Das Dorf der Stille

Foto: Das Dorf der Stille

Fischbeck ist ein Dorf für Taubblinde nahe Hannover. Die Dokumentation „Das Dorf der Stille“ beobachtet über ein Jahr Menschen, die tastend, riechend und schmeckend die Welt erleben und begreifen.

Maria weiß nicht, dass sie Maria heißt. Sie kennt keine Namen, sie weiß nicht, dass der Himmel blau ist und ihre Betreuerin Kathi blonde Haare hat. Aber sie erkennt sie. An den Ohren und an der Nase. Und die muss sie befühlen, immer und immer wieder.

Olli weiß nicht, was Fußballweltmeisterschaft bedeutet oder Fukushima, aber er kann an kleinen Holztäfelchen – seinem Wochenplan – fühlen, wann er Massage hat oder mit dem Hund spazieren gehen darf. Und er hat sehr eindeutige Gesten für seinen Wunsch nach Kaffee und Kuchen. Den hat er oft und deshalb deckt er gerne nachmittags den Tisch für seine Wohngruppe.

Theo weiß nicht, was es bedeutet, Krebs zu haben. Aber er übersteht seine Operation, weil sein Betreuer Peter bei ihm ist und seine Hand hält. Und weil er die Decke, unter der er sich geborgen fühlt, mit ins Krankenhaus mitnehmen darf …

Eine eigene Welt
Bernd und Heidi Umbreit begleiten über einen Zeitraum von einem Jahr drei von Geburt an taubblinde Bewohner der Einrichtung des Deutschen Taubblindenwerks (DTW) in Fischbeck.

Die Welt der Taubblinden ist vielleicht eingeschränkt, aber nicht zwangsläufig dunkel oder stumm. Der Film zeigt Maria, Olli, Theo und die anderen in ihrer Freude: wie sie mit ihren Betreuern kuscheln und kommunizieren, wie sie sich der Sonne entgegen recken, wie ihre Emotionen als Laute herauskommen. An Handläufen können sie sich selbständig durchs Dorf bewegen und sie lernen sogar, kleine Arbeiten selbst auszuführen.

Ihre Betreuer verleihen ihren Schützlingen eine Stimme. Auch nach langjähriger Arbeit in Fischbeck wissen sie nicht wirklich, was in einem taubblinden Menschen vor sich geht. Sie erleben aber, wie Förderung und Zuwendung ein Leben lebenswert machen.

Der einstündige Film wird am Mittwoch, 11. Oktober um 01.00 Uhr bei arte ausgestrahlt
Online vom 10. Oktober bis zum 17. Oktober 2017

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2 Kommentare zu “Das Dorf der Stille
  1. Naras sagt:

    Danke, Bettina&Team fürs Teilen. Tolle Arbeit. Nur: wenn man „anders“ geboren wird, weiß man nicht, dass man anders ist. Das passiert erst in der Umgang mit Menschen, die Dir ständig sagen, dass Du „anders“. Sie selbst kennen sich nur, so, wie sie sind. Darum ist es sehr wichtig, sie so an zu nehmen, wie sie sind. Und sie zu verstehen, in ihre Welt ein zu tauchen. Nicht zu versuchen, sie über 1 Brücke in Unsere Welt zu ziehen. Unsere Welt, die „norX“ ist. Wenn in 1 Welt, nur Menschen mit 1 Arm, 1 Bein und 1 Auge leben würden und Ich würde dadrin geboren werden mit 2 Armen, 2 Beinen und 2 Augen, könnte man Mir auch das Gefühl vermitteln, dass Ich „anders“ bin. Nur könnte Ich das dann sehen. Wenn Ich taub&blind geboren werde, sind Meine andere Sinne sehr viel feiner und ausgeprägter. Das macht Mich einzigartig und sehr besonders. <3 <3

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