Winterzeit und das neue Jahr

Foto: Kathrin Stein

Von Kathrin Stein. Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, dieses wohl bekannte Zitat aus Hermann Hesses Gedicht „Stufen“ trifft die Stimmung dieser Jahreszeit wohl sehr gut.
Jedes Jahr um diese Zeit, nach Weihnachten und Neujahr spüre ich eine leise gespannte Vorfreude, auf das, was uns das neue Jahr wohl bringen mag. Es scheint voller Möglichkeiten. Mein Blick richtet sich dabei in erster Linie auf Haus, Hof und natürlich den Garten. Was wird das für ein Gartenjahr, wie wird das Wetter, was für Projekte warten auf uns, welche Menschen, was darf ich lernen?

Und ja, ich gebe es zu, wann kommt der Frühling?
Wie lange bleibt der Winter?

Wenn man den längerfristigen Wettermodellen und einigen Meteorologen Glauben schenken darf, gibt es wohl keinen richtigen Winter mehr und der Frühling wird rasch einziehen.

Die Bauern und Wetterpropheten erwarteten einen kalten Winter, jedoch mit wenig Schnee und einem normalen Frühlingsbeginn. Eine Wetterregel besagt „Wenn die Katzen im Januar in der Sonne liegen, gehen sie im Frühjahr nochmals hinter den Ofen“. Also Wärme im Januar bedeutet, dass der Winter noch nicht zu Ende ist. (Unterweger: 2016, 30).

Das Wiesel, welches im letzten Jahr auf der Wiese, vor unserem Schlafzimmerfenster herumsprang, habe ich heuer noch nicht gesehen. Im Winter bekommt es ein weißes Fell und wenn es im Frühjahr das erste Mal heraus kommt und dieses noch trägt, kann es in der Tat noch einmal Schnee geben. Auch die Dichtigkeit der Tierfelle gibt Hinweise auf Qualität und Länge des Winters.

Foto: Kathrin Stein

Feuerholz – Zero Waste und Nützliches für den Garten
Wir verbrauchen in diesen Tagen ordentlich Feuerholz, um die alte Schmiede warm zu halten. Im Herbst haben wir dazu fleißig Anzündhilfen fabriziert. Beim Feuerholz hat man ja immer reichlich Späne und kleine Holzstückchen nebenher. Es ist eine nachhaltige und ökologische Methode, auf die man ebenso gut für Lagerfeuer oder Grillabende zurückgreifen kann:

Wir schmolzen in einer ausgespülten Konservendose, die wir draußen ins Feuer stellten, Kerzenreste. In das flüssige Wachs kommen dann die Holzschnitzel und -späne. Sie saugen sich schön voll und den fertigen Klumpen lässt man am besten auf Zeitungspapier erkalten. Dieses kann man dann genauso zum Anfeuern benutzen. Zuletzt zerteilt man das Ganze in Stückchen der Größe, die man eben braucht.

Ausserdem lässt sich die weiße Holzasche aus dem Kamin wunderbar nutzen. Wichtig dabei ist, dass das Holz unbehandelt war. Asche von Steinkohle eignet sich nicht.

Holzasche ist ein hervorragender Dünger und kann auf den Kompost, direkt ins Beet, den Rasen (besonders bei übersäuerten Böden) oder aber an die Kartoffeln gegeben werden, die im Frühjahr ausgesät werden sollen. Ausserdem bindet Asche Jauchegeruch. Holzasche ist basisch. Daran kann man sich gut orientieren, wenn es darum geht, zu überlegen, welche Pflanzen sich besonders über eine kleine Gabe freuen würden. Es sollte darauf geachtet werden, die Asche nicht über Blätter, Blüten und Knospen zu streuen und sie wirklich gut dosiert einzusetzen.

Die Geburt des Lichts
Ich weiss nicht, ob das gewollt war aber pünktlich zur Tagundnachtgleiche, am 21. Dezember erreichte mich der neue Dreschpflegel Saatgutkatalog.

Für unsere heidnischen Vorfahren war das der Tag an dem das Licht Wiedergeboren wurde, tief in der Erde, als initialzündender Keim.
Die Natur rennt jedoch nicht, wie wir Menschen manchmal, sofort voller Aktionismus und Tatendrang los, sondern entwickelt sich langsam. Alles zu seiner Zeit. Noch ist Winter und noch ruht der Garten. Allein die Heinzelmännchen, die auch hier in Oberbayern am Werk sind, schaffen bereits fleißig im Garten, unter der Mulchdecke. Die Sonne ist noch recht schwach. Wir sitzen dennoch auch jetzt, wann immer es geht, draußen am Feuer, trinken etwas Warmes, manchmal gibt es Stockbrot dazu und wir träumen vom Garten und wie er in diesem Jahr Gestalt annehmen wird und sich entwickelt. Ich weiss nicht, ob der Fernseher das Lagerfeuer abgelöst hat, wie öfter postuliert wird. Wir haben jedenfalls keinen und möchten das Feuer auch nicht eintauschen. Wo sonst kann man den Tag so gut abschließen, zur Ruhe kommen, Kontemplation erleben?

