Neunerlei Hölzer – Mythos und Magie

neunerlei_hoelzerEs mutet vielleicht verwunderlich an, den Geschichten über Neunerlei Hölzer zu lauschen. Von der 9 als eine magische Zahl ist hier die Rede. Von Hölzern, die Geister bannen, Krankheiten vertreiben und Glück ins Leben bringen sollen. Von dieser Magie infiziert machte ich mich vor einiger Zeit auf die Suche, mehr über die Neunerlei Hölzer zu erfahren!

Es wird von verschiedenen Bräuchen berichtet, bei welchen diese Hölzer eingesetzt wurden, wie z. B. bei einem der wichtigsten Jahreskreisfeste der Kelten: Beltane, welches als Mondfest um den 1. Mai herum gefeiert wurde. Der genaue Zeitpunkt richtete sich nach dem Vollmond. Dieses Jahr fiel Beltane auf Freitag, den 22. April. Für die Kelten war Beltane übrigens der Beginn ihres Jahreskreises, die Zeit der Fruchtbarkeit und beginnenden Fülle. Umso verständlicher, dass man sich aller Hilfen und Mittel bediente, um die Götter mit den Neunerlei Hölzern versöhnlich zu stimmen und böse Geister mit deren Hilfe zu bannen.

Eine beliebte Zeit, sich guter Energien und heilenden Kräften zu versichern, war auch die Zeit der Wintersonnwende und hiermit verbunden die Rauhnächte. Ich treffe immer wieder Menschen, die von ihrer Großmutter berichten, wie sie ‚zwischen den Jahren‘ mit einem Büschel kraftvoller Kräuter oder den Neunerlei Hölzern durch Haus und Ställe ging, um Krankheiten zu vertreiben und den Segen für die Bewohner und die Tiere für das kommende Jahr zu erbitten.

Die Frage, die sich natürlich stellt, ist, welche Bäume als Spender für das Neunerlei Holz in Frage kommen. Oft werden Kirsche, Apfel, Birne, Weide, Linde, Tanne, Kiefer und Eiche genannt. Aber auch Erle, Buche, Eibe, Wacholder, Hasel und Weißdorn waren und sind beliebte Neunerlei Hölzer-Lieferanten. Was mich besonders fasziniert sind Hinweise, dass für bestimmte Themen nur Hölzer genommen wurden, deren Namen nicht auf ‚-baum‘ enden. Dazu muss man allerdings wissen, dass die Namen von Bäumen sich im Laufe der Jahrhunderte teilweise verändert haben. So wurde der Apfelbaum im Mittelalter ‚Affalter‘ genannt, hatte also keinen ‚-baum‘ im Namen. Auch sind die Namen teilweise regional unterschiedlich.

Ich möchte diese Regel nicht prinzipiell in Frage stellen, aber trotzdem den Impuls geben darüber nachzudenken, inwieweit man ihr tatsächlich folgen möchte. Ich kann mich mit vielen überlieferten Riten und Bräuchen identifizieren, prüfe jedoch immer wieder für mich nach, ob sich dies richtig und stimmig anfühlt. Bei den Neunerlei Hölzern merke ich, dass ich die Bäume wähle, welche für mich in die jeweilige Lebenssituation passen und mich ansprechen.

Zum Nachdenken stimmte mich während meiner Recherche auch, dass totes Holz gesammelt wurde. Sicherlich, wenn man gleich damit räuchern möchte, ist man auf wirklich gut durchgetrocknetes Holz angewiesen. Aber wenn man nun kleine Zweige für spätere Gelegenheiten abbricht – diese also zu Hause in Ruhe trocknen lassen kann – fühlt sich für mich das frisch geerntete Holz viel kraftvoller an. Denn wenn man mit Bedacht und Achtsamkeit um ein kleines Stückchen eines Astes direkt von dem jeweiligen Baum bittet, zu dem eine innige Verbindung besteht, ist die Dankbarkeit und Liebe zu den lebendigen Waldwesen für mich fühl- und greifbarer und gibt meinem persönlich gesammelten Bündel Neunerlei Holz eine ganz besondere Kraft und Magie.

