Heilen vs. kurieren
Von Kris Karr aus dem Buch „Wilde, schöne Krebskriegerin“. Wie definieren wir gesund? Wir können mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass wir nicht mehr in einer Kultur leben, in der die Mehrheit der Menschen frei von Krankheit ist. Ich kenne viele wirklich gesunde Menschen, die mit Krebs leben. Einige dieser Menschen sind weitaus gesünder als der Durchschnittsbürger. Nur weil ein Bereich deines Körpers kämpft, heißt das nicht, dass das gesamte System defekt ist. Jeder möchte, dass die Reise „vorbei“ ist, um „sein Leben zurückzubekommen.“ Nun, wenn du dich tief dazu verpflichtest, die in diesem Buch skizzierten Veränderungen vorzunehmen, zu welchem Leben kehrst du dann zurück? Du bist deinem alten Lebensmuster entwachsen.
Remission? Physische Heilung? Das sind ziemlich heikle Worte, die uns viele Probleme bereiten können, wenn wir nur dafür leben, um sie zu hören.
Eine der ersten Fragen, die Menschen stellen, wenn sie herausfinden, womit ich mich beschäftige, lautet: „Hast du den Krebs besiegt? Bist du schon in Remission?“ Schon? Oh, was für ein Druck! Zuerst hat diese gefürchtete Frage mir den Wind aus den Segeln genommen. Sie fühlte sich invasiv und neugierig an, so als würde ich über meinen Nettowert ausgefragt oder, noch schlimmer, über mein Gewicht. Doch auf einer tieferen Ebene habe ich mich einfach geschämt, dass ich es noch nicht gepackt hatte.
Remission: Es sind keine Anzeichen von Krebs mehr in deinem Körper vorhanden.
Kuriert (physisch geheilt): Nach fünf Jahren der Remission wirst man als kuriert angesehen.
Wenn keiner dieser Begriffe auf dich anwendbar ist, dann mach dir keine Sorgen –erfinde deine eigenen! Ich habe mir früher den Kopf darüber zerbrochen, wie ich den Leuten den Krebs, den ich habe, erklären sollte.
Doch so sehr ich mich auch bemühte, es ist mir nie gelungen. Sie haben sich am Kopf gekratzt und mir diesen verwirrten „Was-wird-wohl-mit-dir-passieren?“-Blick zugeworfen. Doch sobald ich den Begriff progressionsfreie Remission erfunden hatte – träge und (glücklicherweise) unproduktive Tumoren, die sich einfach festsetzen wie Warzen – haben sie es kapiert. Endlich! Der Begriff progressionsfreie Remission war ein notwendiges Werkzeug, um das Ganze zu bewältigen. Vorher hatte ich das große K = KREBS. Jetzt habe ich das kleine c = chronisch. Ich sehe meine Tumoren nicht als tödliche Eindringlinge an, die sich möglichst schnell aus dem Staub machen sollten. Ich sehe sie vielmehr als einen Teil von mir, der vom Kurs abgekommen ist, der verwirrt ist und ein wenig Liebe braucht – und der bereit ist, gesund zu werden. Ich habe lange gebraucht, um Krebs zu bekommen (obwohl ich ihn nicht verursacht habe), und die Heilung wird eine entsprechende Ladung an Geduld erfordern – eine Geduld, welche die Seele reifen lässt. Wenn du den hier beschriebenen Lebensstil übernimmst, erwartest du vielleicht sofortige Veränderungen, bessere Scans, Tumoren, die sich auflösen und eine rauschende Silvesterparty, die dir zu Ehren abgehalten wird – ich jedenfalls habe das getan.
Du wirst es nicht glauben! All diese wunderbaren Dinge können passieren. Wenn sie es tun, Glückwunsch!
