Wer bist Du?

tochter-mutter-weise-frau-086564413Wir alle haben schon von der Königin, der Kriegerin, der Weisen, der Priesterin, der Heilerin, der Lehrerin und der Künstlerin als Archetyp gehört. Michaela Zadra zeigt uns in ihrem Buch Tochter, Mutter weise Frau, wie wir die Kraft in uns wecken können. „Das Bereichernde an der Erfahrung und Integration der Frauentypen ist, dass jede Frau einem anderen Typ angehört und damit eine ganz besondere Aufgabe im Pantheon der Weiblichkeit verkörpert. Und durch die eigene Geschichte erhält sie nochmals eine einmalige, besondere Färbung, die mit keiner anderen Frau auf der Welt verwechselt werden kann oder vergleichbar ist.

Die Königin

Königinnen sind die geborenen Organisatorinnen. Sie wissen genau, wie sie ihre Umgebung so gestalten können, dass alle beschäftigt und eingeteilt sind und jeder an seinem Platz zur rechten Zeit ist. Alles hat in ihrer Nähe seinen geordneten Platz. Ihre Anwesenheit löst in der Umgebung immer Respekt und Achtung aus. Sie scheut die Verantwortung nicht und ist dadurch in der Arbeit an wichtigen Posten gerne gesehen. Ob es sich um eine Chefredakteurin, eine Richterin oder eine Bettlerin handelt – sie wird immer würdevoll auftreten. Sie bevorzugt edle Gewänder, edle Stoffe umgeben sie und auch die alltäglichen Gegenstände in ihrem Umfeld zeugen nicht selten von ihrem besonderen Geschmack. Sie wird stets gute Ratgeber und Ratgeberinnen haben, die ihr zur Seite stehen und ihre Arbeit oder ihre Belange unterstützen. Wenn eine Königin in Angst und Panik gerät, wird sie alles versuchen, um ihr Hab und Gut zu schützen. Die Kontrolle, Habgier, Tyrannei, die sie in solchen Notsituationen ausübt, kann sie in eine Art Exil bringen, in der sie sich ausgeschlossen oder verdammt fühlt. Als Mutter wird sie gerne viele Kinder haben und sie bestimmt gut organisieren, denn das ist ihre Stärke. Sie kann sich gut entspannen und in Ruhe darüber reflektieren, wie man eine Arbeit am besten angeht oder ein Projekt am besten organisiert. Die Königin behält in jeder Lebenslage ihre Würde.

Die Kriegerin

Das Merkmal der Kriegerin ist das Kämpfen. Sie braucht ein Ziel, etwas, wofür es sich lohnt, ihre gesamte Kraft einzusetzen. Die Kriegerin kann man heute finden bei Organisationen wie Greenpeace, bei den Straßenkämpfen der No-Globals, als Anwältin von misshandelten Kindern und Frauen oder Unterdrückten, als Umweltschützerin. Wo immer sie auftaucht, sie wird eine Organisation, einen Herrn oder eine Herrin und/oder Ideale brauchen, für die sie sich einsetzen kann. Sie sucht sich gerne eine „Königin“, für deren Reich sie kämpft, wenn die Werte für sie vertretbar sind. Ihr Stolz wird es ihr schwer machen zu verlieren, Niederlagen zu erleiden oder zuzugeben. Sie muss sich für eine Sache voll einsetzen können, ansonsten fühlt sie sich nicht verwirklicht. Deshalb sucht sie sich die Kämpfe im Inneren oder Äußeren: Kampf für oder gegen eine Krankheit, Kampf um den geliebten Mann, Kampf um die Arbeit, Kampf für das Kind, Kampf für die
Freiheit, für die Wahrheit, Kampf für den Glauben ….. Alles kann für sie zum Kampf werden und dadurch einen tieferen Sinn für die Kriegerin erhalten. Die innere Hitze, die sie in sich trägt, kann wie das Feuer selbst alle Formen annehmen. Sie ist aktiv und liebt es, aktiv zu sein und zu bleiben. Selbst als religiöse Kriegerin wird sie die inneren Welten aktiv erforschen und ihre inneren Kämpfe erleben und ohne mit der Wimper zu zucken niemals aufgeben, auch wenn die Feuerflammen sie zu verschlingen drohen. Die Ehre ist ihr wichtig.

