Heilende Gärten im Mai

Foto: Monika Kirschke

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Von Monika Kirschke. Dieser Monat möchte sich ganz der Wonne hingeben. Die gesamte Schönheit von Mutter Erde breitet sich vor uns aus! Mit dem Holz im Frühling machen wir Feuer; das Sichausbreiten in alle Richtungen Jetzt wird der Wechsel vom Element Holz zum Element Feuer vorbereitet.
Die Feuerkraft ist vertikal aufwärts gerichtet, aus den Tiefen der Erde in den Himmel gerichtet, entgegen der Gravitation auf der Erde, von der Materie zum Geist, das Weibliche mit dem Männlichen verbindend. Wir fühlen Freude und Verliebtheit in uns aufkommen, möchten das Leben umarmen, Singen, Tanzen, Lachen – bewusst spüren, was wir Schöpfung nennen.

Der Garten im Mai
Kerzen in den Kastanienbäumen verkünden, dass die Gartensaison voll erblüht ist. Die Obstbäume tragen erste kleine Früchte. Die Fliederblüte ist in vollem Gange, gefolgt von den zauberhaften Pfingstrosen, die jetzt auch in klimatisch kühleren Gefilden aufblühen. Doch noch kommen die Eisheiligen  – Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und die Kalte Sophie (15. Mai). Aber wenn dann die weißen Holunderblütenrispen ihren unverwechselbaren Duft verströmen, ja dann ist der Sommer vollends ins Land gezogen.

Allgemein: Eine andere Deutung für Wonnemonat ist seine Ableitung als Weidemonat, die Karl der Große im 8. Jh. eingeführt hat. Es ist die Zeit, in der die Kühe auf die Weide gebracht werden. Es gibt viel zu tun in dieser Wonnezeit, die uns oft sehr schönes Wetter beschert. Für Gartenliebhaber die allerbesten Voraussetzungen für Neues, für Kreatives, für Köstliches, für Sinnliches – Garten(t)räume für die Seele erschaffen.

Foto: Monika Kirschke

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Das Rückgrat im Garten – Grünschnitt für Hecken und Sträucher
Formschöne Hecken wie Buchsbaum, Eibe, Prachtspieren können in den nächsten Wochen in Form geschnitten werden. Alte, verholzte Zweige vorab besser mit einer Garten- oder Astschere zurückschneiden, bevor die elektrische Heckenschere zum Einsatz kommt…
Sommergrüne Blütensträucher wie Flieder, Forsythie, Goldregen, Hibiskus, Sommerflieder und Weigelien können jetzt ebenso geschnitten werden. Bitte sorgfältig schneiden: Zuerst das Totholz an der Basis entfernen. Dann bei alten Zweigen direkt am Ansatz ansetzen, damit die jungen Triebe die Verjüngung bewirken können. Wenn möglich, immer Ableiten und die Wuchsrichtung im Auge behalten. Auch Hängekätzchenweiden oder Mandelbäumchen werden nach der Blüte kräftig gestutzt. Das echte Mandelbäumchen darf jetzt nicht beschnitten werden!
Wer gern Gartenzimmer oder Räume für geborgte Landschaften einrichten möchte, pflanzt jetzt immergrüne Sträucher wie Kirschlorbeer, Eiben, Buchsbäume in den Garten. Gute Baumschulen bieten eine prächtige Vielfalt an exzellenten Pflanzen im Container an.
Achtsam sein wegen der Vogelbrutzeiten. Es sind nur Formschnitte erlaubt von März – Oktober!

