Manitus Grüne Krieger

Wer ihn einmal in einem Vortrag oder einem Seminar erlebt, wird schnell beindruckt sein von seinem umfassenden Wissen, aber vor allem von seiner Liebe zu den Pflanzen und dem ganzen Universum: Wolf-Dieter Storl ist ein Pflanzenzauberer, der sogar in der Betonwüste der Städte an jeder Ecke fündig wird. Jetzt begleitete ihn sein Sohn und  Filmemacher Ingo Storl auf einer Reise nach Montana/USA zu einem „Herbal Gathering“, einem Treffen indigener Pflanzenkundiger. Manitus Grüne Krieger – Eine Reise zu den heilenden Pflanzen Nordamerikas  ist ein besonderes Roadmovie, eine fast schon meditative Reise durch die einmalige Natur und Weite Nordamerikas, getragen von der wunderbaren Erzählstimme von Wolf-Dieter Storl. Zusammen mit den wunderschönen Bildern werden wir andächtig vor dem Wunder und den Geschenken von Mutter Erde. Dazu vermitteln sich einem fast nebenbei noch viel Wissen über Heilkräuter.  Mehr dazu im nachfolgenden Interview mit Storl:

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, diesen Film zu machen?

Foto: Storl Media

Nicht ich, sondern mein Sohn Ingo Storl. Er dachte, es wäre eine interessante Idee meine Reise mit einem Film-Team zu begleiten und ein spannendes Road Movie daraus zu machen. Er organisierte zwei junge Kameraleute und einen Ton-Mann, mietete einen Van und los ging’s vom dem östlichen Waldland, durch die Prärie bis in die Rocky Mountains, wo ich von dem „Montana Herbal Gathering“ eingeladen wurde. Interessante Wildtiere, Büffel, Elche, Wildpferde, Antilopen begegnen uns da auf der Reise – sie bilden ja eine ökologische Einheit mit der Vegetation. Wir haben Cowboy-Feste, Naturgärtner, Indianer besucht und mit Park Ranger im Yellowstone Park gesprochen. Es war eine Reise voller Abenteuer und hat Spaß gemacht.

Um was geht es in dem Film?
Um Pflanzen, um die Heilkräuter Nordamerikas und deren Anwendung in der amerikanischen Volksmedizin, auch bei den Indianern. Es gibt viele nordamerikanische Heilpflanzen, die auch wir benutzen, etwa den Purpurnen Sonnenhut, besser bekannt als Echinacea, oder den Durchwachsenen Wasserdost, der eine starke immunmodulierende Wirkung hat. Aber nicht nur das. In Europa, in der EU, wird die Zulassung von Heilkräutern immer mehr Restriktionen unterworfen. Es wird den kleinen Herstellern von Heilkräuterpräparaten immer schwieriger gemacht, ihre Ware auf den Markt zu bringen. Obwohl diese Pflanzen schon seit Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden erfolgreich angewendet wurden, werden wissenschaftliche Tests erwartet. Und diese können sich die kleineren Manufakturen nicht leisten.

Ja, und was hat das mit Amerika zu tun?
Nun, dort ist man, auf Druck der Pharma-Lobby, weiter in der Beziehung. Man kann zwar Kräuter als „Nahrungsergänzungsmittel“ verkaufen, aber darf keinesfalls angeben, für welche gesundheitlichen Probleme sie gut sind oder wie man sie dosieren muss. Das wäre „illegale medizinische Praxis“ und somit strafbar. Trotz dieser Hindernisse nehmen viele Menschen dort Heilkräuter in Anspruch, besonders solche, die sich die ärztliche Versorgung nicht leisten können, die aus dem sozialen Netz gefallen sind.

Was ist das „Montana Herbal Gathering“?

Foto: Storl Media

Das ist fast ein konspiratives Treffen von weisen Kräuterfrauen, Wurzelkundigen, Pflanzenfreaks, Herstellern von Salben und Präparaten, Heilern und auch indianischen Pflanzenschamanen und Medizinleuten. Da traf ich auch Linwood Tallbull, den Sohn des Medizinmanns mit dem ich anderthalb Jahre durch die Bighorns gewandert bin. Er ist auch ein Medizinmann, ein Botschafter zum „grünen Volk“. Das Treffen war wie ein Fest. Es gab Musik. Gutes Essen. Viele fröhliche Kinder sprangen herum. Es hatte etwas von einem Revival Meeting. Ein Echo der Blumenkinder, aber nicht nur Flower Power, sondern auch Wurzel Power.

Warum wurde der Film „Manitus Grüne Krieger“ genannt?
Für die Indianer sind Pflanzen nicht nur Lebewesen, sondern sie gelten als mächtige Persönlichkeiten, als Geistwesen, als Krieger, die Krankheiten besiegen können. Sie reden mit den Pflanzen und veranstalten Rituale, um mit ihnen zu kommunizieren und um Hilfe zu bitten. In diesem Film versuchen wir diese Einstellung – die ist uns ja ziemlich fremd – zu verstehen.

Foto: Storl Media

Zur Person: Dr. Wolf-Dieter Storl, geboren 1942, ist Kulturanthropologe und Ethnobotaniker. Er wanderte 1954 mit seinen Eltern in die USA (Ohio) aus, wo er die meiste Zeit in der Waldwildnis verbrachte. Nach dem Studium der Botanik und Völkerkunde an der Ohio State Universitiy lehrte er als Dozent für Soziologie und Anthropologie an der Kent State University. 1974 promovierte er als Doktor der Ethnologie in Bern. Seine zahlreichen Reisen und Feldforschungen prägten sein Denken und fanden ihren Niederschlag in vielen erfolgreichen Büchern. Wolf-Dieter Storl lebt seit 1988 mit seiner Familie auf einem Einsiedlerhof im Allgäu. Mehr Infos auf seiner Website.

 

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