Die Weise

Die weise Frau ist wissend, weil sie über einen reichen Erfahrungsschatz verfügt: Sie ist diejenige, die durch Erfahrung weiß. Ihre Erfahrung bekommt sie aus dem gelebten Leben und nicht aus Büchern. Sie kann durch ihr Einfühlungsvermögen von sich selbst genauso wie von anderen lernen und dadurch weiser werden. Alles kann für sie zur Erfahrung werden. Eine Weise weiß, dass
sie nicht alles weiß und bleibt dadurch in der Erfahrung des Wissenden Nicht-Wissens. Sie will verstehen und alles kann ihr eine Möglichkeit bieten, den Dingen auf den Grund zu gehen. Sie ist meistens bescheiden und doch will sie in ihrer Weisheit erkannt werden, darum zeigt sie sich gerne in der Öffentlichkeit. Schwer zu sagen, was für Berufe sie ergreifen kann, denn überall, wo intelligentes Auftreten gefragt ist, ist sie an der richtigen Stelle. Sie liebt den Überblick: in Momenten, in denen sie größere Zusammenhänge über Mensch und die Welt erfährt, kann sie Ekstasen erleben. Plötzliche Eingebungen und Zusammenhänge, die sich im Gespräch ergeben, sind ihr nicht fremd und die Kommunikation mit nicht sichtbaren Welten ist ebenfalls etwas Natürliches für sie. Für die weise Frau ist es wichtig, ihre Erfahrungen in Wort oder Schrift oder über irgend ein anderes Medium auszudrücken. Sie braucht die direkte Übermittlung ihrer Erfahrungen durch gesprochene Sprache und, wenn diese nicht möglich ist, die indirekte Übermittlung über die Schrift oder die bildhafte Darstellung. Ihre Erfahrungen und Einsichten sind eine Bereicherung für ihre Umgebung und die Welt.

Die Priesterin

Die Priesterin sucht, hält und vermittelt die Kommunikation und die Verbindung zum Göttlichen. Zunächst für sich selbst, denn nur das macht sie glücklich und frei, und in zweiter Linie dann auch für die Mitmenschen. Die Priesterin will nichts anderes, als sich ständig in Verbindung fühlen mit dem großen Ganzen, mit Gott (Atman, dem Alles, dem Zentrum allen Seins oder wie auch immer es in den verschiedenen religiösen Richtungen genannt wird). Sie selbst ist die Verbindung zu dem großen Ganzen und sie tut alles, um dorthin zu gelangen und dort zu verbleiben. Sie ändert ihre Ernährung, kontrolliert ihre Körperhaltung und ihre Atmung, verschlingt esoterische Lektüre, übernimmt schwierigste Aufgaben und strebt ständig nach hohen Idealen. Sie muss sich nicht in Glaubensgemeinschaften wieder finden, auch wenn Klöster, Meditationszentren und esoterische Gemeinschaften einen besonderen Sog auf sie ausüben. Die Suche nach der absoluten Reinheit und der Klarheit macht es ihr oft schwer, in der materiellen Welt zurechtzukommen. Sie kann gut zuhören, gut Trost und Rat sprechen.

Die Künstlerin

Die Künstlerin ist die Frau, die allem was ihr widerfährt und allem, was sie macht, ihre ganz persönliche Note aufdrücken muss. Sie kann es nicht ertragen, eine Frau wie alle anderen zu sein. Sie ist etwas besonderes. Ob es sich um die Blumen vor dem Fenster, die Tischdecke, das Geschirr oder die Bücher im Regal handelt, es soll alles auf ihre ganz persönliche Weise ästhetisch und originell wirken. Und genauso verhält es sich auch mit der Form der Beziehungen, die sie wählt und mit der Erziehung ihrer Kinder – wie sie sie erzieht, welche Schule sie für die Kinder wählt, die Arbeit die sie ausübt.
Man erkennt sie an der Kleidung, denn ihr Outfit wird immer etwas ungewöhnlich erscheinen und selten mit den herrschenden Trends einhergehen. Sie kann von ungepflegt bis völlig übergestylt zurechtgemacht sein, je nachdem, wie sie sich gerade fühlt. Ihre Äußere Erscheinung ist Ausdruck ihres Gefühlszustandes. Denn in all ihrem Tun wird die Künstlerin sich immer um Ausdruck ihrer selbst bemühen. Was immer sie beschäftigt, sie wird nach der authentischsten Ausdrucksform suchen und sich nie mit Halbheiten zufrieden geben. Aber gerade dieser Anspruch kann sie in unglaubliche Krisen und Depressionen führen, wenn sie nämlich merkt, dass etwas schwer zu erfassen und noch schwerer auszudrücken ist. Die Künstlerin erfährt große Genugtuung und Zufriedenheit, wenn sie in ihrem Leben etwas erschafft, das erhalten bleibt, wenn sie einmal das Zeitliche gesegnet hat. Ein Buch, ein Kind oder ein Haus können so etwas sein. Es erhellt ihre Tage, wenn sie auch im Alltäglichen ihre ganz persönliche Note einbringen kann – durch ein neues selbst genähtes Kleidungsstück, ein neues Tortenrezept, einen Spruch, eine neu formulierte Erkenntnis. Sexualität ist für die Künstlerin wichtig, denn die verbindet sie mit der kreativen Kraft, die in ihr wohnt. Selbstausdruck in all seinen vielen Facetten und immer wieder neuen Möglichkeiten ist die Bereicherung, die sie ihrer Umgebung und der Welt zu bieten hat.