Der Obstgarten im Mai/Juni
Ich erinnere: Bei älteren Aprikosen ist es am besten, diese erst im Juni zu schneiden. Immer individuell schauen, wie weit die Vegetation ist. In diesem Jahr ist Vieles vier Wochen früher. Bei Apfel- und Birnbäumen werden jetzt nach innen wachsende Triebe und Wasserschosse zurückgeschnitten oder noch besser mit dem Ansatz herausgerissen (Juniriss).
Junge Obstgehölze können jetzt „erzogen“ werden, d.h., Triebe, die nicht gerade senkrecht nach ober wachsen – ein schräger Ansatz ist besser – können mit kleinen Gewichten oder Band in die Waagerechte gebracht werden. So gelangen sie von der vegetativen in die generative Phase (Phytohormone) und tragen meist schon im nächsten Jahr Früchte. Bei Spalierobst werden zur Fruchholzbildung die Seitentriebe der waagerecht wachsenden Fruchttriebe auf vier bis sechs Blätter zurückgeschnitten bzw. die Seitentriebe entspitzt.

Kirschbäume – Wenn die jungen Kirschen im Mai von grün auf gelb wechseln, legen die Weibchen der Kirschfruchtfliege jeweils ein Ei in die Frucht, aus dem nach etwa 1 Woche weiße, beinlose Larven schlüpfen. Hierfür können Gelbtafeln (Pheromonfallen) zum Abfangen der Weibchen auf der Südseite der Kirschbäume aufgehängt werden, bevorzugt im äußeren Kronenbereich. Die Weibchen „fliegen sozusagen auf die Männchen“ Die Gelbtafeln werden zum Schutz der Nützlinge später wieder entfernt. Kleinkronige Bäume, Halbstämme, Spindeln, können mit einem engmaschigen Netz umhüllt werden.

Wildobst wie Apfelbeeren (Aronia melanocarpa), Felsenbirnen, Zieräpfel und Zierquitten werden nach der Blüte ausgelichtet, so dass das Verhältnis zwischen Fruchttrieben und natürlichen Wuchscharakter erhalten bleibt.

Stauden- und Blumenbeete
Viele Stauden, die jetzt abgeblüht sind wie Bergenien, Gänsekresse, Lenzrose, Lungenkraut, Phlox oder Steinkraut werden nach der Blüte zurückgeschnitten oder auf eine Handbreit gekürzt und geteilt. Knollengewächse wie die malerischen Dahlien und Blumensamen können noch in die Erde gebracht bzw. direkt ausgesät werden. Das Umtopfen von Pflanzen sollte bald abgeschlossen sein, damit die Pflanzen ihre ganze Kraft im Wachstum bündeln können. Stützhilfen und Rankspaliere sind eine wahre Erleichterung für Pflanzen wie Pfingstrosen, Strauchrosen, Clematis u.a., damit sie nicht unter ihrer Blütenlast brechen oder kippen.

Foto Monika Kirschke

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Von wegen Unkraut und „andere Irrtümer!“
Da Johannis- und Stachelbeeren Flachwurzler sind, reagieren sie empfindlich auf das Jäten. Ich bin kein Freund von Unkrautvlies. Besser ist es Häckselgut auszubringen bzw. den kahlen Boden vor dem Austrocknen zu schützen. Erlaubt es die Zeit, reicht ein regelmäßiger Gang durch den Garten, um Löwenzahn auszustechen, junge Brennnesseln, Melde, Franzosenkraut, Gänseblümchen und Hirtentäschelkraut zu ernten, zu jäten, bevor sie Samen angesetzt haben. Diese Grünkraft weckt nicht nur alle Lebensgeister in der Kräuterküche, es ist auch eine sinnvolle Rückgewinnung von guter Gartenerde auf dem Kompost.
Bei Blattlaus- oder anderem „Besuch“ ist immer das Immunsystem der Pflanzen zu stärken. Z.B. Eierschalen in Aprikosen- und Pfirsichbäume gehängt halten diese Blattlausfrei. Der „Junifall“ bei Ostbäumen – wenn kleine Früchte herunterfallen, ist ein natürlicher Ausdünnungsprozess, damit sich der Baum im Ertrag nicht „übernimmt“ oder in die Alternanz gerät.
Unter Nadelbäumen, wie z.B. Kiefern, die sich auch in die Gruppe der Flachwurzler einreihen, können Pflanzen nicht wachsen, weil sie schlichtweg verdursten. Anders ist es bei der stolzen Eiche; sie ist ein Tiefwurzler. Hier gedeihen wiederum Schattenpflanzen wie Bergenien, Dickmännchen, Elfenblumen und Funkien überaus prächtig, weil sie das Spiel von Licht- und Schatten lieben. Gleiches gilt für die großartigen Strauchpäonien (Boden: neutral – leicht sauer, brauchen viel Platz, da sie breit wachsen!), die gerade eine Renaissance erleben. Nur Hitze ertragen sie nicht. Es sind immer die ganz individuellen Standortansprüche zu beachten.

