In der Natur gibt es keinen Müll

zerowasteWengier Verpackung, weniger Müll ist ein großes Thema. Nachfolgend schreibt Tanja Reiber über ihre Erfahrungen. Es ist ein wunderschöner Herbsttag, der zum Spaziergang einlädt. Und zum Rosskastanien sammeln. So gehe ich denn mit meinem Stoffbeutel unter Kastanien spazieren. Eine ältere Frau gesellt sich zu mir, spricht mich in einer östlichen Sprache an, was ich denn mit den Kastanien wolle.
Ich versuche ihr zu erklären, dass ich damit meine Kleidung wasche. Nach mehreren Anläufen und großer Verwunderung versteht sie mich und hilft mir sammeln. Völkerverständigung gelungen und zudem eine schöne Geste von ihr …

Verpackungsfreies Leben
Die Sammelaktion ist Teil meines verpackungsfreien Lebens. Mit kleinen Veränderungen vor einigen Jahren fing ich an, mehr Natur in mein Leben einzubauen und Aktionen, die ihr schaden, zu minimieren. Da gerät man unweigerlich gerade als Stadtbewohner an seine Müllgrenzen. Inzwischen ist Müll in aller Munde – damit meine ich nicht die Präsenz des Themas in den Medien. Tatsächlich wurde sogar Mikroplastik im Blut bei den Menschen gefunden, die müll-/plastikfrei leben. Wir können den globalen Kreislauf unseres Lebenswandels nicht mehr leugnen und schon gar nicht ignorieren. Die alarmierenden Zahlen und Bilder, ineinandergreifende Systeme und dadurch entstehende Komplexität sollen uns nicht davon abhalten, etwas zu tun, sondern bitte schön anstacheln!

Früher gab es weitaus weniger Müll – ging auch. Bis der Mensch erfinderisch wurde und zahlreiche Verpackungen, Verbundstoffe usw. kreierte. Es gab sicher tausend (gute?) Gründe … exemplarisch: globaler Warentransport von einzelnen Zutaten bis zum Endprodukt, Verpackung als Fläche für Werbebotschaften, günstige Herstellung von Materialien wie Plastik und Kunststoffe, vorgegebene und einheitliche Warengröße, verbesserte Vorratshaltung – das passt hervorragend in unseren Convient Lifestyle. Und wir Verbraucher denken darüber oft gar nicht nach, sondern wollen eigentlich nur das Produkt an sich, also das was „drin“ ist. Jedoch will jeder Anbieter sein Produkt verkaufen, also erst unsere Aufmerksamkeit und dann unser Geld. So wird teils Milch in Glasflaschen angeboten, ein unprofitables Geschäft, daneben vom gleichen Hersteller das Tetrapak. Mit der Glasflasche soll bloß die Natürlichkeit des Produktes beworben werden (das sieht ja so aus wie früher!), der Kunde greift zum Tetrapak. Ertappt?

Priorität Mülldiät
Recycling schön und gut, eine Mülldiät fände ich jedoch recht viel passender. Mit einer Fehlwurfquote von 50% in Deutschland können wir uns als eigentliche Recyclingnation irgendwie doch nicht rühmen, zumal vieles einfach nur verbrannt wird und die Müllsortierung teuer ist. Precycling kommt vor Recycling, also gar nicht erst entstehen lassen vor wiederverwenden. Verpackungsmüll ist Wohlstandsausdruck. Heute dürfen wir uns dieses Wissen wie es ohne oder mit sehr viel weniger Müll geht, wieder aneignen. Einfach ausprobieren, nachfragen, ob man an der Frischetheke etwas in eigenen Gefäßen transportieren kann, gezielt einkaufen. Aktuell laufen auch einige Petitionen gegen die Großen im Handel, Bio-Gemüse und -Obst nicht zu verpacken.

Die Natur braucht uns nicht, aber wir brauchen die Natur. Es gibt schon viele Initiativen und Quellen zu ZeroWaste – ein Stichwort genügt. Oder direkt ein paar Links s.u. anklicken. Lass‘ dich anstecken! Mach‘ es zur neuen Gewohnheit, Alternativen zu finden. Es macht Spaß, befreit, erweitert den Horizont, und erhält unseren Lebensraum … halten wir es wie Erich Kästner: Es gibt nichts gutes außer man tut es.

Bücher Und Infos zu Zero Waste
Weniger Müll ist das neue Grün – Shia Su
Webseite: Wasteland Rebell
Zero Waste Home – Bea Johnson (bald auch auf deutsch)
Zero Waste – Hannah Sartin/Carlo Krauss (ab Januar 2017 verfügbar)

Aktuelles Crowdfunding:
Unverpackt Darmstadt https://www.startnext.com/unverpackt-da
Glaskiste in Freiburg https://www.startnext.com/glaskiste (braucht noch Unterstützung)

Informative Webseiten
https://utopia.de/ratgeber/plastikfreie-laeden/
http://www.einfachzerowasteleben.de/zero-waste-alltag.html
http://wastelandrebel.com/de/liste-unverpackt-laeden/

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5 Kommentare zu “In der Natur gibt es keinen Müll
  1. Andrea Brehm sagt:

    Den Artikel find ich bereichernd und wichtig. Nur bin ich der festen Überzeugung, nicht nur wir brauchen die Natur, sie braucht auch uns. Unsere Liebe, unsere Dankbarkeit, unsere Zeremonien und Rituale…. All das genießt und heilt Mutter Erde.

  2. Mondgesicht23 sagt:

    Die Geschichte mit der Dame, die Dir sammeln hilft, finde ich sehr schön. Auch wenn es vielleicht nicht ganz einfach war, ihr klar zu machen, was Du tust, finde ich es super, dass Du es weiterversucht hast, bis sie sogar mitgeholfen hat. Vielleicht geht sie ja das nächste Mal, wenn die Rosskastanien in voller Frucht stehen, sammeln und erklärt es anderen Menschen?
    Danke für diesen Beitrag!

  3. Margitta sagt:

    Vor ca 20!!!Jahren entwickelte ich mit Kindern den Aufkleber „Gelber Punkt der Müllvermeidung“ und verteilte ihn vielfach. Ein Stadtverordneter schrieb es sich auf die Fahnen, im Stadtrat dafür einzutreten, dieses kleine Logo und seine Philosophie in unserer Stadt bekanntzumachen und zu vertreten. Nach mehreren Zwischenberichten trat Funkstille ein. Ich verteile weiter diese kleinen Aufkleber – einstmals entwickelt, um die Kinder mit ihm zu belohnen, wenn sie ihr Frühstück in einer Mehrwegdose dabei hatten.
    Ich wehre mich oft gegen Verpacktes oder habe meine eigene Verpackung dabei. Aber selbst Bio ist eingeschweißt und plastikverpackt. Das erzürnt mich.
    Übrigens, ich wasche jetzt auch mit Efeublättern – unverpackt.

  4. Christoph sagt:

    Ich finde das einfach so stark! Wenn man sieht, wie gedankenlos die Menschen sonst so durch Berlin irren, ist das eine tolle Geschichte. Ich bin froh, dass es etwa ein Jahr später viele Nachahmer gibt 🙂

    LG Christoph

  5. Anna sagt:

    Dass nicht nur wir die Natur brauchen , sie braucht auch uns, ist wahr. Schade, das verstehen weit nicht alle

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