Film: Rückkehr an den Ganges

Die Deutschlandpremiere des neuen Film von und mit Wolf Dieter Storl „Rückkehr an den Ganges“ findet beim Cosmic Cine Festival am 18.4. um je 21 Uhr in München, Darmstadt, Karlsruhe und Bonn statt. Hier schreibt Storl sebst über das Projekt: Letzten November, nachdem ich mit Christian Rätsch, Claudia Müller-Ebeling und echten Schamanen in Nepal die Geister der Berge besuchte, flog ich nach Delhi, wo mich Ingos Filmteam erwartete.
Diesmal hatten wir eine Regisseurin mit dabei: Joanna Michna, eine erfahrene, künstlerisch begabte Filmemacherin, deren Filme bei Arte und anderswo im Fernsehen erscheinen. Auch mit von Partie war der furchtlose Alexander Hein, einer der besten Kameraleute Deutschlands, der Ton-Mann Micha Geck, dessen Universum aus Klang und Ton besteht, Ingo, als Produzent, Sandesh Singh, unser Guide und Hauptdarsteller, Inder, der Busfahrer, und ich. Noch am selben Tag fuhren wir nach Rishikesh, wo wir Sadhus, heilige Kühe, Würgefeigen und Dschungelwildnis aufnahmen.

rueckkehr_an_den_gangesEigentlich wollte ich nur einen Film über die heiligen Pflanzen Indiens machen: Den heiligen Feigenbaum unter dem der Buddha die Erleuchtung fand; den Hanf, der Shiva träumen lässt; die rote Hibiskus, mit der man die Göttin Kali besänftigen kann; das heilige Basilikum (Tulsi), in dem sich Krishna verkörpert; den Lotos, als Sitz der Götter; die köstliche Mangofrucht, der Neem Baum, und so weiter. Okay, gut, aber das sei nicht genug, sagte Joanna. Eine spannende Geschichte müsste mit hineinverwoben werden. Um diese zu finden, brauchten wir nicht lange zu suchen. Sie war da in der Person unseres indischen Freundes Sandesh. Er befand sich an einem Schicksalsscheidepunkt. Der junge Mann aus der Kaste der Krieger, hatte sechs Jahre in Deutschland Bio-Tech studiert. Seine Eltern, sehr traditionelle Hindus, wollten dass er nach Hause kommt und eine standesgemäße, astrologisch passende Frau heiratet, die sie für ihn ausgesucht hatten. Da er seine Eltern liebt, wollte er sie nicht enttäuschen – aber, da war zufällig eine andere junge Frau, die er in Delhi kennengelernt und in die er sich verliebt hatte. Sie war aber nicht Hindu, sondern Christin. Welche sollte er zur Frau nehmen? Er musste sich bald entscheiden. Das war der erste Schicksalsknoten. Der zweite: Seine Familie würde sich freuen, wenn er in Indien bliebe. Er hatte ein Job-Angebot in Bombay, aber auch in Deutschland, wo er viel mehr verdienen würde. Auch da musste er sich entscheiden.

Wir fuhren entlang des Ganges von Rishikesh nach Varanasi, „der Stadt Shivas.“ Dort lebt Sandeshs Familie, seine Eltern sind übrigens sind alte Freunde von meiner Frau und mir aus Flower-Power-Zeiten. Wer es schon mal erlebt hat weiß: die Straßen in Indien sind mehr als abenteuerlich. Es ist ein Hürdenrennen, mit Kühen, streunenden Hunden, Menschen, abgestellten Pannenfahrzeugen und immer wieder Geisterfahrern auf der Fahrbahn – ausweichen tut wer zuerst die Nerven verliert. Ununterbrochen wird gehupt und nachts fahren alle mit voll aufgeblendetem Licht. Für deutsche Verkehrspolizisten ein (Alp-) Traumurlaub!
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Auf dem Weg trafen wir uns mit Vandana Shiva. Wie kann man sie beschreiben? Umweltaktivistin, Power-Frau, Doktor der Quantenphysik, Inkarnation der Göttin Durga – es ist es wert, sie zu googeln. Da ihr Erde und die Pflanzen heilig sind, hat sie es mit den mächtigen Chemie- und Saatgut-Riesen aufgenommen, die weltweit die Kleinbauern in den Ruin treiben und dafür Agrarkombinate etablieren, wo gigantische Monokulturen mit gen-veränderten Organismen, wie etwa „Terminator-Saaten“, angebaut werden. Vandana, Trägerin des Alternativen Nobelpreises, hat die Welt aufmerksam gemacht, wie umweltzerstörerisch und teuer diese unnötigen neuen Technologien sind; sie hat auch bekannt gemacht, dass sich in Indien mehr als eine Viertelmillionen arme Bauern das Leben genommen haben, weil sie den Versprechen der Konzerne geglaubt haben und dadurch in eine hoffnungslose Schuldspirale strudelten. Vandana hat eine internationale Bewegung (Navdanya-Movement) gestartet, um Saatgut und Land den Menschen wieder zurück zu geben. Auch das war eine schicksalshafte Begegnung für unseren Film-Helden Sandesh, der ja Gen-Tech studiert hat. Auf jeden Fall ist es ein ausgereifter Film mit schönen Bildern.
Es gibt verschiedene Weisen die Welt zu sehen. Wir sind geschult in einer kühlen, wissenschaftlichen Sichtweise, die analysierend ist und unsere Welt zum Gegenstand macht. Die indische Sichtweise erfährt die Welt, indem sie sich seelisch verbindet und meditativ in sie eindringt. Bis zum göttlichen Urgrund dringt sie vor und stellt das Gesehene in bunten, mythologischen, märchenhaften Bildern dar, als das Abenteuer und als Verwandlungen der Götter. So können dem schauenden Auge auch die Pflanzen als Götter erscheinen; oder die Götter und Göttinnen nehmen pflanzliche Gestalt an. Ich lade euch ein, auf eine Reise in eine Kultur, in der jede Pflanze Ausdruck und Verkörperung eines Gottes oder einer Göttin ist.

„Rückkehr an den Ganges“. Erscheinungsdatum DVD: Mai 2013 – ab jetzt auch vorbestellbar! Und alle Daten zu Vortragstournee zum Film hier.

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Ein Kommentar zu “Film: Rückkehr an den Ganges
  1. FrankfurterRing sagt:

    Der Film kommt auch zu uns nach Frankfurt am 14. Juni!! Infos unter: http://www.frankfurter-ring.de/index.php?id=6&kid=10249

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