lösungsansätze integrieren. Sie gehen gehen vielversprechende Win-Win- Allianzen ein, leisten gegenseitige Hilfe, bieten einander Wissenstransfer und machen so ein alternatives nachhaltiges Entwicklungsmodell sichtbar, einen Ausweg aus der Armutsfalle durch dörfliche Energie- und Lebensmittel-Autonomie, ökologisches Hightech und Gemeinschaftsbildung auf allen Ebenen.

Das Buch Ökodörfer weltweit stellt eine Auswahl von Ökodörfern aller Kontinente in ihren eigenen Geschichten vor, um einen Geschmack vom Reichtum und der Vielfalt der Bewegung zu geben. Das Buch beruht auf Texten von und Interviews mit GründerInnen und langjährigen Gemeinschaftsmitgliedern. Anlässlich des 20. Jubiläums des Global Ecovillage Networks (GEN) wirft es einen Blick auf Erreichtes zeigt aber auch die Schwierigkeiten und Konflikte.  Auf diese Weise entstand ein Lesebuch, das sehr persönlich Zeugnis ablegt von einem der größten Abenteuer unserer Zeit: das  Leben angesichts globaler Mächte wieder in die eigene Hand zu nehmen.

Zu den Autoren: Leila Dregger ist Diplom-Agraringenieurin und langjährige Journalistin. Sie bereiste viele Jahrzehnte lang Gemeinschafts- und Friedensprojekte in allen Kontinenten, um deren Lebensweise kennenzulernen und über sie zu schreiben. Mit den Schwerpunktthemen Frieden, Ökologie, Gemeinschaft, Frauen arbeitet sie seit 25 Jahren für Presse und Rundfunk sowie als Drehbuchautorin und Regisseurin für Theater und Film.
Kosha Joubert wurde in Südafrika geboren und ist dort aufgewachsen. Das Apartheitssystem hat ihren Lebensweg tief beeinflusst: Sie hat sich entschieden, ihr Leben dem Studium und der Praxis der vertrauensvollen Kommunikation und der Gemeinschaftsbildung in unterschiedlichen Umgebungen zu widmen. Seit 20 Jahren lebt sie in zweckorientierten Gemeinschaften.

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