Eine neue Kultur des Wirtschaftens

Foto: Der Upstalsboom Weg youtube

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Von Ralf Alexander Schnabel. Wir leben in Zeiten, wo uns immer häufiger und schneller neue Enthüllungen, Krisen und kranke Entwicklungen begegnen. Ob Naturkatastrophen, Wirtschaftsskandale, Flüchtlingsströme -von uns bisher unbekannten Ausmaßen- oder persönliche Krisen wie Depression oder Burn Out, die uns zur Einkehr oder auch manchmal zur Flucht motivieren. Was läuft alles falsch? Warum ist das so? Was steckt dahinter? Was kann ich als Einzelner für eine Kursänderung tun?

Die Mainstream Medien helfen wenig
Auch wenn es Beispiele gibt, die Mut machen und Neues, Positives in die Welt bringen, erstarrt der Großteil unserer Gesellschaft in Hilflosigkeit. Negative Berichterstattungen in den Mainstreammedien demotivieren und entmutigen jeden Einzelnen. Ist das gewollt? Wir gestalten heute Ergebnisse, die wir nicht wirklich wollen. Die globalen ökologischen Entwicklungen, der Abbau von Ressourcen im apokalyptischen Ausmaß, beuten unseren Planeten aus und nehmen uns –ob Natur, Tier oder Mensch- unseren wichtigen Lebensraum. Und alles passiert unter dem Credo der Gewinnmaximierung und des finanziellen Wachstums. Wir denken immer noch, dass alles – ob Natur, Tier oder Mensch- lediglich als Ressource genutzt werden darf, mit dem Ziel das wirtschaftliche Wachstum zu sichern.

Eine neue Kultur darf sich entwickeln

Mit großer Sehnsucht suchen wir deshalb nach einer neuen Form, einem neuen System, ja einer neuen Kultur des Wirtschaftens. Wir wünschen uns eine Gesellschaft, die sich auf die humanen Werte besinnt, wo das Gemeinsame, das Verbindende und Menschliche wieder in den Vordergrund rückt. Aber was meinen wir mit einer Neuen Kultur?
Die Bandbreite des Begriffes Kultur ist groß. Kultur stammt von dem lateinischen Wort ‚cultura‘ d.h. ‚Bearbeitung, Pflege, Ackerbau‘ ab und beschreibt den Teil des Menschen, der mit seinem Beitrag etwas selbst gestaltend hervorbringt. Der Bauer versteht was gemeint ist: für eine nachhaltige, gesunde Kultur des Ackerbaus, baut er auf die Vielfalt. Er weiß, was seine Pflanzen benötigen, um nachhaltiges und gesundes Wachstum zu gewährleisten. Diese Metapher lässt sich hervorragend auf unser Wirtschaftssystem übertragen.

Jedes Kind ist hoch begabt von Gerald HuetherEin Schulsystem das Potenziale entfaltet
Beginnen dürfen wir bei der tragenden Säule, dem Menschen. Der deutsche Hirnforscher Dr. Gerald Hüther beschreibt in seinem Buch ‚Jedes Kind ist hochbegabt‘, wie jeder Mensch mit einzigartigen Potenzialen auf diese Welt kommt. Die Genialität und Kreativität unserer Kinder wird über deren Schullaufbahn in unserem Mainstream-Schulsystem ‚abtrainiert‘. Wir brauchen eine Bildungskultur, die der Einzigartigkeit unserer Schüler den nötigen Raum gibt, die Möglichkeit der Begegnung und des Beziehungsaufbaus zwischen Pädagogen und Schülern bietet. Warum haben wir gerade unter Pädagogen, die höchste Burn-Out Rate von allen Branchen? Etwas läuft falsch!

Konzentration auf die Stärken
Und es setzt sich fort in unseren Unternehmen. Sie richten den Fokus auf die Defizite der Mitarbeiter, investieren 70% des Weiterbildungsbudgets in die individuellen Schwächen. Obwohl uns die Wissenschaft eindeutig zeigt, dass wir größere Erfolge damit erzielen, wenn wir die Stärken stärken. Der Weg zur Potenzialentfaltung in Unternehmen geht über jeden Mitarbeiter. Wir brauchen das Bewusstsein über die Einzigartigkeit und die individuellen Potenziale. Unternehmen wie die Firmengruppe Upstalsboom, haben dies für sich erkannt. Sie unterstützen ihre Mitarbeiter bei ihrer individuellen Persönlichkeitsentwicklung und leben ihr Unternehmensleitbild, das von allen Mitarbeitern entwickelt wurde, authentisch vor. In Ihrem prämierten Video ‚Der Upstalsboom Weg‘ sprechen sowohl Führungskräfte, als auch Mitarbeiter über deren positiven Veränderungen; ein Weg von der Ressourcenausnutzung zur Potenzialentfaltung. Ihre Ergebnisse sind nachhaltig positiv, messbar und für die Tourismusbranche richtungsweisend.

