Meine Narbe – Ein Schnitt ins Leben

Foto: Meine Narbe

Jedes dritte Baby in Österreich erblickt per Kaiserschnitt das Licht der Welt. Die oftmals als „sanft“ beschriebene Form der Geburt ist heutzutage die häufigste Operation bei Frauen. Doch die von der Medizin so angepriesene Geburtsform wird von vielen Frauen als Trauma erlebt: „Der Kaiserschnitt war immer eine dunkle Wolke, die über mir gehangen ist. So viele andere Frauen bringen ihre Kinder vaginal zur Welt, nur ich schaff’s nicht.“

Gedanken und Gefühle, die oft genug dazu führen, dass Frauen ihr Erlebnis mit dem Kaiserschnitt tabuisieren. Professor Peter Husslein, Leiter der Geburtshilfe im AKH, ist dennoch sicher, dass die Zahl solcher operativen Geburten weiter zunehmen wird. Er sieht die normale Geburt sogar bald als Ausnahme: „Frauen werden sich ganz bewusst für die vaginale Geburt entscheiden müssen, während sie sich jetzt noch bewusst für den Kaiserschnitt entscheiden.“ Renate Großbichler, leitende Hebamme des SMZ-Ost in Wien, sieht den Vorteil des Kaiserschnitts in seiner guten Planbarkeit: „Das ist eine sehr bequeme Geschichte. Ich hab keine Rufbereitschaft, ich kann die Sache in einer halben Stunde erledigt haben.“

Hebamme Ulrike Schuster wehrt ist aus dieser „Maschinerie“, wie sie sagt, ausgestiegen, und arbeitet nun im Waldviertel als Hebamme für Hausgeburten. Sie weiß viel von Angstmache und Zeitdruck zu berichten: „Wenn man Schwangeren sagt, für ihr Kind wäre das besser, sagt kaum eine Frau: ‚Ich will das nicht!‘. Damit hat man die meisten schon gefangen.“

Es gibt auch unter den Ärzten Gegenstimmen, wie Michael Putz, der am Sozialmedizinischen Zentrum (SMZ) Ost – Donauspital als Oberarzt tätig ist. Für ihn bräuchten Kaiserschnitte wie jede andere Operation auch, eine strenge medizinische Indikation.

Im Mittelpunkt der Dokumentation „Meine Narbe – Ein Schnitt ins Leben“ stehen junge Mütter und Väter und ihr persönliches Erleben mit der Schnittentbindung. In Interviews schildern sie Erwartungen und Wünsche, die sie an die Geburt ihres Kindes hatten, ihr körperliches und seelisches Empfinden sowie die oft langwierigen Folgen dieses Ereignisses. Filemacherin Judith Raunig sagt: „Wir wollten ganz bewusst diese Seite des Kaiserschnitts zeigen. Dass eine Sectio angeblich so sanft, einfach, schmerzfrei und modern ist, wird sowieso dauernd in der Regenbogenpresse geschrieben.“

Sie ergänzt: „Wir geben jenen Frauen, die sich bis dato nicht getraut haben, über ihren Kaiserschnitt zu sprechen oder die vielleicht keine Worte für das Erlebte in sich hatten, eine Stimme. Wir geben Ärztinnen und Ärzten einen Einblick in das Erleben ihrer Patientinnen, denn diese sehen die Frau für gewöhnlich noch ein paar Tage nach der Entbindung und haben oft keine Ahnung, wie es den Frauen eine Woche, einen Monat oder ein Jahr nach der Geburt geht.“

Webseite mit Möglichkeit der DVD Bestellung hier

Auf 3Sat am 30. Mai 2017 um 23.55 Uhr und schon jetzt in der Mediathek

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5 Kommentare zu “Meine Narbe – Ein Schnitt ins Leben
  1. Mira sagt:

    Nun wie ich auch feststellen muss, ist die Kaiserschnittgeburt auch in Deutschland sehr angesagt.Sprich sie wird oftmals empfohlen und auch ausgeführt.

