Pilgerwanderung im Wendland

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Foto: Kira Stein/Ulf Hüttemeister

Im vergangenen Sommer brachen 9 Frauen und 4 Männer zwischen 19 und 65 Jahren, zwei  Ponnys und ein Hund zu einer 10tägigen Pilgerreise im Wendland auf. Sie nahmen sich Zeit, um Schritt für Schritt einzutreten in einen Raum der zeitlosen Zeit, in die Schönheit, Tiefe und Einfachheit des Wendlands. Sie waren Pilger, Abenteurer und Forscher zugleich. Der Weg führte sie entlang der alten, uralten und wieder neuen Wege des wendländischen Landschaftstempels und seiner Kraftorte. Von Glienitz, über den Hohen Mechtin, über Wustrow, Gorleben, bis zum Höhbeck beim Elbholz. Pilgerherbergen waren Zelte, ein Heuhotel, Wiesen und private Gärten. Insgesamt 120 Kilometer und 15 bis 20 km pro Tag. Stille Meditation am Morgen und Redestabkreise (Council) am Abend bildeten den Rahmen für die Wegstrecke des Tages. Sie luden ein,  immer wieder in Verbindung mit sich selbst, der Gruppe und dem grösseren Ganzen zu treten. Es gab Raum für  Kreativität, Musik, Gesänge und Geschichten.

Nachfolgend ein Interview mit der inititatorin der Pilgerwanderung Kira Stein.

Was war das größte Geschenk bei der Pilgerwanderung?
Für mich persönlich war es besonders beglückend, wenn ich erleben konnte, wie die Gruppe und jeder einzelne Teilnehmer sich ganz tief einschwingen, öffnen und berühren lassen konnte von dem Zauber, der Schönheit und der Kraft der Landschaft und der Orte. Dann hatte ich das Gefühl, dass durch unsere Aufmerksamkeit und freudige Resonanz der ganze Landschaftsraum ein paar Oktaven höher schwang und wir ein Teil davon waren. Verbunden als Verursacher und Empfänger.
Ein anderer besonderer Glücksmoment war für mich, wenn wir als Gruppe durch Wälder und Wiesen streiften und die drei Tiere, der Hund und die zwei Ponys ohne Leine oder Zaumzeug frei neben uns, vor oder hinter uns mitliefen. Dann war es so ein Gefühl, als ob wir mit den Tieren EINE gemeinsame Herde bilden. Das war ein so unbeschreibliches Gefühl des Glücks und der Verbundenheit und weckte Erinnerungen an paradiesische Zeiten, als Menschen und Tier im Einvernehmen miteinander auf der Erde lebten.

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Foto: Kira Stein/Ulf Hüttemeister

Was war die größte Herausforderung?

Wenn wir durch Landstriche pilgern mussten, die nicht so schön waren, weil sie durch Flurbereinigungsmaßnahmen und Flussbegradigungen ausgetrocknet und verödet sind. Für mich in der Leitung ist es dann natürlich eine grosse Herausforderung die Gruppe auch dort hindurch zu leiten und daran zu erinnern, dass wir gerade dies auch mitnehmen wollen, wenn es um den ganzen Landschaftstempel geht. Es geht also auch nicht nur darum, die schönen Seiten zu erleben, sondern sich dem Ganzen zuzuwenden, und besonders auch den Anteilen, die nicht im Gleichgewicht sind. In dem wir die alten Wege, die die sakrale Dimension der Landschaft beschreiben, bewusst und mit offenen Geist neu begehen, erneuern wir unsere Beziehung zum lebendigen Kosmos der Erde und damit auch zu uns selbst. Zum Beispiel, das Plutonium in Gorleben lagert, brisanterweise, genau im Zentrum dieses Wandlungsbezirks. Solche Zusammenhänge müssen wir uns in solchen Momenten besonders bewusst machen, wenn wir durch die „Wüste“ pilgern und uns fragen, warum wir nichts Schöneres gewählt haben. Doch vielleicht bekommt die Pilgerwanderung durch das Wendland auch deswegen seine besondere Tiefe, weil der persönliche Pilgerweg so unmittelbar mit dem überpersönlichen Ebenen verbunden ist. Auch die spirituelle Aufgabe des Wendlandes innerhalb des grösseren nordeuropäischen Landschaftstempels hat etwas mit Wandlung und Transformation zu tun. Darum nenne ich diese Pilgerwanderung auch Wandlungswege Wendland, die wir jetzt jedes Jahr im Sommer begehen wollen.

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Foto: Kira Stein/Ulf Hüttemeister

Wann wird die Pilgerwanderung wiederholt und wie wird es sich gestalten?

