Die Einladung

Lesezeit 3 Minuten –

Von Oriah Mountain Dreamer.
Es interessiert mich nicht,
womit du deinen Lebensunterhalt verdienst.
Ich möchte wissen,
wonach du innerlich schreist und ob du zu träumen wagst, der Sehnsucht deines Herzens zu begegnen.
Es interessiert mich nicht, wie alt du bist.
Ich will wissen, ob du es riskierst wie ein Narr auszusehen,
um deiner Liebe willen,
um deiner Träume willen
und für das Abenteuer des Lebendigseins.

Es interessiert mich nicht,
welche Planeten im Quadrat zu deinem Mond stehen.
Ich will wissen, ob du den tiefsten Punkt deines Lebens berührt hast, ob du geöffnet worden bist von all dem Verrat, oder ob du zusammengezogen und verschlossen bist aus Angst vor weiterer Qual.

Ich will wissen,
ob du mit dem Schmerz – meinem oder deinem – dasitzen kannst,
ohne zu versuchen, ihn zu verbergen oder zu mindern oder ihn zu beseitigen.
Ich will wissen, ob du mit der Freude – meiner oder deiner – dasein kannst,
ob du mit Wildheit tanzen und dich von der Ekstase erfüllen lassen kannst,
von den Fingerspitzen bis zu den Zehenspitzen,
ohne uns zur Vorsicht zu ermahnen, zur Vernunft, oder die Grenzen des Menschseins zu bedenken.

Es interessiert mich nicht, ob die Geschichte, die du erzählst, wahr ist.
Ich will wissen, ob du jemanden enttäuschen kannst, um dir selbst treu zu sein.
Ob du den Vorwurf des Verrats ertragen kannst und nicht deine eigene Seele verrätst.
Ich will wissen, ob du vertrauensvoll sein kannst und von daher vertrauenswürdig.
Ich will wissen, ob du Schönheit sehen kannst,
auch wenn es nicht jeden Tag schön ist, und ob du dein Leben aus Gottes Gegenwart speisen kannst.

Ich will wissen, ob du mit dem Scheitern – meinem oder deinem –
leben kannst und trotz allem am Rande des Sees stehen bleibst
und zu dem Silber des Vollmonds rufst: Ja!.

Es interessiert mich nicht zu erfahren, wo du lebst und wieviel Geld du hast.
Ich will wissen, ob du aufstehen kannst nach einer Nacht der Trauer und der Verzweiflung,
erschöpft und bis auf die Knochen zerschlagen, und tust, was für die Kinder getan werden muss.

Es interessiert mich nicht, wer du bist und wie du hergekommen bist.
Ich will wissen, ob du mit mir in der Mitte des Feuers stehen wirst und nicht zurückschreckst.
Es interessiert mich nicht, wo oder was oder mit wem du gelernt hast.
Ich will wissen, was dich von innen hält, wenn sonst alles wegfällt.
Ich will wissen, ob du allein sein kannst und in den leeren Momenten
wirklich gern mit dir zusammen bist.

Die Einladung zu einem wahrhaftigem Austausch ist der Vorspanntext zum gleichnamigen Buch von Oriah Mountain Dreamer und geht direkt ins Herz. Die nördlich von Toronto lebende Schriftstellerin und Heilerin nahm als 30jährige den Namen Oriah (hebräisch für Gott des Lichtes) an, nachdem sie an einem chronischen Erschöpfungszustand erkrankt war. Im Traum erschienen ihr weise Großmütter, die empfohlen den Namen als Teil des Heilungsprozesses anzunehmen. “Mountain Dreamer” (die, die Grenzen findet und überschreitet) wurde ihr später als Medizinname von einem Schamanen dazu gegeben. Ihre 1994 erschienene Einladung ging um die Welt.

 

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Gastbeitrag
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