Wenn Punks und Altmieter sich solidarisieren

pizzasticker-400x533Die Mühlfeldgasse 12 im zweiten Bezirk ist Wiens einziges besetztes Haus. Und im Grunde genommen ist der Hauseigentümer selbst schuld an diesem Zustand. Denn Avner Motaev und Nery Alaev von der Castella GmbH haben die Punks vor zwei Jahren selbst angeheuert. Ihre Absicht war klar: Die Altmieter sollten von einem Haufen mutmaßlich wilder Punks hinausgeekelt werden. Doch es kam ganz anders: Die neuen und die wenigen noch verbliebenen Hausbewohner fanden zusammen und feiern inzwischen sogar zusammen Weihanchten. Widerstand und Solidarität formierte sich in der ganzen Stadt, Räumungsversuche wurden erfolgreich verhindert. Die „Pizzeria Anarchia“ etablierte sich. Was für eine wundervolle Wendung.

Die Besetzer über ihre Aktivitäten

Seit Ende Februar 2012 gibt es jeden Sonntag eine Volxküche mit Pizza aus unserem Steinofen. Essen und Getränke gibt es immer gegen freie Spende, wobei uns wichtig ist, dass auch Menschen die kein Geld haben nicht ausgeschlossen werden. Wenig später etablierten sich die “Filme unter der Hand” jeden Dienstag, bevorzugt werden politische Filme, Dokus und Raritäten gezeigt. Es gibt einen Kost-Nix-Laden mit Klamotten und anderen nützlichen Dingen und einen Info-Laden mit einer kleinen Bibliothek. Um diese auch an weiteren Tagen zugänglich zu machen, ist die Pizzeria seit ein paar Monaten auch immer Freitag nachmittags geöffnet. Seit September 2012 finden mehr oder weniger regelmäßig Diskussionen oder Infoveranstaltungen an den Pizza-Sonntagen statt. Die Bewohner_innen und andere Nutzer_innen organisierten am 1. Mai 2012 und 2013 ein großes Straßenfest mit dem Namen „Was ihr wollt…“. Auch 2014 ist eine Fortsetzung geplant.

Mit Ende der Vertragslaufzeit wurde eine Kampagne gestartet, bei der die Methoden der Eigentümer offen gelegt wurden. Wir veröffentlichten einen eigenen Beitrag im Augustin, einer von meist wohnungslosen Menschen verkauften Straßenzeitung, und luden ausgesuchte Journalist_innen zu uns ein, um die Situation zu erklären. Die Zusammenarbeit mit Mainstream-Medien ist immer eine heikle Sache, zu diesem Zeitpunkt schien uns aber eine gewisse Öffentlichkeit zum Schutz vor Übergriffen angebracht, außerdem war das Thema Verdrängung durch „Aufwertung“ in Wien bisher kaum diskutiert worden.

Mehr zum aktuellen Stand bei der standard.at

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