Sehnsüchtig: To The Moon

Screenshot To the Moon

Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, was würde ich anders machen? Dieser Frage geht auf ungewöhnliche Art und Weise nicht ein Buch oder ein Film nach, sondern das Indie-Game To The Moon. Sein Schöpfer, der Spielentwickler und Komponist Kan Gao, bittet ebenfalls darum, sein Werk nicht als reines Spiel zu betrachten oder als Trickfilm: „Schaut einfach, ob es ein geeigneter Weg ist, eine Geschichte zu erzählen.“ Der Protagonist dieser Erzählung ist Johnny, ein alter Mann, der im Sterben liegt. Sein letzter Wunsch: Er will zum Mond fliegen. Genauer gesagt: Er will auf den Mond geflogen sein. Helfen sollen ihm dabei zwei Wissenschaftler: Dr. Eva Rosalene und Dr. Neil Watts. Die können ihn zwar nicht wirklich auf den Mond befördern, aber sie können mit Hilfe einer Maschine in seine Erinnerungen eindringen und diese verändern. Wenn sie Erfolg haben, wird Johnny sterben. Aber er wird es in der Überzeugung tun, auf dem Mond gewesen zu sein, sich seinen größten Traum erfüllt zu haben.

Warum Johnny das will,  ist zu Beginn völlig unklar. Dr. Rosalene und Dr. Watts bewegen sich deshalb rückwärts in Johnnys Erinnerungen, um das Rätsel zu lösen. Wer sich dann an Filme wie Inception erinnert fühlt und Action erwartet, wird enttäuscht. Denn obwohl Johnnys Zeit abläuft, ist das PC-Spiel beschaulich erzählt: Die sphärische und wunderschöne Musik von Gao und der Komponistin Laura Shigihara:

Die charmanten – ausschließlich geschriebenen, nicht gesprochenen – Dialoge und selbst die pixelige Mimik und Gestik der winzigen 2D-Figuren nehmen jedes Tempo aus dem Rollenspiel. Und der Spieler muss nur einfache Point-and-Click-Aktionen setzen. Etwa fünf Stunden dauert es, bis alle Rätsel gelöst sind und man sich mit Fragen auseinandergesetzt hat  wie „Wäre mein Leben verlaufen, wenn ich eine einzige andere Entscheidung getroffen hätte? Gibt es etwas, das ich immer bedauern werde?“ Der Spielentwickler Gao stellte sich diese Fragen selbst, als sein Großvater einen Herzinfarkt erlitt und hat so durchaus autobiografische Züge.

Sein Konzept geht jedenfalls nicht nur für die Spieler auf. Bei youtube fühlen sich auch die Zuschauer einfach beim zuschauen (youtube) verzaubert. Wer es selber spielen will, kann es für 11,83 Euro (!) downloaden. Und das Titel-Magazin schreibt: „Es war eine der sonderbarsten Migrationsbewegungen dieser Tage: Die Online-Gamer-Gemeinschaft ließ ihr gallen- und giftgrünes Wappen hinter sich, wischte die zynischen Einwürfe der wenigen Unverbesserlichen mit einem tränengetränkten Taschentuch zur Seite, und versammelte sich, ganz ohne Drängeln und Schubsen, ungewöhnlich rührselig hinter einem ungewöhnlichen Spiel. Hätte To The Moon nichts weiter vollbracht, als diesen Moment ungewohnter Wärme in einem von Gehässigkeit geprägten Klima zu ermöglichen – es wäre bereits viel für das Werk eines einzigen Mannes (und einiger seiner Freunde). Doch To The Moon gibt mehr, von Herzen – es ist schlicht diese Art von Spiel.“ Schön.

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