Die Generation Y prägt den Kulturwandel
Dieser Kulturwandel wird von Pionierunternehmen bewusst gefördert, vor allem weil die ‚nachwachsenden‘ Fachkräfte, die GENERATION Y, dies einfordert. Sie wollen ein Leben in der Balance führen, wo Arbeit, Freizeit und Familie im Einklang existieren können und wo sie sich über den Sinn ihrer Tätigkeit und ihres Beitrags bewusst sind. Führung bedeutet nicht mehr das veraltete autokratische Modell, sondern eine neue co-kreative selbstorganisierende Zusammenarbeit, wie es Frederic Laloux in seinem Buch ‚Re-Inventing Organisatons‘ beschreibt. Unternehmen, die diesen Schritt gegangen sind, haben das enorme interne Potenzial und die positive Weiterentwicklung für Ihre Organisation erkannt.

Den Wandel vom EGO zum WIR
Die Umsetzung beginnt bei jedem Einzelnen, der sich in seinen Werten, Haltungen und der Kommunikation weiterentwickeln darf. Otto Scharmer, Professor für Innovationsprozesse am MIT in Boston und Mitbegründer des Presencing Instituts, beschreibt die Voraussetzungen für einen notwendigen Paradigmenwechsel, mit der Bereitschaft zum Open Mind (Verstand), Open Heart (Gefühl) und Open Will (Willen). Wichtige notwendige Veränderungsprozesse in der Welt können mit dieser Grundhaltung mitgestaltet werden. Dazu brauchen wir alle beteiligten Stakeholder, d.h. Interessensvertreter. Wir dürfen erkennen, dass wir in dieser global-vernetzten Welt, voneinander abhängig sind und eine Veränderung nur mit einem Perspektivwechsel zu vollziehen ist: Das Bewusstsein, den Wandel von einem Ego-zentrierten System zum ökologisch nachhaltigen WIR. Mit der Theorie U und dessen Ulab MOOC (Massive Open Online Course), hat er im Herbst 2015 über 40.000 Change Makers aus der ganzen Welt angezogen. Daraus entwickeln sich Initiativen und Projekte auf der ganzen Welt, die Impulsgeber für einen positiven Fortschritt und einer nachhaltigen Veränderung sein wollen.

Für Veränderung braucht es Erfahrungsräume

denkraumSo bietet zum Beispiel die Initiative Denkraum21, eine Plattform für Entscheidungsträger aus allen Gesellschaftsbereichen. Alle sechs Wochen treffen sich Fach- und Führungskräfte aus Politik, Wirtschaft, Gesundheit, Bildung, Soziales und Ehrenamt, um sich in co-kreativen Gruppen und Peer-Coaching Kreisen wichtigen neuen Themen zu widmen. Auf welcher Kommunikationsebene bewege ich mich? Wie schaffe ich es, empathisch zuzuhören? Was verändert sich in der Beziehung mit anderen und mit mir? Es sind spannende, inspirierende Erlebnisse, die manchen auch aus der gewohnten ‚Komfortzone‘ bringen. „Wie soll ich denn im Business plötzlich mein Herz öffnen“ ist nur eine der Reaktion, die dort von Führungskräften als Frage adressiert werden. Aber genau diese Experimentier- und Erfahrungsräume brauchen wir. In einem geschützten Raum, dürfen wir für uns erkennen, was sich verändert, wenn wir uns verändern. Wenn wir unser Herz öffnen und unsere wirklich wichtigen Werte leben können, dann sind wir authentisch.

