Der Zuhör-Kiosk an der U-Bahn

Bild: Screenshot YouTube/ NFL Live

Zeit zum Zuhören – das bietet in einem ehemaligen U-Bahnkiosk in Hamburg Christoph Busch. An dem nur wenige Quadratmeter großen Glaskasten an der Station Emilienstraße kleben Zettel mit den Worten: „Ich höre Ihnen zu. Jetzt gleich. Oder ein anderes Mal“. Und: „Kostenlos“. Wenn die rote Fahne draußen hängt, ist der Erzählkiosk besetzt.

Christoph Busch (71) ist „Das Ohr“. Anfang 2018 hat sich der freiberufliche Drehbuchautor mit Gardinen, Fotografien an den Wänden, einer Kaffeemaschine und Heizlüftern eingrichtet.

Eigentlich wollte er an diesem Ort an einer Idee für ein Drehbuch arbeiten, der Laptop ist betriebsbereit. Doch zum Schreiben kommt der Autor kaum noch, denn viel mehr Menschen als gedacht suchen das oft auch lange Gespräch mit ihm. So mußte er inzwischen eine Uhr anschaffen und die Dauer auf maximal 1 Stunde festlegen. Aber manchmal sind es auch nur kurze Begegnungen am Schalter

Busch macht sich oft während des Gesprächs Notizen und ein Tonband läuft mit. 6 Monate hat er erstmal den Kiosk für 238 Euro Miete pro Monat gemietet, mit Strom und Versicherung kommt er auf knapp 300 Euro. Dann will er weitersehen. Zitat aus dem Hamburger Abendblatt: „Mal sehen. Wahrscheinlich bin ich nach einem halben Jahr randvoll mit Geschichten, die ich erst einmal abarbeiten muss.“ Vielleicht in einem Buch. Vielleicht auch nicht. Busch verdient nichts mit seinem Erzählkiosk. Dass er seine Dienste kostenlos anbietet, könnten viele nicht begreifen – in einer durch und durch kommerziellen Welt.

Christoph Busch ist wochentags an der U-Bahn Emilienstraße in Hamburg meist von 9.30 bis 15 Uhr anzutreffen. Interessenten können sich unter 0151 52910079 oder per E-Mail (das-ohr@gmx.de) mit ihm verabreden.

Hier ein ausführlicher Bericht im NDR.

Screenshot NDR

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3 Kommentare zu “Der Zuhör-Kiosk an der U-Bahn
  1. Katharina sagt:

    Grossartig ….Grossartig !!!!!
    Mensch sein unter Menschen.
    Etwas Besseres kann es in der momentanen Zeit kaum geben. Hoch mit den Köpfen von SmartFon und Tablets, raus aus dem permanenten Internetgebrauch, Webinare nur nutzen, um sich anschliessend leibhaftig zu treffen und sich auszutauschen und auszuprobieren und zu inspirieren. Gartenbänke wieder vor’s Haus, Plauschecken in Tante Emma-Läden ( oder in Baumärkten ;D ) usw. usf.

  2. Naras sagt:

    Toll. Danke, Bettina. Noch 1 positiverMensch, der an der neuen Welt arbeitet! Ich habe ihn gesimsed. X gucken, was passiert. <3 <3

  3. Axel Pathe sagt:

    Das finde ich echt super…das sollten mehr Leute anbieten!

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