Was mich bei diesem Thema weiterhin fasziniert ist die magische Zahl 9 der Hölzer, die ‚3 mal 3‘.
Die Druiden, die Waldweisen, man könnte sie als Schamanen der Kelten bezeichnen, mussten 3 mal 7 Jahre lernen, um volles Wissen und Weisheit und damit auch die Fähigkeit zum Heiler zu erlangen. Durch magische Techniken, Rituale und Zauberworte (die ebenfalls dreimal gesprochen wurden) konnte er mit dem Geist der Pflanze sprechen und sie um Hilfe bitten. Noch heute gibt es die Regel, 3 mal am Tag einen heilenden Kräutertee zu trinken. Auch dieses Ritual geht auf die Kelten zurück.
In der keltischen Mythologie findet sich immer wieder diese magische Zahl 3. Es wird von ‚Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft‘, von ‚Geburt, Leben, Tod‘, von ‚Körper, Geist und Seele‘ oder auch von ‚Mutter, Vater, Kind‘ gesprochen.
Die 3 finden wir aber auch im Christentum, als Dreifaltigkeit, nämlich Vater, Sohn und der Heilige Geist. Ich weiß noch, wie ich als Kind oftmals Übungen oder spielerische Rituale ausführte und darauf achtete, dass ich diese entweder dreimal oder neunmal durchführen konnte. Heute ahne ich, dass da eine alte Seite, eine innige Verbundenheit zu unseren Vorfahren, den Kelten, anklang.

Die Zeit, zu welcher ich bevorzugt die Neunerlei Hölzer sammle, ist Mai bis Oktober. Die Bäume haben im Mai bereits Kraft getankt, sind aber nicht mehr so verletzlich wie im April, denn im April ziehen sie noch viel Wasser. Außerdem ist die Bestimmung von Bäumen von Frühjahr bis Herbst einfacher.

Neunerlei Hölzer zu sammeln ist für mich etwas ganz Besonderes, ein bisschen so, als würde ich auf den alten Pfaden unserer Vorfahren wandern und mich mit der Natur, mit all ihren Wesen und Wesenheiten, verbinden – und dadurch auch mit mir selbst!

Birgit Straka

Birgit Straka

Zur Person: Birgit Straka, Naturlehrerin und Kinesiologin, hat bereits in ihrer Kindheit die Natur als behütend und heilend empfunden und arbeitet in ihrer Praxis unter anderem mit der Heilkraft der Kräuter und Bäume. Birgit Straka bietet regelmäßig Naturführungen an, ein Reise in die Welt der Kräuter und Bäume. Mythen, Geschichten, Heilkunde und speziellen Eigenheiten der einzelnen Pflanzen werden Ihnen hier liebevoll vermittelt. Hier.

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2 Kommentare zu “Neunerlei Hölzer – Mythos und Magie
  1. Anke sagt:

    Liebe Birgit, danke für den schönen Artikel!

    Die Frage, ob „totes“ Holz vom Boden oder vom Baum gesammelt wird oder „lebendiges“ vom Baum genommen, beschäftigt mich auch. Und ich freue mich zu lesen, wie achtsam und in Kommunikation mit dem Baumwesen Du das Holz von ihm nimmst.

    Ich fühle mich sehr den Bishnoi verbunden, dem kleinen indischen Volk, das die Bäume als Heiligtümer verehrt. Dort ist es strengstens verboten, Holz vom lebenden Baum zu nehmen.
    Gleichzeitig macht es mir aber auch Schwierigkeiten, altes Holz zu verbrennen, denn darin haben sich (sehr lebendig) inzwischen Insekten und andere Organismen eingenistet, um sich davon zu ernähren.

    Ich werde jedenfalls bald Holz sammeln gehen, das der Baum bereits hergeschenkt hat, und ich freue mich schon sehr und bin neugierig, was da wohl alles mit mir kommen will.

  2. Kornelia Friedrich sagt:

    Hallo Birgit,
    danke für die liebevollen Gedanken, die Du Dir zu dem Thema gemacht hast…
    Zitat:***Denn wenn man mit Bedacht und Achtsamkeit um ein kleines Stückchen eines Astes direkt von dem jeweiligen Baum bittet, zu dem eine innige Verbindung besteht, ist die Dankbarkeit und Liebe zu den lebendigen Waldwesen für mich fühl- und greifbarer und gibt meinem persönlich gesammelten Bündel Neunerlei Holz eine ganz besondere Kraft und Magie.***
    Ich sammle in der Natur nach der indianischen Art, indem ich, wie Du um Erlaubnis bitte und ein kleines „Geschenk“ oder eine „Gabe“ für die Naturgeister dalasse.
    Ich habe schon oft von Vögeln Federn geschenkt bekommen und falls ich nichts dabei habe, meine eigenen „Federn“ sprich ein paar Haare dagelassen…
    Ansonsten habe ich als Gegengeschenk einen Schluck Schnaps oder Tabak dabei..
    Milch oder Reis erfreut die Wesen der Natur auch…
    Herzliche Grüße von Konny

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