Film-Tipp: Die Rückkehr der Wildnes


Die Schweiz ist ein übernutztes Land: Zuviel menschliche Aktivität, zu viel Gift im leuchtenden Grün. Tausende von Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht. Doch es gibt auch eine andere Schweiz: Dort wächst der Wald zu neuer Wildnis.

Tiere, die längst ausgerottet sind, kehren wieder zurück: Bär, Wolf, Bartgeier, und vielleicht sogar bald das grösste Säugetier Europas, der Wisent. Reno Sommerhalder, der schweizerisch-kanadische Bärenmann, sucht die intakte Natur, reist in der Schweiz und anderswo auf der Welt dorthin, wo sich die Wildnis wieder regt. Und die Reise geht auch ans deutsche Bodenseeufer, wo Waldrappen aus Zoos, 400 Jahre nach ihrer Ausrottung, das Fliegen von Neuem beigebracht wird.

Ein beglückender Moment für Reno Sommerhalder: In seiner kanadischen Wahlheimat Banff werden Bisons ausgewildert – 130 Jahre nachdem sie dort ausgemerzt worden waren. Vielleicht wird auch im Solothurner Jura der europäische Bison, der Wisent, erneut heimisch. Da sind konkrete Pläne, das archaische Tier zurück in den Jurawald zu bringen.

In diesem Film von Beat Bieri reist Reno Sommerhalder in den Osten Polens, nach Bialowieza, wo 1952 die ersten Zoo-Wisente in die freie Wildbahn entlassen worden sind und mittlerweile wieder 1000 der mächtigen Tiere, meist gut versteckt, im grössten Urwald Europas leben. Für den lokalen Natur-Tourismus sind sie inzwischen zu einer treibenden Kraft geworden. 2016 kehrte der Bär erstmals ins Innerste der Schweiz, in den Kanton Uri zurück – fast 200 Jahre, nachdem er dort ausgerottet worden war. Es wurde ein turbulentes Jahr für Wildhüter Fredy Arnold: Wie wird sich das Grossraubtier verhalten? Beträchtlich war die Skepsis in der Bevölkerung, bis sich herausstellte, dass das junge Bärenmännchen sehr scheu ist, fast unsichtbar, keinen Kontakt wünscht zum Menschen.

Der Wald wächst in der Schweiz jährlich um eine Fläche, die 8500 Fussballplätzen entspricht. Der Tessiner Forstingenieur Roberto Buffi hat schon vor Jahrzehnten für einen wilden Wald gekämpft, hat mehrere Waldreservate im Tessin mitgegründet, wo das Gehölz sich selbst überlassen bleibt, wo ein langsam heranwachsender Urwald einen neuen, eindringlichen Zauber entwickelt. Der heutige Mensch, vor allem der urbane, sieht die Wildnis oft als Sehnsuchtsort – und doch weckt die wilde Natur im Menschen auch Unbehagen, ja Furcht. «Es ist die Angst vor dem Irrationalen, dem Unkontrollierbaren», sagt Buffi. Da sind viele alarmierende Befunde aus der Natur. Dieser Film zeigt Menschen, die mit ihrem Wirken ein wenig dagegenhalten.

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