    Ich hatte einen Notkaiserschnitt,nachdem ich im Krankenhaus bereits zehn Stunden in den Wehen lag.Hatte also keine Kraft mehr, und dank der vielen Wehenmittel, die ich bekam auch keinerlei Einfluss mehr auf das Geschehen.
    Das war vor vielen, vielen Jahren, alles war damals anders, man lag in einem großen Kreissaal auch der Mann durfte nicht dazu.Man musste liegen, durfte sich gar nicht bewegen also auch nicht aufstehen.
    Heute ist das Gott sei Dank anders.Jedoch würde ich jeder Frau empfehlen, wenn möglich keinen Kaiserschnitt machen zu lassen, wenn nicht irgendwelche Komplikationen abzusehen sind.
    Die Narbe muss auch, das ist sehr wichtig immer entstört werden, massiert und geölt.
    Sie erinnert die Frauen eigentlich immer an dieses unnatürliche Geburtsgeschehen.
    Ja an das Trauma,denn vieles hätte anders verlaufen können, jedoch man arbeitete streng nach damaligen Vorschriften.
    Ich erinnere mich auch daran, dass ich gar nicht aus dem Haus wollte, also zu Hause gebären. Wurde jedoch als sehr vermessen angesehen.
    Heute Gott sei Dank wieder an der Tagesordnung, obwohl auch nicht gerne gesehen.
    Hebammen wissen das.Ganz früher durften oder mussten Frauen ins Krankenhaus, wenn eine Komplikation abzusehen war, sie mussten dies jedoch selber bezahlen.
    Meine Großmutter hat alle ihre fünf Kinder zu Hause auf die Welt gebracht,in diesen Zeiten üblich und ganz natürlich.Erstaunlicherweise in Holland auch, meine Cousine hat dort alle ihre Kinder im Kreise ihrer Familie und in einer sicheren Geborgenheit zur Welt gebracht.Kenne einige junge Mütter heute, die ihr erstes Kind im Krankenhaus geboren, das zweite Kind zu Hause entbunden haben. Sie würden immer wieder die Hausgeburt vorziehen, weil sie entspannter nicht nur für die Mutter, nein auch für das ankommende Kind verläuft, für das seine Geburt ebenfalls eine prägende Erinnerung in seinem Leben bleiben wird.Dies sollten wir niemals vergessen.

  2. Hans Hermann sagt:

    Das stimmt meine Frau leidet an ihrer Kaiserschnitt Narbe. Bei Aufregung und Stress entzündet sich diese mit einem Hefe-Pilz.
    Nur eine Pallativ Crem lässt diese Entzündung nach 1-2 Tagen zurückgehen.
    Vermutlich nicht 100% steril vernäht.

  3. Doreen sagt:

    Ich habe 2 Kinder (1987 und 1989) geboren. Das erste Kind war eine normale Geburt (ca. 6 Stunden Wehen im KH). Das zweite ein Kaiserschnitt: nach 8 Stunden Wehen im Krankenhaus, völlig geöffneter Muttermund, Presswehen, kam das Kind nicht. Der Arm vom Kind lag quer vor dem Ausgang.Mein Wunsch den Arm zu verschieben, gelang nicht.So kam ich in den OP. Es wurde vorher im Ultraschall nicht erkannt.Die Komplikationen traten erst während der Geburt ein. Beshalb würde ich nicht zu einer Hausgeurt raten.
    Der Unterschied zwischen meinen Geburten, sind gewaltig. Die anfängliche Bindung des zweiten Kindes war nicht so stark, wie bei einer normalen Geburt.Ich hatte viel mehr und länger Schmerzen danach und bis heute noch Probleme mit meinem Darm.

  4. Dieter Neurohr sagt:

    Prof. Michel Odent ist ein Pionier der vergleichenden Geburtsforschung und sollte hier zumindest Erwähnung finden. Er beschreibt in seinen Veröffentlichungen die elementaren Unterschiede der Geburtsformen und wie sie sich auf die spätere Mutter-Kind-Beziehung auswirken, auf unseren Hormonhaushalt, auf unsere Eigenschaften, unsere ganze Kultur.

  5. Elena sagt:

    Unsere kleine Tochter kam zwei Wochen früher, gesund und munter zur Welt.

    Ich habe den Hypnobirthing Online Kurs bei Katharina Otreba hypnobirthing-academy.de gemacht. Vielen lieben Dank für den tollen Kurs. Durch die Entspannungs- und Atemübungen konnte ich mich perfekt auf die Geburt vorbereiten. Nach dem Blasensprung bin ich in den ersten Wellen, durch die Ruheatmung, ganz ruhig geblieben und mit meinem Freund ins Krankenhaus gefahren. Die Wellen wurden schnell stärker und somit begann ich mit der Wellenatmung. Die Hebammen und Ärztin waren überrascht, wie entspannt ich noch bin und der Muttermund sich bereits schon 5cm geöffnet hatte. Schon nach insgesamt 5 Stunden hat unsere kleine Maus das Licht der Welt erblickt. Schmerzfrei war die Geburt nicht, aber ich habe keine Schmerzmittel oder PDA benötigt. Es war ein sehr schönes Erlebnis. Und dabei hat mir dieser Kurs sehr geholfen.

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