Ein interessantes Thema sind invasive Neophyten aus fernen Ländern, wie z.B. der Japanische Riesenknöterich, die Herkulesstaude, die spätblühende Traubenkirsche – Prunus serotina oder das Indische Springkraut – die Balsaminen, die sich in Wäldern, an Bachläufen und Parks neue Territorien „erobern“. Dennoch zeigen sie uns nur auf, dass wir Grenzen eines natürlichen und gesunden Wachstums überschreiten…

Erntezeit in Gottes Garten
Eiche: König der Bäume. Die Rinde ist ein Heilmittel bei Entzündungen und Blutungen, als Umschlag oder Bad. Eicheln waren Kaffee- und Mehlersatz. Bachblüte: Oak. Eichen wachsen gern auf Kreuzungen von Wasseradern. Die Kelten verbanden mit ihr die Kraft, sie selbst zu sein. Diese in jedem schlummernde Kraft kann durch die Eiche aktiviert werden. Unser Herz soll singen, wo immer wir sind…
Fichtentriebe: werden für Fichtensirup gesammelt. Die Fichte hilft bei Husten, Erkältungen, Bronchitis und Durchblutungsstörungen (Franzbranntwein). Gesammelt werden die jungen, zarten, hellgrünen Triebe dieser Rottanne. Eine Unterscheidungshilfe zur Weißtanne ist: „Die Fichte sticht, die Tanne nicht.“ Fichtenzapfen hängen im reifen Zustand nach unten, während Tannenzapfen aufrecht stehen. Immer nur seitliche Triebspitzen sammeln, nie die des Haupttriebes, nicht zu viele, damit es nicht zu einem Krüppelwuchs kommt!
Gundermann: Wertvolle Bereicherung für jede Hausapotheke und jede Küche, regt Blase und Nieren an; gehört in die Neun-Kräuter-Suppe, Figuröl für Problemzonen, hautstraffend…
Hirtentäschel: erinnert im Geschmack an Rucola; Herzsamen als Tee blutdruckregulierend, Verdauungsfördernd, heilt Ekzeme, bei Gicht, Krampfadern, Hämorrhoiden, hilft dem Herzen…

