Lichtübung für die Mondin

mondinVon Angaangaq. Oft hat meine Großmutter Aanakasaa uns die Geschichte von dem Menschen erzählt, der ein Gespräch mit dem Mond führte. Der Mensch fragte ihn, was denn sein Zweck sei. Und eines Tages erhielt er die Antwort: „Ich bringe euch das Licht“, sagte der Mond.
Da erwiderte der Mensch: „Aber du bringst uns nicht die Wärme.“ „Ich bringe euch das Licht der Sonne“, antwortete der Mond. ‚Aber du bringst keine Wärme, wovon also sprichst du?“ insistierte der Mensch erneut.
Der Mond dachte nach und sagt: „Ich halte die Meere am Leben.“ „Und wie machst du das?“ fragte der Mensch. „Ich bringe euch Ebbe und Flut, dadurch leben die Meere, und geben euch eure Nahrung.“

Der Mensch hatte es noch nie so betrachtet und war sehr beeindruckt. Dadurch fasste der Mond mehr Mut und sagte zu dem Menschen: „Weißt du, durch mich haben die Frauen die Mondzeit, ihren Zyklus, und nach der Mondzeit kann die nächste Generation geboren werden.“
Der Mensch war von diesem Vermögen des Mondes noch mehr beeindruckt. Der überlegte indes, was er noch zu sagen hatte: „Und in der allerdunkelsten Zeit deines Lebens, komme ich und leuchte auf dich, so dass du immer Hoffnung haben wirst.“
Da bedauerte der Mensch, dass er den Mond so verkannt hatte, und aus Dankbarkeit sang er ihm ein Lied.

Diese Geschichten hörten wir viele Male, und noch heute denke ich jedes Mal an sie, wenn ich zum Mond schaue. Im Mond erkenne ich mich wieder. Ist er groß und rund am Himmel, dann sehe ich auf ihm seine Krater und seine Bergrücken, die Höhen und Tiefen, die sich auch in meinem Leben wiederfinden. Sie werfen Schatten, so wie auch ich meine Zweifel habe. Und dann erstrahlt er in silbrigem Licht – so wie auch ich durch ein starkes Bewusstsein leuchte.

Manchmal sieht man ihn nur halb. Ja, auch ich zeige mich nicht immer. Und manchmal ist er sogar verschwunden, so wie auch ich mich manchmal zurückziehe. Dann wiederum wächst er und wird von Tag zu Tag größer, so wie hoffentlich auch ich zur nächsten Ebene wachse, mich immer weiter entwickele.
Das ist mein Bild vom Mond, so habe ich es von meiner Großmutter gelernt. Und wenn die Nacht des Vollmonds ist, dann führe ich meine Zeremonie durch. Ich entfache ein Feuer in der Natur und singe dem Mond ein Lied, so wie der Mensch aus der Geschichte. Aber das ist nicht alles: Ich betrachte den Mond in seiner ganzen Fülle, sehe seine Licht- und seine Schattenseiten, seine Höhen und seine Tiefen und meditiere über mich und realisere dass es immer Hoffnung gibt:

ZEREMONIE ZUR AUSEINANDERSETZUNG MIT DEN EIGENEN LICHT UND SCHATTENSEITEN
Ich praktiziere diese Zeremonie seit Jahren, und sie hat mir vieles über mich gezeigt. Du kannst sie zu Hause an einem ruhigen, ungestörten Ort durchführen oder auch in die Natur gehen. Setze oder stelle dich bequem hin, deine Füße hüftbreit aufgestellt, die Knie locker. Schließe nun deine Augen für diese Welt und öffne dich innerlich. Wenn du bereit bist, öffne deine Augen und singe dem Mond ein Lied. Verbinde dich mit ihm. Betrachte seine Oberfläche, seine Krater, seine Höhen, die Licht- und Schattenseiten. Und dann frage dich: Welches sind meine Krater? Fang am besten ganz klein an – vielleicht nur mit dem gestrigen Tag. Welche Schattenseiten gab es? Was hast du daraus gelernt? Was kannst du verändern? Alleine oder mit Unterstützung? Welche deiner Lichtseiten hast du gestern zum Strahlen gebracht? Wie genau hast du es getan? Wie kannst du es öfter tun? Und wann?
Wenn kein Vollmond ist: Was bringt diese Mondphase über dich zum Ausdruck? Worin erkennst du dich wieder? Höre auf deine Intuition, auf die Antworten, die aus deinem Inneren aufsteigen. So wirst du erfahren, was zu tun ist. Wenn es für dich an der Zeit ist, beende die Zeremonie mit einem Dank.

DAS BRINGT DIESE ZEREMONIE IN DEIN LEBEN:
Du wirst dich selbst besser kennenlernen, deine Stärken, deine Schwächen. Und du wirst beginnen, etwas für deine Weiterentwicklung zu tun. Je geübter du durch die Praxis wirst, desto mehr wirst du dich akzeptieren – so wie du bist. Das verleiht dir Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. So wirst du deiner Bestimmung, aufrecht und kraftvoll durchs Leben zu gehen, immer näher kommen.

DER RICHTIGE ZEITPUNKT: bei Vollmond, aber auch zu anderen Mondphasen
SO VIEL ZEIT BRAUCHST DU: 15 – 20 Minuten
DAS BENÖTIGST DU: einen ruhigen Ort zu Hause oder draußen in der Natur

B-02239_schamanische_weisheit_450_520Hintergrund: Dieses kleine bezaubernde Büchlein Schamanische Weisheit für ein glückliches Leben steckt voller leicht umsetzbarer Anregungen. Angaangaq, der bekannte Schamane aus Grönland, versteht es, uraltes Wissen in kleine Alltagszeremonien zu übersetzen. Ihm geht es darum, das Leben in all seinen Aspekten zu würdigen und zu feiern, so wie es seine Ahnen seit Jahrtausenden praktiziert und an ihn weitergegeben haben. Wer die beschriebenen Zeremonien in seinen Alltag integriert, der wird auf Dauer bewusster und lebendiger werden; er stärkt seine Anbindung an die Urkräfte des Lebens und der Natur, aber ebenso die Liebe zu sich selbst und anderen. Kraftvolle und gleichzeitig sehr persönliche Geschichten und Anekdoten von Angaangaq, seiner Familie und seinem grönländischen Volk leiten jede der 21 Zeremonien ein und zeigen die Dimension auf, die selbst die kleinste Zeremonie gewinnen kann, indem sie dem Leben mehr Sinn und Tiefe verleiht. Sei es der bewusst und liebevoll gestaltete Tagesbeginn oder -abschluss, ein Räucherritual zum Dank oder ein kurzes Gebet. Angela Babel hat als Co-Autorin das Buch zusammengestellt und gestaltet.

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