33 HQ: 24 Freundschaft, Freundlichkeit

Edition amo ergo sum © www.christinakessler.com

Als hervorragener Beleg über die Verbindung von Tugend und Freundschaft – beziehungsweise für die Freundschaft als Tugend – dient ein Text von Aristoteles: “Vollkommene Freundschaft ist die der trefflichen Charaktete, die an Trefflichkeit einander gleichen. Denn bei dieser Freundschaft wünschen sie einer dem anderen in gleicher Weise das Gute, aus keinem anderen Grund als weil sie eben trefflich sind und sich darin wesensmäßig. Nun sind aber Menschen, die dem Freunde um des Freundes willen das Gute wünschen, die echtesten Freunde, denn sie sind es nicht im akzidentellen Sinne, sondern weil jeder des anderen Wesensart liebt. Und so währt ihre Freundschaft solange, wie sie trefflich sind. Trefflichkeit aber ist ein Wert, der dauert.”

Um wirkliche Freundschaften leben zu können, müssen wir die ersten beiden Ebenen der Herzensqualitäten integriert haben. Erst dann sind wir in der Lage, Beziehungen zu führen, die von Verbindlichkeit, commitment, erfüllt werden. Auch Partnerschaften bedürfen dringend der Freundschaft und sollten nicht nur auf Leidenschaft aufgebaut sein. Auffällig an den modernen Beziehungen: Sie besitzen keine bleibende Substanz mehr, und die meisten Partnerschaften scheitern – am Narzismus des Einzelnen, der oft verbunden ist mit einem fast rebellischen Anspruch auf so genannte Selbstentfaltung.

Selbstrealisation hat jedoch absolut nichts mit Selbstsucht zu tun. Die Liebesintelligenz schließt die soziale Intelelligenz mit ein – ja, misst ihr einen ganz besonderen Stellenwert  bei.

Freundschaft ist, wie Aristoteles zum Ausdruck brachte: wenn wir die Qualitäten, die wir uns selbst wünschen, dem anderen geben; wenn wir im anderen segnen, was uns selbst heilig ist. Freundschaft erschließt sich durch Achtsamkeit und geht Seite an Seite mit Selbstachtung. Wir öffnen uns der Wahrheit des anderen und gewähren ihr Raum, während wir gleichzeitig der eigenen Wahrhaftigkeit Ausdruck verleihen. Wenn wir im Herzen verankert sind, können wir Gedanken und Gefühle selbstverständlich, klar und liebevoll äußern – ohne Zögern und ohne Scheu, ohne Angst, zurückgewiesen zu werden. Solange wir achtsam und voller Interesse für den anderen bleiben, wird er sich nicht von uns angegriffen, bedroht, beleidigt, herabgesetzt oder kritisiert fühlen. Ein jeder befindet sich in Sicherheit – in seiner ureigenen Stärke. Gegenseitig hilft man sich, das höchste Potential zu leben. Freundschaft sieht in jedem Menschen das Hoffnungsvolle und Nützliche. Sie sucht nicht nach den Fehlern des anderen, sondern nach dessen Größe. Sie lässt dessen Ganzheit unangetastet. Ratschläge erteilt sie nur, wenn danach gefragt wird. Aber sie steht ungefragt zur Seite, wenn Not am Mann ist.

Das größte Zeichen der Freundschaft besteht darin dem anderen Raum zu lassen.

Freundschaft gibt uns die Möglichkeit, in einem gesicherten Rahmen das rechte Verhältnis von Intimität und Distanz zu erforschen und dadurch die Freundlichkeit der Seele zu schulen. Diese Fähigkeit ist eine der leuchtendsten Merkmale der Liebesintelligenz. Ein gesundes Gespür für Nähe und Distanz bildet die Basis der sozialen Intelligenz – und der nachfolgenden Herzensqualitäten.

Hintergrund: Selbstverwirklichung durch die Macht der Liebe: Herzensqualitäten sind Eigenschaften, die uns befähigen, das Leben, uns selbst und andere Menschen liebevoll anzunehmen, Negatives in Positives und Schmerz in Freude zu verwandeln. Durch die Entwicklung von Herzensqualitäten setzen wir die Intelligenz der Liebe frei. Anhand von 33 Beispielen für gelebte Herzensqualität erschließt sich ein neuer Raum des Seins und Bewusstseins. Jede integrierte Herzensqualität führt zu einer weiteren. In ihrer Gesamtheit wirken diese 33 »Tore« als Guideline nach innen, zum wahren Selbst.

Christina Kessler

Über Christina Kessler: Dr. phil. Christina Kessler studierte Kulturanthropologie, Soziologie, Vergleichende Religionswissenschaften und Philosophie und spezialisierte sich schon früh auf die Weisheitslehren und Medizinsysteme dieser Welt. Christina Kesslers Forschungen sind stets interdisziplinär, praxisorientiert und eng mit ihrem eigenen geistigen Weg verknüpft. Ihre Reisen führten sie um die ganze Welt mit der Zielsetzung, den gemeinsamen Kern der Weisheitslehren sowie die Essenz der traditionellen Selbsterfahrungswege herauszukristallisieren und in einer modernen Form zugänglich zu machen. In dem Buch „Amo ergo sum – ich liebe, also bin ich” und dem dazugehörigen Arbeitsbuch legte sie das Ergebnis ihrer Studien und ihrer eigenen Praxis dar: eine zeitgemäße Form der Selbstrealisation jenseits von kulturellen, gesellschaftlichen und religiösen Dogmen; einen für jeden Menschen praktizierbaren Weg, Meisterschaft über das eigene Leben zu erlangen. Die Autorin bietet regelmäßig Seminare zur Selbstrealisation an.
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