Intensivtagebuch

intensivtagebuchWenn ein geliebter Mensch auf der Intensivstation im Koma liegt, ist dies auch für seine Angehörigen oft eine große Belastung. Hier ein Intensivtagebuch zu führen, bringt oft Erleichterung. Darüberhinaus kann der Patient das Tagebuch, das auch von den Pflegern und Ärzten gefüllt wird, später lesen und damit seine Erfahrungen und die oft als verloren empfundene Zeit besser zu verstehen.

Ein erster Ertrag berichtet über die Ereignisse, die zur Aufnahme führten, weitere tägliche Einträge beschreiben die Entwicklung des Patienten. Hilfreich sind hierbei reflexive Fragen („ich frage mich, ob Sie das Geräusch der Beatmungsmaschine in Ihre Träume einbauen?“).

Nach dem Erwachen aus der Beatmung kann der Patient das Tagebuch lesen und so selbstbestimmt die Zeit seiner Bewusstlosigkeit rekonstruieren und etwaige traumhafte, für den Betroffenen als real statt gefunden erinnerte Erlebnisse verarbeiten.

Das Intensivtagebuch ist in Skanidinavien und England weit verbreitet und wird dort seit mehr als 20 Jahren erfolgreich umgesetzt. In Deutschland beginnen seit 2008 einige Intensivstationen damit, das Tagebuch einzuführen.

Liebe Patientin, lieber Patient,

Ihr Aufenthalt an der Medizinischen Intensivstation der Universitätsklinik für Innere Medizin I in Innsbruck ist keine stumme und verlorene Zeit. Wir halten
sie für Sie in einem persönlichen Tagebuch fest und möchten Ihnen damit helfen, eine schwierige Phase Ihres Lebens besser zu verstehen und lebensbejahend zu verarbeiten.

Ihre Angehörigen werden Ihnen im Tagebuch mitteilen, was inzwischen bei Ihnen Zuhause und in der Welt alles geschehen ist, wer aller hier war, sie werden Ihnen sagen, von welchen Sorgen sie geplagt und von welchen Hoffnungen sie getragen wurden.

Wir – ÄrztInnen, Pflegende und TherapeutInnen – halten für Sie fest, welche Entwicklungen wir an Ihnen beobachtet haben und welche individuellen und spezifischen Maßnahmen gesetzt wurden, um Ihre Genesung zu fördern und Ihren Aufenthalt bei uns so angenehm wie möglich zu machen.
Ob im Telegrammstil, in Stichworten, in wohlformulierten Gedanken, ob mit Fragen, Daten und Fakten, mit Nachdenklichem, scheinbaren Belanglosigkeiten, Anekdoten, ob mit Zeichnungen, Bildern oder Fotos – der Fantasie, dem Können und der Absicht der des Einzelnen sind hier keine Grenzen gesetzt. Es steht allen frei, wie sie sich Ihnen mitteilen möchten, Hauptsache es ist gut lesbar und verletzt nicht Ihre persönliche Würde.

Sowohl für Sie als auch für Ihre Angehörigen kann dieses persönliche Tagebuch eine Hilfe sein. Sie und Ihre Angehörigen entscheiden selbst, welchen
Wert es während Ihres Aufenthaltes bei uns und in der Zeit danach haben wird.

Auszug aus einer Anleitung zum Schreiben eines Intensivtagebuchs der Universitätsklinkik in Insbruck, hier weiterlesen.

Titel-IntensivtagebuchWeitere Infos unter intensivtagebuch.de

Seit Herbst 2014 gibt es für jedes auf der Frühgeborenenstation der Klinik in Lüneburg über mehrere Wochen behandelte Kind ein Tagebuch.

Aktueller Artikel aus der Zeit hier.

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