Die Igel, die teilweise noch zu Anfang Dezember über den Hof huschten und dankbar das Futter annahmen, welches ich allabendlich auslegte, schlafen nun hoffentlich allesamt tief und fest. Jene, die ich wiegen konnte, hatten die nötigen 500g erreicht. Diejenigen, die offensichtlich keine Lust hatten, gewogen zu werden, sahen zuletzt zumindest gesund und propper aus. Für den nötigen Unterschlupf im Garten war und ist gesorgt. Momentan hüpfen vor allem Spechte, Elstern und andere Rabenvögel über den Hof. Mäuschen freuen sich über liegengebliebenes Vogelfutter. Dem Kater ist das ziemlich egal, er liegt am Ofen.

Auch für uns gibt es weiterhin etwas zu holen im Garten, beispielsweise Feldsalat (Nüsslisalat), Rosenkohl und Lauch, wenn der Boden nicht zu sehr gefroren ist. (Storl: 2016, 116)

Wie wird denn nun das neue Jahr?
Der Hundertjährige Kalender sagt, dass es ein feucht-schwüles aber auch ziemlich warmes Jahr wird. Ein Venusjahr. Sowohl mit ebenjener Göttin, als auch mit dem Gestirn verbinden wohl die meisten spontan Positives.

Der Hundertjährige Kalender geht zurück ins 17. Jahrhundert und dort auf einen Zisterzienser Abt, welcher das Wetter aufzeichnete und davon ausging, dass es in Verbindung mit den Planeten unseres Sonnensystems Zyklen unterliegt. Er kam zu dem Schluss, dass sich das Wetter alle sieben Jahre wiederholen müsse.

Was uns das Jahr wirklich bringt? Wer weiß?!

Dazu fällt mir eine kleine Geschichte ein, die eine wunderbare Achtsamkeitsübung beinhaltet:
In einem Dorf, im alten China lebte ein Bauer, der hatte ein Pferd. Und weil er der einzige Bauer im Dorf war, der ein Pferd hatte, sagten die Leute: „Oh, so ein schönes Pferd, hat der ein Glück!“
Aber der Bauer antwortete: „Glück, Pech, wer weiß?!“

Eines Tages, eines ganz normalen Tages, keiner weiß weshalb, brach das Pferd des Bauern aus seiner Koppel aus und lief weg. Der Bauer sah es noch davon galoppieren, aber er konnte es nicht mehr einfangen. Am Abend standen die Leute des Dorfes am Zaun der leeren Koppel, manche grinsten ein bißchen schadenfreudig und sagten: „Oh was für ein Pech, der arme Bauer, jetzt ist sein einziges Pferd weggelaufen. Jetzt hat er kein Pferd mehr, der Arme!“
Der Bauer hörte das wohl und murmelte nur: „Glück, Pech, wer weiß?!“

Ein paar Tage später, sah man morgens auf der Koppel des Bauern das schöne Pferd, wie es mit einer Horde Wildpferde spielte. Sie waren ihm aus den Bergen gefolgt. Groß war der Neid der Nachbarn, die sagten: „Oh, was hat der doch für ein Glück, der Bauer!“
Aber der Bauer sagte nur: „Glück, Pech, wer weiß?!“

Eines schönen Tages im Sommer dann stieg der einzige Sohn des Bauern auf eines der Wildpferde, um es zu reiten. Schnell war er nicht mehr alleine, das halbe Dorf schaute zu, wie er stolz auf dem schönen Pferd ritt. „Aah, wie hat der es gut!“ Aber plötzlich schreckte das Pferd, bäumte sich auf und der Sohn, der einzige Sohn des Bauern fiel hinunter und brach sich kompliziert das Bein. Die Nachbarn schrien auf und sagten: „Oh, der arme Bauer! Sein einziger Sohn! Ob er jemals wieder wird richtig gehen können? So ein Pech!“
Aber der Bauer sagte nur: „Glück, Pech, wer weiß?!“

Einige Zeit später wurde das Dorf aus dem Schlaf gerissen, als gegen Morgen ein wildes Getrappel in den Straßen zu hören war. Die Soldaten des Kaisers kamen in das Dorf geritten und holten alle Jungen und Männer aus dem Bett, um sie mitzunehmen für den Krieg. Der Sohn des Bauern konnte nicht mitgehen. So mancher saß daheim und sagte: „Was hat der für ein Glück!“
Aber der Bauer murmelte nur wieder: „Glück, Pech, wer weiß das schon?!“

(Quelle unbekannt)

Schauen wir also, was uns das Jahr bringt. Üben wir uns in Annahme und kultivieren eine Haltung der Dankbarkeit.

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