Der Fünf-Sterne-Koch für die Armen


Das ist die  Geschichte von Narayanan Krishnan, der als aufsteigender Stern am Kochhimmel Chefkoch in einer Fünf-Sterne-Hotel-Gruppe in der Schweiz werden sollte. Seine Welt waren feine Menüs wie pochierte Wild-Crèpe-Roulade mit lauwarmem Waldpilzsalat. Doch ein Kurzbesuch bei seiner Familie im 2002, kurz vor der Abreise nach Europa, veränderte sein Leben zu Gunsten der Armen, Obdachlosen, Alten und Ausgegrenzten in Indien.

„Ich sah bei einem Tempelbesuch, wie ein sehr alter Mann unter einer Brücke seine eigenen Ausscheidungen zu sich nahm. Das hatte mir zutiefst weh getan, ich war schockiert. Danach begann ich, den Mann zu füttern – und entschied, dass das es ist, was ich für meine Mitmenschen für den Rest meines Lebens tun will“. Erfüllt von seiner Vision, kündigte er binnen einer Woche seinen Job und zog in seine Heimatstadt.  „Dieser Funke und diese Inspiration waren und sind immer noch die treibende Kraft und eine lodernde Flamme in mir, allen psychisch kranken und bedürftigen Menschen, die nicht für sich selber sorgen können, zu dienen.“

Krishnan gründete im 2003 die gemeinnützige „Akshaya Trust“. Nun hat er als mit seinen Helfern mehr als 1,2 Millionen Frühstücke, Mittag- und Abendessen an bettelarme Obdachlose, meist ältere und alte Menschen, oft missbraucht und von der Familie verstossen, ausgegeben. Tag für Tag steht er um 4 Uhr in der Früh auf, kocht ein einfaches aber nahrhaftes und leckeres vegetarisches Essen, verlädt es mit seinem Team in einen gespendeten Van und bringt es auf einer 200 km langen Rundreise (bei 38 Grad C) seinen bis zu 450 täglichen Gästen. Er besucht sie unter Brücken und in den Ecken und Winkeln zwischen der Stadt und den Tempeln.

Krishnan sagt, der Name „Akshaya“ komme aus dem Sanskrit und bedeute unvergänglich – also das Gegenteil von verfallend, verfaulend, vermodernd, schlecht. Den Namen wählte er, um auszudrücken, dass menschliches Mitgefühl niemals verfallen darf oder aufgegeben werden soll – der Geist des Helfens immer vorherrschen sollte. Auch in der hinduistischen Mythologie war es die „Akshaya-Schüssel“ der Göttin „Annapoorani“, die Hungrige endlos ernährte und deren Ressourcen sich nie erschöpften.

Laut Krishnan wissen viele der Obdachlosen nicht einmal, wie sie heissen, kennen ihre Herkunft nicht und hätten auch nicht die Kraft und Fähigkeit um zu betteln, um Hilfe zu bitten oder um zu danken: „Sie mögen paranoid oder feindselig sein aufgrund ihrer Bedingungen, ich setze dem die Entschlossenheit, Hilfe zu bieten, entgegen. Deren Panik und das Leid des menschlichen Hungers ist die treibende Kraft für mich und mein Team von ‚Akshaya‘. Ich bekomme diese Energie von den Menschen. Das Essen, das ich koche … die Freude, die sie zeigen, ist meine Energie. Ich sehe die Seele. Ich will mein Volk retten.“

Zur Zeit wird an einem Akshaya-Home gebaut, einer Unterkunft für Heimatlose mit umfassender medizinischer Versorgung.

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