Vom Fall ins goldene Zeitalter

Foto: Steve Taylor

Wenn dieses Buch im Geschichtsuntericht Pflichtlektüre wäre, würden wir alle die Welt mit anderen Augen sehen. Denn Der Fall von Steve Taylor erzählt nicht die uns bekannte Geschichte der letzten 4.000 Jahre von grausamen Kriegen und unendlichem Leid, sondern beginnt mit vielen tausend Jahren friedlichen Menschseins. Mit Kulturen, die sich ganz und gar mit der Natur, ihrem eigenen Körper und allem was ist verbunden fühlten. In der Rückverbindung mit diesem Wissen wird die Möglichkeit, dass wir am Anfang eines neuen Bewusstseins, eines goldenen Zeitalters stehen, zu einer plausiblen Wirklichkeit.

Was zeichnete die „matristische“ Gesellschaften vor dem Fall aus? Friedfertigkeit, allgemeine Gleichheit, kein Macht- und Besitzdenken, Naturverehrung und eine positive Einstellung zur Sexualität. Taylor beschreibt diese Kulturen und ihre Lebensweise als ein glückliches Sein im Jetzt. Doch nach 120.000 Jahre friedlichen Lebens kam der Fall aus dem Einheitsbewusstsein, im Buch als Ego-Explosion bezeichnet. Die Bibel nennt es die Vertreibung aus dem Paradies. Grundlage bildet die „Saharasia“-Theorie von James DeMeo, nach der eine ökologische Katastrophe, die ihr Zentrum im Nahen und Mittleren Osten vor 6000 Jahren hatte, eine Völkerwanderung auslöste. Diese veränderten Lebensumstände veränderte die Psyche der Menschen derart, dass sich ein überstarkes Ego-Bewusstsein mit einer zerstörerischen Kraft entwickelte.

Das Leben war fortan vom Gefühl der Trennung gekennzeichnet. Trennung vom Weiblichen, Trennung von der Natur, von der Körperlichkeit und der Sexualität, letztendlich von der Liebe. Mühsam verschaffte sich der Mensch Halt in Religionen, die das Dasein hier als Leidensgeschichte kennzeichneten und das gute Leben auf nach dem Tod verschoben. Die patristische Gesellschaft machte sich die Erde, die Frauen, den Körper und die Kinder untertan. Macht, Besitz und Individualismus waren die neuen Werte. Das ging einher mit einem dramatischen Empathieverlust und mit einer Verpanzerung der Gefühle, wie es Wilhelm Reich benannte. Taylor beschreibt die Jahrhunderte danach als Regressionsbewegung, in der die Menschen trotz Materialismus und Hedonismus immer unglücklicher wurden. Heute dürfen wir bloß nicht zur Ruhe kommen, um uns wirklich zu spüren. Fernsehen, essen, trinken, arbeiten, reisen – wir machen alles, nur um uns und unser Unglück nicht zu spüren.

Doch es gibt seit einigen hundert Jahren eine Umkehrbewegung zur Ego-Kultur, deren positiven Wirkungen in Wissenschaft und Kultur auch beschrieben werden. Die zweite Welle stellt eine echte evolutionäre Bewegung dar. Taylor macht eine wachsende Menge von Menschen auf der ganzen Welt aus, sich als Individuum weiterzuentwicken und spirituellen Lehren der Liebe zu folgen. Er glaubt an „den Sieg der tranformierten Psyche“, die in eine lichterfüllte Zukunft führt, wo das goldenen Zeitalter entsteht. Jenseits von Religionen und Kapitalismus finden wir zurück in ein erfülltes Leben in Einheit mit dem Universum. Die 550 Seiten von Steve Taylor lesen sich wie ein Roman und vermitteln ein umfassendes Wissen und Bewusstsein darüber, wie die Menschheitsgeschichte wirklich war und sein kann. Toll.

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