Im Spannungsfeld von Fasten und Wünschen

fastenVom Sinn des Genusses und vom Sinn der Enthaltsamkeit. Es gibt Menschen, denen fällt es leicht, auf etwas zu verzichten; eine Gewohnheit zu verändern oder ein Lebensmittel wegzulassen. Gefragt nach dem Stellenwert von Essen werden diese Menschen vermutlich eine rationale Antwort geben wie: „Essen ist Nahrung, Essen und Trinken ist für den Körper lebenswichtig,“ usw.,

Und es gibt Menschen, die verbinden Essen mit Gefühlen und sinnlichen Erlebnissen und sagen vielleicht: „Essen ist Genuß, ich liebe den Geschmack von …“ Oder sie schwärmen vom Duft einer Speise, von der besonderen Kombination von Geschmäckern und verschiedenen Texturen, Sämigkeiten und knackig Geröstetem – kurz, eine ganze Sinnespalette wird bedient, um die Art des Genusses ins kleinste Detail zu beschreiben.

Sicher ist, dass beide Typen, der Rationale wie der Sinnliche, auf ihre Weise genussfähig sind, nur dem Einen fällt der Verzicht leichter und der andere Mensch nimmt seine ganze Disziplin, um auf etwas, das ihm Freude und Genuß bereitet, zu verzichten. Essen ist für diese Person mehr als nur die Erfüllung einer biologischen Notwendigkeit.

Essen kann eine hochemotionale Angelegenheit sein. Es kann dem Tag einen Rhythmus geben wie der täglich zu selben Zeit genossene Nachmittagskaffee. Gefühle von Entspannung, Freiheit, Ruhe können mit einer bestimmten Handlung und einem Geschmack verbunden sein.

Um ein Beispiel zu nennen, brauche ich da nicht weit gehen: Kaffee war mein Zauberwort. Die Kombination von bittersüß hatte es mir angetan. Der bittere starke Kaffee mit seinen wunderbaren Röstaromen, die duftend direkt in meine Stirnhöhle stiegen und von dort meinen Geist kitzelten, zur Konzentration brachten und eine geradlinige Spur in mein Wollen zogen. Dieses Erlebnis kombinierte ich mit einer Wolke aus Honig, knusprigem Zwieback und cremiger Butter. So begann mein Tag. Es hat mich mehr als eine Fastenzeiten gedauert, auf meinen geliebten Kaffee zu verzichten. Ich war der Meinung, ohne ihn nicht leben zu können. Real betrachtet konnte diese Überzeugung keinen Halt finden und mein Magen und meine Nieren litten schon länger unter dem von mir so gehuldigten Genußgift.

Einer lieb gewonnene Gewohnheit, mag sie vernünftig betrachtet, noch so schädlich ein, mag niemand gern den Laufpass geben. Wenn ein Mensch z.B. gern Süßigkeiten isst und dieser Mensch an Fasten und Verzicht denkt, so kann allein dieser Gedanke eine Kaskade von triftigen Gründen hervorbringen, warum das nicht und jetzt gerade sowieso ganz und gar nicht machbar ist. Obwohl die Vernunft sehr wohl weiß, dass es sich doch nur um eine abgegrenzte Zeit handelt und es der Zahngesundheit bestimmt auch hilft, auf Schokoriegel und Kekse zu verzichten. Wir befinden uns im Spannungsfeld zwischen Genußtrieb und Selbsterziehung.

Ein physikalisches Gesetz sagt, ich kann nichts wegnehmen ohne dass etwas anderes dazukommt.

Und was kommt für den Verzicht?
Sich nähren mit etwas, das schadet, ist eine Gewohnheit, die versucht, etwas nachzuholen, was nicht zur Erfüllung führen kann. Diese Gewohnheit verdeckt den wahren Grund, ein wahres Gefühl. Wir haben in diesem Moment vielleicht das Bedürfnis nach Nähe oder danach, mehr Zeit für sich selbst zu haben. Es scheint dann einfacher, zur alten oder „schlechten“ Gewohnheit zu greifen als das wahre Bedürfnis zu fühlen das in dem Moment wahrscheinlich keine Erfüllung finden kann.

Es ist ein großes Problem der Genußgesellschaft, es – was Nahrung angeht – nicht mehr gewohnt zu sein, zuzuwarten und für ein größeres Ziel Verzicht zu leisten. Diese Form von Selbsterziehung für sich wiederzuentdecken bietet die Fastenzeit. „ Oft ist ein überwundenes Laster die Quelle eines bewundernswerten Lebens.“ Dieses Zitat von François Mauriac (Nobelpreis für Literatur/1952) finde ich in meinem Kalender mit Tagesthemen zum Nachsinnen.

Heute ist mein Vorwort für eine einfache Fastenspeise fast philosophisch ausgefallen. Essen ist eben auch Kultur. Und welche Kultur möchten Sie pflegen und teilen?

Bei allem was wir tun oder versuchen, es zu lassen, hilft: Seien Sie gleichermaßen verständnisvoll wie stets aufs Neue konsequent mit sich selbst, nur dann wenn Sie Güte für Ihre Fehlerhaftigkeit entwickeln, können Sie lernen und verändern und andere Menschen mit ihren Fehlern tolerant und liebevoll lächelnd betrachten. Gerade bei der Kultur des Essens.

Charlotte kocht: Nimm Drei – Ein wärmender und einfach zuzubereitender Eintopf

Foto: Charlotte Sachter

Foto: Charlotte Sachter

Hafer, Möhren und Kartoffeln sind die Zutaten für diesen Eintopf. Er erfüllt alle Voraussetzungen ein Dauerbrenner zu werden für den schnellen Mittags- oder Abendtisch.

