Eine Frage und eine gute Antwort

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Foto: newslichter

Die berühmte Psychoanalytikerin Ruth Cohn hat die brisante Frage gestellt: „Was mache ich mit mir, wenn der andere nicht so ist, wie ich ihn haben möchte?“. Oder „Was mache ich mit dem Andern, wenn er nicht so ist, wie ich ihn haben möchte?“. Zum Beispiel im Umgang mit Fremden, Kritikern oder Menschen, die eine andere Meinung haben.

Was mache ich dann mit meinem Chef, meinem Mitarbeiter, meiner Kollegin, meinem Freund, meiner Mutter, meinem Sohn, meiner Liebsten, meinem Ehemann?

Wir kennen oft nur die Konzepte von Bestrafung oder Belohnung. Ein Asylbewerber tut nicht, wie wir das gerne hätten? Geld kürzen! Ein Schüler macht zuwenig mit: Notendruck erhöhen! Ein Mitarbeiter lehnt eine Geschäftspraxis ab? Ihn ins Gebet nehmen! Der Ehepartner macht nicht, was ich von ihm will? Mich zurückziehen! Ein Bekannter hat eine andere politische Meinung: Ihn beschimpfen!

Die Themenzentrierte Interaktion (TZI), ein professionelles Konzept der Zusammenarbeit, das von Ruth Cohn entwickelt worden ist, sieht die Sache anders: Es geht nicht darum, was ich mit dem Andern mache, sondern, was ich mit mir mache. Es geht darum, meine eigenen Bedürfnisse zu erkennen und zu benennen und die Bedürfnisse des Anderen zur Kenntnis (vielleicht gar: zu Herzen) zu nehmen. Dann entsteht in der Kommunikation eine neue Ebene.

Ruth Cohn

Ruth Cohn

Hintergrund: Ruth Cohn (*27. August 1912 in Berlin; † 30. Januar 2010 in Düsseldorf) wäre im Jahr 2012 100 Jahre alt geworden. Sie gilt als die Begründerin der Themenzentrierten Interaktion (TZI), die auch für sozialpädagogische Fachkräfte, die z.B. mit Gruppen und Teams arbeiten, von hilfreicher Bedeutung ist: „Ich möchte Menschen, die all dieses Leid nicht wollen, ermutigen, nicht zu resignieren und sich ohnmächtig zu fühlen, sondern ihre Vorstellungskräfte und Handlungsvermögen einzusetzen, um sich solidarisch zu erklären und zu verhalten, solange wir selbst noch autonome Kräfte in uns spüren. – Das ist das Eigentliche, was ich mit TZI möchte.“

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