Der nächste Termin wird voraussichtlich vom 6. – 17. August 2014 sein. Deswegen einen Monat später, weil die Sommerferien von Niedersachsen und Hamburg so spät sind 2014, aber auch die Berliner Ferien sind mit berücksichtigt worden. Diesmal wird die Pilgerwanderung zwei Tage länger brauchen. Nicht, weil wir mehr Strecke gehen, sondern weil wir zwei Tage mehr Pause machen, um auch mehr Zeit und Ruhe für Kontemplation zu haben. Der Weg wird wieder derselbe bleiben, vielleicht etwas anders aufgeteilt . Wir werden regelmässiger, jeden Tag für eine Weile, in Stille laufen und sein.
Wie dieses Jahr, werden wir auch die Kraftorte des wendländischen Landschaftstempel aufsuchen, dort verweilen, hinein spüren und schauen, ob es von uns in dem Moment etwas braucht. Der Pilgerweg hat verschiedene Ebenen, die berührt werden und mit denen wir gehen. Das ist zum einen die persönliche Ebene, bzw. das persönliche Anliegen oder die innere Absicht eines jeden Teilnehmers, mit der er diesen Weg geht. Um diese Absicht zu klären, werden wir zum Beginn der Pilgerwanderung einen so genannten Schwellengang initiieren, über den wir dann in dem geschützten Rahmen eines Redstabkreises berichten und können.
Die zweite Ebene ist die Ebene der Landschaft mit ihrer sakrale Dimension des Landschaftstempels, in die wir uns mit unserer Pilgerwanderung bewusst hinein bewegen, sie berühren und ehren. In dem wir diese Dimension der Landschaft anerkennen, ehren wir die Dimension des Göttlichen auch in uns.
Die dritte Ebene ist die Ebene des übergeordneten nordeuropäischen Landschaftstempels, dem Kelch des Nordens, innerhalb dessen der wendländische Landschaftstempel eine besondere Aufgabe hat. Und wenn wir mit dem einen in Kontakt gehen, kommen wir auch im Kontakt mit dem Größeren.

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Foto: Kira Stein/Ulf Hüttemeister

Hier noch zwei Kommentare von zwei Pilgerinnen:

Foto: Kira Stein/Ulf Hüttemeister

Foto: Kira Stein/Ulf Hüttemeister

„Die Pilgerreise Erdenwege – Wandlungswege war eine ganz besondere Erfahrung für mich. Die Kombination aus wandern und in der Natur sein, Redestabkreisen und schweigend gehen, die sommerliche Landschaft erkunden als auch innerlich im Flow zu sein, haben mir sehr gut gefallen und gut getan. Es haben sich wunderbare Menschen auf den Weg gemacht, um das Wendland mit seinen Kraftorten kennen zu lernen. Ich bin sehr dankbar, dass ich bei dieser Pilgerreise mir dabei sein durfte und hoffe, dass sie von Jahr zu Jahr mehr Pilgerer verzaubern wird.“
Simone Schulze

„Nach einem Jahr Arbeit und Leben in der Stadt war das Eintauchen in die zauberhafte Natur des Wendlands genau das Richtige, um den städtischen Trubel hinter sich zu lassen, zu sich zu kommen und im ruhigen Rhythmus des Wanderns wieder den Blick fürs Wesentliche zu finden. Wecken mit Gesang am Morgen, gemeinsames Frühstück und Aufbrechen mit der Gruppe hat mir immer eine prickelnde Vorfreude auf den Tag bereitet. Am meisten hatte ich mich auf das Laufen gefreut. Den ganzen Tag einfach nur Laufen, bis nichts mehr im Kopf ist, nur noch Laufen, mit der Natur in Einklang kommen, das Spiel von Licht und Schatten in den Wäldern genießen, mich von Kornblumen, Mohn und Feuerlilien auf den satten grünen Wiesen verzaubern lassen, den Wind und die Sonne spüren und abends erschöpft und glücklich in einem Garten ankommen, die Gastfreundschaft der Wendländer erleben und am Feuer und beim Redestabkreis zur Ruhe kommen und den Tag mit seinen Eindrücken Revue pasieren lassen. Und am Ende der Reise wie neu geboren in den Alltag zurück kehren und noch lange vom Nachschwingen getragen werden, neue Impulse in den Alltag bringen und durch die Rückverbindung mit der Natur eine tiefe Zufriedenheit spüren. Das war für mich Pilgern auf Wandlungswegen.“
Matina Irmisch

Mehr Information und Anmeldung für die Pilgerwanderung 2014: Kira Stein, E-Mail: kira.stein@gmx.net, Tel.: 05858-978199

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