Foto: Monika Kirschke

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Labkraut: bei Hautleiden, Flechten, Ekzemen, gut fürs Verdauungssystem. Die Früchte wurden als Gerinnungsmittel bei der Käseherstellung und als Kaffeeersatz genutzt. Kränze auch Klettenlabkraut werden bei Störfeldern eingesetzt…
Lungenkraut: Wie der Name schon sagt, hilft es der Lunge, v.a. auch durch den hohen Gehalt an Kieselsäure. Lindert Darmentzündungen und Durchfall. Kann durch den hohen Gehalt an Allantoin ähnlich angewendet werden wie die Beinwell-Salbe (Kytta-Salbe)…
Maiglöckchen: Ihre Herzstärkende Wirkung ist seit alters her bekannt. Ihr Duft „bricht das Eis des Winters und der Herzen“ (H. Heine). Eine Legende besagt, dass das Maiglöckchen dort entstanden ist, wo Maria neben dem Kreuz ihre Tränen vergoss. Daher stammen die „Frauen- oder Marientränen“. Gehört zu den „Marienblumen“ als Symbol „der reinen Liebe“…
Salomonsiegel: Auch als Weißwurz bekannt. Der Wurzelstock (Beeren: giftig!) fand Anwendung bei Rheuma, Gicht, Herzschwäche und bei Diabetes. Ihm werden magische Fähigkeiten zugesprochen. So sollte er zum Beispiel verschlossene Türen öffnen.
Spitzwegerich: Wichtiges Hustenmittel, wird auch zur Wundheilung eingesetzt. Bei Verletzungen in der freien Natur dient es als natürliches Pflaster, indem Spitzwegerichblätter zerkaut und auf die Wunde gelegt werden. Mit einem unzerkauten Blatt bedecken…
Taubnessel, weiße: Hauptanwendung als Tee bei Frauenleiden, z.B. Weißfluss, Wechseljahre. Mistel und Taubnessel gelten als allwissende Großeltern in der Pflanzenwelt…
Waldsauerklee: als Salat, Blüten, Früchte zum Einlegen, Wurzelgemüse, Heilwirkungen: half bei Skorbut; homöopathisch bei Stoffwechselschwäche, Verdauungsstörungen, Erkrankungen von Leber und Galle sowie bei Neigung zu Steinbildung, Dreifaltigkeit (im irischen Wappen)…
Wermut: Gehört zu den wichtigsten Bitterkräutern zur Stärkung der Verdauung. Vorsicht bei Langzeitgebrauch. Das Absinth-Getränk war in hoher Dosierung sinnverwirrend. Ein Kraut der Transformation, schafft Raum für Neues…
Wurmfarn: galt in der Volksmedizin als Bandwurmmittel. Vorsicht giftig! Eine Tinktur aus der Wurzel half bei Ischias, Rheuma und Gicht. Heute: Obst und Gemüse auf Farnkraut gelagert sowie Käse und Quark in Farnwedel gewickelt, halten sich länger frisch. Neuanfang…

Pflanzen wachsen in unserer Nähe, um uns zu dienen. „Gegen jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen!”, besagt eine alte Volksweisheit.

Sie tanzte den Tanz der Flammen und des Feuers,
und den Tanz der Schwerter und Speere;
sie tanzte den Tanz der Sterne und den Tanz des Weltalls,
und dann tanzte sie den Tanz der Blumen im Wind.“
Khalil Gibran

Monika Kirschke

Monika Kirschke

Zur Person: Monika Kirschke vereint in ihrem Leben die Themen »Natur und Garten« und »Spiritualität«. So absolvierte sie ein Studium des Gartenbaus, arbeitete als Gärtnerin im Zierpflanzenbau und Obstbau, reiste für ein Praxisjahr in die USA und war Betriebsleiterin einer Obstbaumschule in Schweden. Zuletzt war sie als Coach im Bildungssektor tätig. Seit 2010 ist sie selbstständig mit ihren »Heilenden Gärten« unterwegs. All ihre gesammelten Erfahrungen bringt sie mit in ihre praktische Arbeit in den Gärten ein. Sie möchte Menschen inspirieren, im offenen Buch der Natur zu lesen und der Weisheit des Herzens zu folgen. Ihr Buch: Heilende Gärten – Der Garten als Spiegel der Seele ist im Schirner-Verlag erschienen. Homepage: www.heilende-gaerten.net

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Ein Kommentar zu “Heilende Gärten im Mai
  1. antje sagt:

    liebe monika, vielen dank für deine heilenden gärten. sie kommen von herzen das spüre ich in meinem herzen. vieles kann ich leider nicht umsetzen.
    doch heute freue ich mich über einen satz besonders, da es etwas so klar daliegendes für mich ist, das ich jedoch vorher noch nie so betrachtet hab:

    …entgegen der Gravitation auf der Erde…

    als ob ich das feuer neu am entdecken bin.

    alles liebe

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