Berechnen Sie pro Person 1 mittelgroße Möhre, 2 Kartoffeln und ½ Tasse Hafer. Der Eintopf eignet sich dazu, auf Vorrat gekocht zu werden. Allerdings quillt der Hafer immer weiter auf, deshalb verändert sich am Folgetag die Konsistenz des Eintopf; er wird dickflüssiger.

Zubereitung: Das Gemüse waschen, schälen und in mittelgroße Würfel schneiden. In einen Topf geben, nochmals waschen und bis zur Gemüsehöhe auffüllen. Pro Person ½ Tasse Hafer dazugeben und 20 Minuten köcheln lassen. Wenn Sie zur Hand haben, 1 Lorbeerblatt und 2-5 Wacholderbeeren mitkochen.

Nach 15 Minuten gekörnte Gemüsebrühe nach Anleitung dazugeben, eventuell nochmals etwas kochendes Wasser nachfüllen. Und die letzten 5 Minuten durchziehen lassen. Mit der Gemüsebrühe vorsichtig umgehen, lieber weniger als zu viel nehmen, sonst nimmt der ganze Eintopf den Gemüsebrühen-Geschmack an und das milde Gemüse kommt mit seinem Eigengeschmack nicht mehr durch.

Wer eine kräftige Erfrischung dazu haben möchte nehme die Ayurvedische Kräutermischung.

Gesundheitsbenefits:
„Den hat wohl der Hafer gestochen“ bringt die kräftigende Wirkung des Hafers auf den Punkt und ist mit dieser Wirkung in Ost und West wohlbekannt. Die Chinesische Ernährungslehre beschreibt den Hafer als Muskeln Sehnen und Nerven stärkend, unser Herz-Kreislaufsystem unterstützend und Schweißausbrüche zurückhaltend. Es sind hier die typischen „Leere-Schweiße“ des Klimakteriums oder nach einer Krankheit in der Rekonvaleszenz gemeint.

Ein Korn, das solche Kraft spendet wird im Körper stets einen Bezug zur „Mitte“ haben. Der Hafer kräftigt die Funktionskreise von Magen und Milz, weshalb der Haferbrei auch in China als Schonkost nach Erbrechen gegeben wird. Was in unserer Kultur sicher weniger bekannt ist, dass der Hafer auch bei plötzlichen massiven Gebärmutterblutungen helfen soll. Diese Gabe wird derselben Wirkung zuzuschreiben sein, wie seine Fähigkeit Schweiße zurückzuhalten, also eine adstringierende Fähigkeit. Ein solcher Inhaltsstoff ist im Hafer jedoch nicht zu finden. Wenn ich mir die westliche Analytik anschaue, so kommen hier die Aminosäuren in Frage, die eben nicht haltend zusammenziehen, aber sie bauen das Struktivpotenzial des Körper aus, die sogenannten YIN-Kräfte. Wie jedes Korn, enthält auch der Hafer gesunde Öle und Vitamine, hier vor allem Vitamin B1, B2 und Lysin als essentielle Aminosäure, die dem Körper über die Nahrung zur Verfügung gestellt wird und im Fall des Lysins maßgeblich an der Immunmodulierung beteiligt ist.

Wer sich mit basischer Ernährung beschäftig hat, weiß den Wert der Kartoffel hoch zu schätzen. Sie kann den Körper im nu basisch machen. In der Chinesischen Beschreibung wird sie als schmerzlindernd und entzündliche Prozesse mildern beschrieben. Und genau das passiert, wenn der Körper basisch wird, Schmerzen und Entzündungen sind Säureprozesse des Körpers.

Auch die Kartoffel stärkt die „Mitte“ und kann nicht nur dem Bauch ein Wohlgefühl vermitteln, sondern auch dem, was am Ende rauskommt regulierend helfen einem „zu dünn“ mehr Konsistenz zu verleihen und dem „zu fest“ zur Passage verhelfen. Bei Magen- und/oder Zwölffingerdarmgeschwüren sind sich traditionelle Mediziner und Schulmediziner einig: Die Kartoffel hilft. Als äußere Anwendung kennt die Klostermedizin den Kartoffelwickel bei entzündlichen Prozessen, Bronchitis um Mumps ebenso wie die Chinesische Medizin.

Westlich analysiert enthält die Kartoffel Kohlehydrate, bestens verwertbartes Eiweiß, Fett und Vitamine A, B1 + 2, Vit. C, Spurenelemente Kobalt, Nickel, Zink sowie Solanin, weshalb gekeimte Kartoffeln, die Solanin angereichert haben, nicht mehr gegessen werden sollen. Solanin ist in allen Nachtschattengewächsen enthalten, weshalb die Makrobioten auf diese Gemüse weitestgehend verzichten.

Nicht zuletzt die Karotte mit ihrer Augen stärkenden Wirkung, die ihr auch in der Chinesischen Beschreibung zugeschrieben wird. Über die „Mitte“ hinaus kann sie den Funktionskreis der Lungen positiv beeinflussen, indem sie die Energie absenken kann und so hustenstillend wirkt. Die Augen sind in der TCM der Leber zugeschrieben, insofern stärkt die Möhre die Funktion der Leber und vermag, chronische Verdauungsblockaden aufzulösen.

Charlotte Sachter

Charlotte Sachter

Hier darf man also das Wort Rezept durchaus im medizinischen Sinne verstehen und ich kann nur dazu sagen: Wohl bekomm’s!

Zur Person:
Charlotte Sachters Rezeptvorschläge richten sich nach den saisonalen Gegebenheiten von Deutschland. Als Naturheilkundlerin ist ihr Credo: “Nur weil es schmeckt, muss es noch lange nicht ungesund und nur weil es gesund ist, muss es erst recht nicht langweilig sein.” Mehr hier.

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