Auf der Kehrseite könnte passieren, dass sich dein Krebs nicht verändert. Er könnte sogar noch wachsen. Natürlich wird das entmutigend sein. Aber lass mich dich noch einmal an das größere Bild in diesem brillanten Gesundheitsmosaik erinnern. Du wirst erleben, wie sich andere Leiden auflösen, du wirst dich gestärkt fühlen. Du wirst das Gefühl haben, dass du dich der großen Herausforderung des Lebens stellst, du wirst beobachten, wie sich deine Beziehungen verändern. Du wirst dein Fett loswerden und deine Selbstgefälligkeit zurückschrauben, du wirst deinem Gott näher kommen und feststellen, dass du für einen Plausch zu einer x-beliebigen Zeit einen direkten Draht zu ihm hast. Und du wirst heil werden. Vielleicht wirst du nicht körperlich geheilt, aber du wirst heil werden.
Heil werden, wahre Heilung, ist ein Sicherinnern. Wir treten uns selbst aus dem Weg und lassen die Liebe herein. Wir bewegen uns, erkennen an, akzeptieren und rebellieren. Wir füllen unseren Körper mit dem Brennstoff (physisch, geistig und spirituell), der notwendig ist, um das Feuer zu entfachen und die Dunkelheit abzuschütteln. Keine Krankheit kann uns besiegen, wenn wir gelassen sind. Mein Ziel ist also, diesen Weg zu ebnen, meine Bedienungsanleitung zu schreiben und andere so zu behandeln, wie ich auch von ihnen behandelt werden möchte. Es gibt nur einen Weg, um das wirklich zu tun: die gegenwärtige Kultur zu demontieren.
Nichts ist garantiert. Wenn ich dir garantieren könnte, dass Saft und eine positive Einstellung dich „kurieren“ würden, dann wäre ich Multimillionärin.
Ich kann es nicht. Ich kann dir aber versprechen, dass du innerlich wachsen und Frieden schaffen wirst. Qualität ist weitaus wichtiger als Quantität. Als ich aufhörte, mich darauf zu konzentrieren, kuriert zu werden, begann ich zu heilen und auf eine gigantische Weise zu leben.
Manchmal werden wir uns im Leben und beim Krebs wie Krabben bewegen. Krabben kommen ans Ziel, aber sie jagen seitlich und rückwärts dahin, um es zu tun. Deine Rückschläge sind ein Teil des Prozesses – schwer vorstellbar, aber wahr. Der Krebs will dich nicht wirklich umbringen. Schließlich bist du die Gastgeberin. Wenn er diesen Versuch vergeigt, wer wird dann das Bierfass kaufen?
Es gibt eine Zeit und eine Jahreszeit für die Heilung. Vergleiche dich nicht mit anderen. Sorgen, Stress und Frustration heilen den Krebs nicht. Vertraue und glaube, dass deine Heilung in großem Stil schon begonnen hat. Denke einfach nicht mehr an die physische Heilung und lege die Messlatte bei deinem Lebensstandard höher. Wenn du Zweifel hast, dann erinnere dich daran, „so zu tun, als ob.“ Manchmal müssen wir eher zuhören als sprechen, denn die Zeichen sind überall um uns herum.
Zur Person: Kris Carr ist Autorin, Rednerin und Gesundheitsexpertin. Nachdem sie 2003 mit der Diagnose Krebs konfrontiert wurde, krempelte sie ihr komplettes Leben, ihre Gesundheit und ihre Glaubenssätze um. Mittlerweile hat sie Millionen von Menschen motiviert es ihr nachzutun: aus vollem Herzen leben. “Wilde, schöne Krebskriegerin” ist ein mutmachendes und zugleich Trost spendenes Arbeitsbuch, in dem Kris Carr zunächst Ihre eigene Geschichte erzählt: die Entdeckung von unheilbarem Krebs in Ihrer Leber und Lunge. Hieraus leitet sie vier Hauptthemen ab, in die sich das Buch untergliedert: die Diagnose, der Geist, Körper und Spiritualität. Die jeweiligen Kapitel sind gespickt mit wohldurchdachten Übungen und Anregungen zur Selbstreflexion, mit gefühlvollen und ehrlichen Denkanstössen und Ratschlägen.Das Buch enthält Seiten zum Ausfüllen und Reinschreiben.