Ponystute auf Heilbesuch

Von Jenny Jörgensen. Freitagnachmittags riecht es im Diakonie-Hospiz Wannsee seit vier Wochen regelmäßig nach Pferd. Denn pünktlich um 16 Uhr kommt die Pony-Dame „13“ auf eine Schüssel Möhrchenscheiben zu Besuch und verbreitet schlagartig gute Laune bei den Gästen und dem Pflegeteam. An der Hand ihrer Besitzerin Hinrika Höges zockelt sie über die Gänge und schaut in den Zimmern der Gäste vorbei, die sich über einen Plausch und ein paar Streicheleinheiten mit ihr freuen.

13, benannt nach „Jim Knopf und die Wilde 13“ von Michael Ende, ist eine geduldige, freundliche Ponystute mit braunem Fell und einer Blässe auf der Nase. Sie steht am Bett der Kranken, beugt den Kopf zu ihnen hinunter, lässt sich streicheln und füttern, verteilt Nüsternküsschen und sanfte Wangenstubser. Schnell hat sie heraus, was ihrem Gegenüber gefällt, reagiert auf Ansprache und Berührungen. Hinrika Höges leitet sie.

Für manche der im Sterben liegenden Menschen ist diese Nähe zu einem Pony eine ganz neue Erfahrung, die sie in den letzten Tagen ihres Lebens noch machen dürfen. Pferdeliebhabern ermöglicht sie einen innigen Abschied von den vertrauten Tieren und ihrer eigenen Zeit als Reiter.

Küsschen für Heinz
Erinnerungen an erfüllte Lebensstunden erhellen Heinz E.s Gesicht als 13 in sein Zimmer kommt. Der 88-Jährige und seine Frau Gudrun haben sich beim Reiten kennengelernt und teilen noch immer ihre Leidenschaft für Pferde. Deshalb spendiert Gudrun E. ihrem Mann und dem Hospiz den Pony-Besuch einmal in der Woche. „Das ist das einzige, was ich noch für meinen Mann tun kann. Und dann sollen die anderen Gäste auch etwas davon haben“, sagt sie.

Heinz E. hat 13 schon erwartet. „Komm, gib mir einen Kuss.“ 13 zieht die Lippen hoch und drückt sie auf E.s Wange. Zur Belohnung wartet dort eine Möhrchenscheibe. „Sie erkennt mich“, sagt er erfreut. Er streichelt 13, sagt beruhigend zu sich und dem Pony: „Alles wird gut, das sagst du mir.“ Nach einer viertel Stunde füttern, streicheln und umarmen ist Heinz E. erschöpft. „Jetzt geh zurück in deinen Stall und bete für mich“, sagt er und schläft ein. 13 besucht noch ein paar andere Gäste, dann bringt Hinrika Höges sie wieder in den Pferdeanhänger und fährt zurück auf ihren Hof im brandenburgischen Nuthetal. Der Pferdegeruch im Hospiz verflüchtigt sich nach und nach. Die gute Stimmung bleibt.

Letzte Wünsche erfüllen
Den Wunsch, ein Pony ins Hospiz zu holen, hatte ursprünglich ein jüngerer Mann, der dort im Sterben lag. „Er hatte seine Frau auf einem Pferdegestüt kennengelernt“, erzählt Hospiz-Geschäftsführerin Angelika Behm. Sein Zustand ließ einen Besuch auf dem Gestüt nicht mehr zu. „Leider kam es auch nicht mehr dazu, ein Pony ins Hospiz zu holen. Dass wir ihm seinen letzten Wunsch nicht erfüllen konnten, ging mir noch lange nach“, sagt Angelika Behm.

Über ihre Nachbarin erfuhr sie, dass Hinrika Höges den PS-Aktivstall Nudow für Pferde betreibt und für ihr Pony 13 genau nach einer Aufgabe wie dieser suchte. „Das passte einfach perfekt“, sagt Angelika Behm. Noch ermöglichen Gudrun E.s Spenden die Begegnungen der Hospiz-Gäste mit dem Pony. Damit 13 auch in Zukunft freitagnachmittags auf eine Schüssel Möhrchen im Diakonie-Hospiz Wannsee vorbeikommen und die Gäste und das Pflegeteam erfreuen kann, sind weitere Spenden nötig.

Hier erfahren Sie mehr über das Diakonie-Hospiz Wannsee.

Wer den Pony-Besuch im Hospiz fördern möchte, kann unter dem Stichwort „Pony“ eine Spende auf dieses Konto überweisen:

Diakonie-Hospiz Wannsee GmbH
Berliner Sparkasse
BIC: BELADEBEXXX
IBAN: DE 74 1005 0000 6600 0505 09

Vielen Dank!

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Ein Kommentar zu “Ponystute auf Heilbesuch
  1. Ute Dänner sagt:

    An alle Engel die dieses Hospiz leiten,

    möge der göttliche Segen mit Euch sein, Euch behüten und beschützen auf allen Euren Wegen.
    Danke, dass es Euch gibt.

    Alles Liebe Liebe
    Ute Dänner

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