Warum geben seliger als nehmen ist
„Geben ist auf vielen Ebenen seliger als nehmen“ – das ist die Quintessenz des Buches Der Sinn des Gebens von Stefan Klein. Im Epilog erzählt er dieses schöne Beispiel: Einer kanadischen Studie zufolge macht Geld umso glücklicher, je mehr man davon wieder hergibt. Dazu wurde College-Studenten ein Kuvert mit einem 20-Dollar-Schein ausgehändigt und gesagt, sie sollten das Geld entweder für sich oder für Freunde ausgeben. Am Ende des Tages wurden die Studenten erneut befragt. Das Ergebnis war deutlich: Je mehr Geld die Probanden für andere hergaben, desto glücklicher waren sie am Ende des Tages.
Jenseits von „Geiz ist geil“ sieht die Wirklichkeit halt ganz anders aus. So zieht auch Klein dieses Fazit: „Unsere Beziehungen wirken wie ein Resonanzkörper – alles was wir tun, wird in ihnen verstärkt. Wohlwollen bringt neue Akte des Wohlwollens hervor, das Vertrauen zwischen den Menschen nimmt zu…. Selbstlosigkeit macht uns glücklich und verändert die Welt.“
Auch neueste Forschungen lässt die Ehrlichen keineswegs als die Dummen dastehen. Entgegen unserem Alltagsglauben schneiden Egoisten nämlich nur kurzfristig besser ab. Auf längere Sicht haben diejenigen Menschen Erfolg, die sich um das Wohl anderer bemühen. Stefan Klein belegt dies auf unterhaltsame Weise mit Erkenntnissen der Evolutions- und Hirnforschung, der Genetik, der Wirtschaftswissenschaften und der Sozialpsychologie. Er zeigt, warum menschliches Miteinander und für andere zu sorgen vor Einsamkeit und Depression schützt. Selbstlosigkeit macht sogar glücklicher, erfolgreicher und beschert nachweislich sogar ein längeres Leben.
Stefan Klein hat viele interessante Beispiele aus verschiedenen Bereichen der Wissenschaft zusammengetragen. Dies sind zwar nicht neu, aber gewinnen durch seine typische, leicht verständliche und unterhaltsame Darstellung neue Überzeugungskraft. Am Ende bleibt kein Zweifel: Wer selbstsüchtig handelt, schadet letztlich sich selbst. So ist für das Gemeinwohl zu handeln, in Kleins Augen die größte Aufgabe im 21. Jahrhundert.
Zur Person: Stefan Klein (geb. 1965) ist einer der prominentesten Wissenschaftsautoren Deutschlands. Mit seinen Büchern „Die Glücksformel“, „Alles Zufall“ und „Zeit – Der Stoff, aus dem das Leben ist“ hat er schon mehrfach große Lebensthemen vielen Lesern nahe gebracht. Stefan Klein ist promovierter Biophysiker und war dann als Journalist unter anderem beim Spiegel tätig. Jetzt nutzt er als Autor seine ungewöhnliche Gabe, mit Leichtigkeit und Freude wissenschaftliche Zusammenhänge von vermeintlich unfasslichen Themen zu vermitteln.