Die Lehrerin

Die Lehrerin weiß gerne über alles Bescheid, darum ist sie sehr wissbegierig und auch neugierig. Sie vertieft sich gerne in Bücher und studiert gerne das, was andere erfahren und niedergeschrieben haben. Sie ist eine aufmerksame Zuhörerin, eine konzentrierte Lernende mit dem Wunsch, eine Autorität auf einem gewissen Wissensgebiet zu sein, um diese Autorität auch auszuüben und das Wissen wieder weiterzugeben. Deshalb findet sich die Lehrerin immer an Plätzen, wo sich das Alte mit dem Neuen trifft. Schule und Universität sind bevorzugte Plätze. Überall dort wo ihr angesammeltes Wissen gebraucht wird, wie in Forschungslaboren, ist sie gerne dabei. Sie ist auch eine Sammlerin und erhält gerne die Distanz aufrecht zu den Dingen, die sie
erkundet und die sie lernt oder lehrt. Das gibt ihr oft den Anschein von einer gewissen Kühle und Distanziertheit, obwohl sie eine sehr liebevolle Freundin, Kollegin und Partnerin
sein kann, wenn sie in Beziehungen auf Verständnis und Entgegenkommen stößt.

Die Heilerin

Die Heilerin ist die Frau, die am meisten teilhat am gesunden der Menschheit. Denn sie dient der Ganzheit. Ob dieses „Ganz-Gesund-Werden“ die Verbindungen mit der Natur, den Planeten, dem Universum, dem großen Ganzen, der Aussöhnung mit der Gesellschaft oder der Wiedervereinigung von Familien dient, es ist immer in ihrem Sinn, zur Vervollkommnung des Ganzen beizutragen. Man könnte sie mit einem guten Engel vergleichen, der die Wünsche anderer erfüllt und für andere da ist, ohne sich dabei zu verändern oder aufzugeben, denn sie handelt in und aus Liebe. Sie wird gerne und oft all jenen helfen, die sie um Rat und Beistand bitten. Der Heilerin bedeutet diese Art des Dienens mehr als alles andere auf der Welt und sie zieht daraus ihren Sinn und ihre tiefe Befriedigung. Sie feiert ihr Leben durch das Dienen. Wem immer sie sich auch anschließt und hilft, sie sollte darauf achten, dass ihre Freude nicht versiegt. Gemeinschaften oder Institutionen können sie und ihre Liebesfähigkeiten sonst ausnützen. Deshalb ist es für diese Frau besonders wichtig, „nein“ zu sagen, damit ihre persönlichen Grenzen gewahrt bleiben. Oft ist sie durch die Heilung eigener Verwundungen zur Heilkunst gekommen.

Michaele Zadra

Michaele Zadra

Hintergrund: Michaela Zadra, geb. 1967 in Österreich, Künstlerin / Malerin / Designerin, seit 1995 Tantra-lehrerin. Zusammen mit ihrem Mann leitet sie die „Schule für Beziehungsberatung“ in ihrem Tantra-Institut (Maithuna) in Italien. Ebenfalls mit ihrem Mann hat sie fünf Bücher zu den Themen „Tantra und Meditation“ geschrieben, beteiligt sich an Forschungsarbeiten zum Thema Sexualität und gibt Seminare. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in der Toskana.

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