Das denkende Herz

dasdenkendeherzDie Jüdin Etty Hillesum schrieb im Angesicht des Todes im Vernichtungslager in einem Sonntagmorgengebet am 12.7.1942: „Es sind schlimme Zeiten, mein Gott. Ich verspreche dir etwas, Gott, nur eine Kleinigkeit; ich will meine Sorgen um die Zukunft nicht als beschwerende Gewichte an den jeweiligen Tag hängen, aber dazu braucht man eine gewisse Übung. Jeder Tag ist für sich selbst genug. Ich will dir helfen, Gott, dass Du mich nicht verlässt, aber ich kann mich von vornherein für nichts verbürgen. Nur dies eine wird mir immer deutlicher: dass Du uns nicht helfen kannst, sondern dass wir Dir helfen müssen, und dadurch helfen wir uns letzten Endes selbst. Es ist das einzige, auf das es ankommt: ein Stück von Dir in uns selbst zu retten, Gott.

Und vielleicht können wir mithelfen, Dich in den gequälten Herzen der anderen Menschen auferstehen zu lassen.

Ja, mein Gott, an den Umständen scheinst auch Du nicht viel ändern zu können. Ich fordere keine Rechenschaft von Dir, Du wirst uns später zur Rechenschaft ziehen.
Und mit fast jedem Herzschlag wird mir klarer, dass wir Dir helfen müssen und Deinen Wohnsitz in unserem Innersten bis zum Leben verteidigen müssen.

Es gibt Leute, die tatsächlich im letzten Augenblick ihre Staubsauger und ihr silbernes Besteck in Sicherheit bringen, statt Dich zu bewahren, mein Gott.

Und es gibt Menschen, die nur ihren Körper retten wollen, der ja doch nichts anderes mehr ist, als eine Behausung für tausend Ängste und Verbitterung.

Und sie sagen: ‚Mich sollen sie nicht in ihre Klauen bekommen’. Und sie vergessen, dass man in niemandes Klauen ist, wenn man in Deinen Armen ist.

Ich werde allmählich wieder ruhiger mein Gott, durch dieses Gespräch mit Dir. Ich werde in der nächsten Zukunft noch sehr viele Gespräche mit Dir führen und Dich auf diese Weise hindern, mich zu verlassen. Du wirst wohl auch karge Zeiten in mir erleben, mein Gott, in denen mein Glaube dich nicht so kräftig nährt, aber glaube mir, ich werde weiter für Dich wirken und Dir treu bleiben und Dich nicht aus meinem Innern verjagen.

Gebet aus: Das denkende Herz der Baracke: Die Tagebücher 1941-1943“ target=“_blank“>Das denkende Herz der Baracke, Die Tagebücher der Etty Hillesum 1941-43

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2 Kommentare zu “Das denkende Herz
  1. Melissa sagt:

    Berichtet doch mal über einen von den 40 Millionen Christen, die unter Stalin in seinen Lagern zu leiden hatten oder die 20 Millionen Ostdeutsche die unter Befehl der USA von den Russen abgeschlachtet wurden oder über die Shoa der Palästinenser brutal ausgeführt von den HEUTIGEN jüdischen Israelis.

    Ich kann das verstehen dass man sich als Deutsche kaum traut darüber zu berichten, dass WK 2 ein Deal war von den jüdischen Zionisten um sich eine neue Heimat zu erschwindeln die die Deutschen bezahlen müssen und um den USA die technischen und wirtschaftlichen Errungenschaften und natürlich das ganze Gold des deutschen Reiches zu übergeben.

    Darüber dass Österreichs Adolf die Kommunisten abwehren wollte die ganz Europa bedrohten und die von den Juden unterstützt wurden sollte man aber schon Bescheid wissen….

    Das Leben lebt sich selbst. Patriarchale Religionen legen den Schwerpunkt auf´s „göttliche Himmelreich“ und nicht auf´s irdische Paradies DESHALB gibt es soviel Unglück und Leid in der Welt.

  2. ja, da ist mal wieder ein Beitrag der Liebe, Glaube, Hoffnung Realität werden lässt. Aufgerüttelt durch das Gedicht „Die Einladung“ von Oriah Mountain Dreamer stelle ich mir selbst oft die Frage: „wie wirst du in solchen Extremsituationen zu dir stehen?. Stelle ich alles in Frage? verliere ich den Glauben an Gott oder an die universellen Gesetze? Kann ich der Liebe einen Platz im Herzen bewahren?. Ich hoffe niemals in so eine Lage geraten zu müssen und werde wieder dankbar für die politische und gesellschaftliche Stabilität in der ich leben darf.

    Herzensgrüße

    Will Westner

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