Geben und Leben ohne Zins

Foto: Elske Margraf

Jesus sprach: „Wenn ihr Geld verleiht, verleiht es nicht mit Zinsen, sondern gebt es dem, von dem es euch nicht entgolten wird.“ ( Logion 95 Thomas Evangelium). Dazu ein schöner Kommentar von Jean-Yves Leloup: „Das Zeichen für wahre Transformation des Herzens ist das Gefühl der Unentgeltlichkeit – zu lieben, ohne etwas zurückzuerwarten. Seinen Duft zu spenden, wie die Rose es tut, ohne einen Preis dafür zu nennen.

Die Unentgeltlichkeit ist das, was uns mit Gnade und mit dem Ungeschaffenen erfüllt. Sie ist wirklich etwas, das nicht von dieser Welt ist, denn diese Welt ist die des Zinses und der Berechnung. Lieben, Geben, Leihen, ohne eigene Interessen zu verfolgen (was nicht heißt, dass man gleichgültig ist), ist zweifelsohne das reinste Zeugnis des Evangeliums, das man geben kann.

«Das, was ihr unentgeltlich bekommen habt, gebt unentgeltlich!» Wenn diese Unentgeltlichkeit unsere Existenz durchdringt, verspürt man eine gewisse Leichtigkeit, eine gewisse Seinsqualität, die uns eines Tages begreifen lassen wird, dass dies alles tatsächlich nicht absurd ist, sondern dass «alles Gnade ist» und dass Leben keinen Preis hat.“

Aus: Das Evangelium des Thomas: Die Meisterworte Jesu, übersetzt und kommentiert von Jean-Yves Leloup. Aus dem Französischen von Maike und Stephan Schuhmacher (Edition Spuren, Winterthur 2008)

Zur Person: Jean-Yves Leloup, 1950 in Angers geboren, doktorierte in Theologie, Philosophie und Psychologie. Im Verlaufe ausgedehnter geistiger Erkundungen schulte er sich in verschiedenen christlichen Traditionen und lernte mystische Wege in aller Welt kennen. Nach einer Nahtoderfahrung bekannte er sich zur orthodoxen Kirche, später ließ er sich zum orthodoxen Priester weihen. Jean-Yves Leloup ist Autor und Übersetzer zahlreicher Werke über die Ursprünge des Christentums und über die Mystik in ihren vielfachen Ausprägungen.

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