Der Wandel vom Job zur Berufung

Und so geht es immer mehr Menschen darum, sich in dem was sie tun, darüber bewusst zu werden: Wo liegen meine Potenziale? Lebe ich meine Talente? Ist die Sinnhaftigkeit meiner beruflichen Tätigkeit –für mich persönlich- wertvoll? Lebe ich meine BERUFUNG und bin ich darin wirklich authentisch? Diesen Anspruch haben immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft. So verwundert es nicht, warum das Bedingungslose Grundeinkommen in einigen europäischen Staaten diskutiert wird. Nein, der Mensch ist nicht von Grund auf faul. Wenn wir nämlich für unsere Grundbedürfnisse gesorgt hätten, dann würde die Mehrheit beginnen, sich darauf zu konzentrieren, was sie gut kann, ihr Sinn gibt und wo sie ihre Fähigkeiten einbringen kann. Vor allem jene, die eine persönliche Krise hinter sich haben, wie z.B. nach einem Burn-Out, stellen sich ganz bewusst die Frage des Sinns. Sie beschäftigen sich in der Tiefe mit ihrer Persönlichkeit, mit den Gründen, die sie zum Burn-Out gebracht haben und entdecken sich ganz neu. Wie eine Raupe, die Ihren Kokon durchbricht und sich zum farbenfrohen Schmetterling entwickelt. Dabei spielt auch das individuelle Wertesystem eine wichtige Rolle.

Foto: Talents by Heart

Foto: Talents by Heart


Werte dienen uns als Leitsterne

Gerade in Zeiten der nicht enden wollenden Flüchtlingsströme nach Zentraleuropa dürfen wir für uns erkennen, an welchen Werten wir uns orientieren wollen. Das beispiellose Engagement von über acht Millionen engagierten Freiwilligen alleine in Deutschland, zeigt eindrucksvoll, den Wunsch unsere humanitären Werte zu leben. Wir begegnen Kriegs-flüchtlingen auf Augenhöhe, spüren wieviel uns Hilfsbereitschaft letztlich ganz persönlich gibt und haben den Wunsch eine Gesellschaft mitzugestalten, die diese Werte lebt. Wir wünschen uns aber auch eine Wirtschaftsgesellschaft, die wieder jedem Einzelnen und dem Gemeinwohl dient. Seit Jahren hat die Bewegung der GEMEINWOHL ÖKONOMIE international Zulauf bekommen. Über 8.000 UnterstützerInnen, fast 2.000 Unternehmen und regionale sogenannte Energiefelder bestellen das Feld, um einen Kulturwandel in der Wirtschaft zu unterstützen. Diejenigen Unternehmen sollen Vorteile -auch monetärer Art- bekommen, die in ihrem Unternehmen die Aspekte von Menschenwürde, Solidarität, ökologischer Nachhaltigkeit, sozialer Gerechtigkeit und demokratischer Mitbestimmung und Transparenz leben. Trotz der Tatsache, dass sich anfangs vor allem Pioniere der ökologischen Landwirtschaft für die Gemeinwohl Ökonomie engagiert haben, so ist diese Bewegung mittlerweile bei innovativen Wirtschaftsunternehmen und der Politik in Brüssel angekommen.

Wir brauchen einen Neuanfang, eine Kultur der Verbundenheit untereinander. Dazu hilft uns eine authentische Begegnung auf Augenhöhe, die Menschen ganzheitlich wahrnimmt, sie schätzt und in ihrer Individualität fördert. Der Großteil unserer Gesellschaft wünscht sich eine Neue Kultur des Wirtschaftens; dass wir unseren Kokon ablegen, Mensch & Natur in den Mittelpunkt stellen und zum Schmetterling mutieren: einer Gesellschaft, wo jeder sein Potenzial entfalten kann, welche die individuelle Einzigartigkeit, Vielfalt und Natur bewusst wahrnimmt, wertschätzt, respektiert und nachhaltig schützt.

Ralf Alexander Schnabel

Ralf Alexander Schnabel

Zur Person: Ralf Alexander Schnabel, Jahrgang 1963, ist Gründer und Geschäftsführer von Talents by Heart und dabei als Berufungscoach und Führungskräftetrainer tätig. Sein privates Engagement gilt jungen Menschen vor der Ausbildung, die er darin bestärken möchte Ihren eigenen WEG zu gehen, und die Ausbildung nach individuellen Talente auszuwählen. Darüber hinaus unterstützt er das Wirtschaftskonzept der Gemeinwohl Ökonomie und das Prinzip des Social Business, nach dem Modell von Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus.

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4 Kommentare zu “Eine neue Kultur des Wirtschaftens
  1. Michael Rudnik sagt:

    Das ist wirklich inspirierend und ein wahnsinnig toller Ansatz! Ich würde mich sehr freuen, wenn diese neue Kultur ernsthaft breit diskutiert und als Vorbild gelten würde!

  2. Jona Rose sagt:

    Super Artikel, vielen Dank!

  3. Annika Richter sagt:

    Vielen Dank für den Artikel und vor Allem für ihr Denken!!!!!!!!!!

  4. Heike P. sagt:

    JA JA JA!!!!!
    Und WIR können im Kleinen damit anfangen, WIR können es umsetzen. Diese Haltung macht glücklich!!! Einen selbst und andere auch!

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