Aufatmen: Gelingendes Leben braucht Resonanz

Foto: newslichter

Foto: newslichter

Von Cornelia Dollbaum-Paulsen. Wenn wir auf einem Deich oder einer Düne, auf einem Hügel, an einem Gewässer, am Fuße eines alten Baumes oder am Rand einer Blumenwiese stehen, plötzlich tiefer diese Schönheit atmen, liegt das nicht nicht nur an der besseren Luft. Vielmehr verbinden wir uns mit dem Atem mit der Welt und gehen mit ihr in Resonanz. Der Soziologe Hartmut Rosa hat dies in in seinem sehr dicken und sehr wissenschaftlichen Buch „Resonanz – Eine Soziologie der Weltbeziehung“ umfassend berschrieben.

Wikipedia schreibt zu Resonanz: Resonanz (von lateinisch resonare „widerhallen“) ist in Physik und Technik das verstärkte Mitschwingen eines schwingfähigen Systems, wenn es einer zeitlich veränderlichen Einwirkung unterliegt.

Ob uns das bewusst ist oder nicht, vor allem auch, ob wir das wollen oder nicht: Wir müssen atmen und dadurch mit unserer Umgebung, welcher Art diese auch immer sein mag, in Austausch gehen.

Aber leider ist Austausch nicht gleich Resonanz.

Beim Anblick des Meeres oder einer Blumenweise oder eines Wolkenhimmels gehen wir in Resonanz, wir weiten unsere Brust, öffnen uns für ein Gefühl von Verbundenheit, gehen in Kontakt mit dem, was die Welt in Form von Himmel, Wasser, Farbe und Schönheit zur Verfügung stellt. Wir wollen Teil davon sein und, ob uns dies bewusst ist oder nicht, erleben uns als solcher. Wir wollen uns damit verbinden, atmen deshalb tief ein, sind getröstet – eben: in Resonanz.

Atem vor Gericht fällt schwer

Auch in einem Gerichtssaal oder einem Großraumbüro atmen wir. Auch hier verbinden wir uns über die Ein- und Ausatemluft mit unserer Umgebung. Aber sind wir damit auch in Resonanz?

Zumindest nicht unbedingt in positiver Weise, eher beschleicht uns ein Gefühl von Enge, wobei auch das eine Form des Mitschwingens sein kann, nur eben nicht im positiven Sinne. Wir nehmen wahr, dass die Luft dick ist und uns der Atem etwas stockt.

resonanzGelingendes Leben braucht Resonanz

Im gesamten Buch beschäftigt sich Rosa mit der Frage, inwieweit unsere Fähigkeit, mit der uns umgebenden Welt in positive Resonanz zu gehen, maßgeblich dazu beiträgt, wie zufrieden wir mit unserem Leben sind, ob wir es als gelingend empfinden oder nicht. Und welche Bedingungen erüllt sein müssen, damit die Welt um uns herum nicht verstummt…

Eines scheint klar: Wir benötigen die Antwort der Welt, in der Natur, in der Gesellschaft, in uns selbst und in unseren Beziehungen. Wir benötigen zweifellos einen weiten Himmel, Wasser, Wiese und Wald, um diese Form der Resonanz zu spüren – in unseren vollklimatisierten Büros kann diese grundmenschliche Art der Beziehung nicht stattfinden.

Deshalb weiten wir die Brust und vertiefen den Atem, wenn wir in der Weite oder Gewaltigkeit der Natur unterwegs sind. Mit guter Luft hat das nur sehr bedingt zu tun.

Und deshalb ist es wichtiger denn je, dass wir dieser Art von Weltbeziehung nicht nur im Urlaub Raum geben. Und noch wichtiger, dass wir alles tun, was hilft, dass jeder Mensch jeden Tag auf einfache Weise mit der Schönheit der Welt in Resonanz gehen kann. Eine nicht kleine Herausforderung…

Bis dahin gilt aber für alle, denen es möglich ist, dass jeder kleine Gang am Stadtrand, jede noch so kleine Radtour etwas abseits der Hauptverkehrsströme uns das zurückgibt, was wir so sehr vermissen: Verbundenheit.

Dass Bewegung an der frischen Luft gesund ist, weil Herz-Kreislauf angeregt und Muskulatur benutzt wird, ist dabei ein wunderbarer Nebeneffekt.

P.S. Therapeutisch wird dieses Thema beispielsweise im Naturcoaching, der Wildnispädagogik, der Naturerlebnispädagogik und der Tiergestützten Begleitung umgesetzt.

Sharing is Caring 🧡
Posted in Heilung Verwendete Schlagwörter: ,
Ein Kommentar zu “Aufatmen: Gelingendes Leben braucht Resonanz
  1. Marianne sagt:

    Das ist so klar “ wie Klossbrühe“. Gute Gegend, guter Atem.
    Es gibt auch die Möglichkeit in „schlechter“ Athmosphäre einen guten Gedanken zu haben, eine schöne Vorstellung, Gedanken an Liebe und schöne Momente, dann können wir uns auch in ungünstigen Bedingunden einen tiefen Atemzug gönnen. Das ist die Kunst!!! Selbstliebe ist da das beste andauernde Gefühl!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Dein Kommentar wird nach der Prüfung freigeschaltet. Bitte beachte, Einschätzungen und Meinungen in Ich-Form zu formulieren und die AutorInnen zu wertschätzen. Nicht identifizierbare Namen (Nicknames), Kommentare ohne erkennbaren Bezug auf den Inhalt des Artikels und Links zu nicht eindeutig verifizierbaren Seiten bzw. zur Eigenwerbung werden grundsätzlich nicht freigeschaltet.