33 HQ: 31 Bedingungslosigkeit

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Die höchste Form der Liebe ist die allumfassende Liebe. Allumfassende Liebe ist göttliche Liebe. Wir finden sie durch Hingabe. Ihr Kennzeichen ist die Bedingungslosigkeit. Bedingungslose Liebe stellt keine Erwartungen, hegt keine Absichten, macht keine Geschäfte.

Sie kritisiert nicht und beklagt sich nicht. Sie legt keinen Wert darauf, großartig, übermächtig und beeindruckend zu sein. Meist ist sie schlicht und bescheiden, unspektakulär. Aber sie verzaubert jeden Augenblick, so wie ein Lächeln ein Gesicht verzaubert. Wenn sie da ist, scheint sie die selbstverständlichste und vor allem die schönste Sache der Welt zu sein. Dann spürt man, dass dieser Augenblick Wahrheit ist. Jedes Mal, wenn wir uns von bedingungsloser Liebe erfüllen lassen, vollführt die Liebe einen Quantensprung mit uns – und wir lieben alle anderen, so wie sie sind. Alle Formen der Trennung, selbst die subtilsten, werden überwunden. Wir sind ein lupenreiner Diamant, durch dessen Facetten das Licht der Wahrheit in die Wirklichkeit leuchtet.

Im Zustand der Bedingungslosigkeit befinden wir uns fest an der Hand der inneren Führung, die sowohl persönlich als auch überpersönlich ist. Wir folgen ihr ohne Zögern – im vollständigern Vertrauen auf die Ordnung des Ganzen. Von ihr geführt zu werden, das ist Gnade. Bedingungslosigkeit ist Gnade. Ein bedingungsloses Herz liebt um der Liebe willen. Es nimmt nichts persönlich. Daher verstrickt es sich nicht in die Dramen anderer. Daher begehrt es nicht. Daher neidet es nicht. Daher hasst es nicht. Daher kennt es nichts Negatives. Es betrachtet die Welt mit den Augen des Beobachters. Dieser Blick befähigt es, einen ungewöhnlichen Grad an Objektivität zu erlangen. Weil es selbst in schwierigen Situationen nichts persönlich nimmt, kann es durch das Persönliche hindurch in das universelle Bewusstsein sehen. Es durchschaut das Männliche und das Weibliche, durchdringt die Fassaden von Kulturen und Religionen – Symbole, Bilder, Mythen, Dogmen … Es betrachtet das gesamte Spiel des Bewusstseins. Wann immer Gefühle der Ablehnung, Kritik, Rechthaberei, der Feindseligkeit und des Hasses auf es zukommen, betrachtet es diese mit dem ungetrübten Blick des Zeugen und atmet sich durch sie hindurch in das unendliche Feld der Liebe. Es nimmt die Situation an, lernt aus ihr und bleibt dennoch in der Liebe. Das heißt nicht, daß es zu allen Widerwärtigkeiten Ja und Amen sagen oder sich alles gefallen lassen würde. Nichts persönlich nehmen heißt, sich keinen Projektionen mehr auszusetzen. Sie prallen an einer unsichtbaren Grenze ab. Ein bedingungsloses Herz ist ein souveränes Herz. Es kann von keinem Urteil angegriffen werden.

Die bedingungslose Sicht befähigt uns, stets die Wahl zu treffen – eine authentische, freie Wahl, losgelöst von allen Konditionierungen, Indoktrinationen und Identifikationen, losgelöst aus dem Spinnennetz des mentalen Ich. Nicht zuletzt ermöglicht sie ein exaktes Urteil. Denn wir können nur dann über andere urteilen, wenn wir in ihr Herz zu schauen vermögen und wenn wir sie bedingungslos lieben. Bedingungslosigkeit ist das Tor zur Freiheit.

 

Hintergrund: Selbstverwirklichung durch die Macht der Liebe: Herzensqualitäten sind Eigenschaften, die uns befähigen, das Leben, uns selbst und andere Menschen liebevoll anzunehmen, Negatives in Positives und Schmerz in Freude zu verwandeln. Durch die Entwicklung von Herzensqualitäten setzen wir die Intelligenz der Liebe frei. Anhand von 33 Beispielen für gelebte Herzensqualität erschließt sich ein neuer Raum des Seins und Bewusstseins. Jede integrierte Herzensqualität führt zu einer weiteren. In ihrer Gesamtheit wirken diese 33 »Tore« als Guideline nach innen, zum wahren Selbst.

Über Christina Kessler: Dr. phil. Christina Kessler studierte Kulturanthropologie, Soziologie, Vergleichende Religionswissenschaften und Philosophie und spezialisierte sich schon früh auf die Weisheitslehren und Medizinsysteme dieser Welt. Christina Kesslers Forschungen sind stets interdisziplinär, praxisorientiert und eng mit ihrem eigenen geistigen Weg verknüpft. Ihre Reisen führten sie um die ganze Welt mit der Zielsetzung, den gemeinsamen Kern der Weisheitslehren sowie die Essenz der traditionellen Selbsterfahrungswege herauszukristallisieren und in einer modernen Form zugänglich zu machen. In dem Buch „Amo ergo sum – ich liebe, also bin ich” und dem dazugehörigen Arbeitsbuch legte sie das Ergebnis ihrer Studien und ihrer eigenen Praxis dar: eine zeitgemäße Form der Selbstrealisation jenseits von kulturellen, gesellschaftlichen und religiösen Dogmen; einen für jeden Menschen praktizierbaren Weg, Meisterschaft über das eigene Leben zu erlangen. Die Autorin bietet regelmäßig Seminare zur Selbstrealisation an.
www.christinakessler.com.

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Christina Kessler
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