Die Entstehung des Buches „Das Tor ins Leben“

Von Grit Scholz. Es war 2006, als mir zu Bewusstsein kam, dass ich ein Bilderbuch über die Yoni (Vulva) machen werde. Diese Klarheit fiel einfach so mitten in mein Leben und irritierte mich selbst. Doch um so mehr ich darüber nachfühlte, fand ich es vollkommen stimmig. Mehr noch als das, es fühlte sich so an, als wäre mein gesamter Lebensweg mit allen Erfahrungen die ich machte und allen Fähigkeiten die ich erwarb genau darauf ausgerichtet, das JETZT zu tun.

So als fielen sämtliche Puzzle-Stückchen meines Lebens aus Vergangenheit und Gegenwart, die in wilden Haufen um mich herum lagen – plötzlich zu einem konkreten Bild zusammen. Ich hatte das tiefe Bedürfnis, der Welt, den Frauen, allen Menschen etwas zu sagen, zu zeigen, was ich für mich erkannt hatte. Alles was es äußerlich und technisch brauchte, um dieses Projekt umzusetzen, hatte ich. Fotografieren hatte ich gelernt, als Grafikerin wusste ich wie man ein Buch macht und Verlagserfahrung konnte ich mir auch aneignen vor einigen Jahren. Alles was es innerlich brauchte, hatte ich ebenfalls. Denn seit meiner Pubertät, war ich darüber, wie meine Yoni sich entwickelt hatte, völlig verstört und verunsichert. Aus diesem mir so vertrauen „Brötchen“ war eine wilde Vulva geworden – Form und Farbe hatten sich völlig verändert und ich war davon überzeugt, ein schlimme Krankheit zu haben. Denn niemand hatte mich darauf vorbereitet. Ich brauchte viele Jahre, um dahinter zu kommen, wieso solch eine Verunsicherung überhaupt möglich war. Denn der Umgang mit der Yoni, die eigene Haltung dazu, ist nicht zu trennen davon, wie eine Kultur und Gesellschaft mit dem Thema Weiblichkeit um geht. Gefühlt arbeitete ich allen kollektiven weiblichen Schmerz auf und erkannte tiefe Zusammenhänge aus unserer religiösen Menschheitsgeschichte, deren Prägungen uns Frauen heute noch in den Zellen sitzen.



Die Intention: Die Yoni (Vulva) – so hab ich das noch nie gesehen!

Wir haben keine schönen, liebevollen und wertschätzenden Vorstellungen von dem „Tor ins Leben“, wir haben auch keine liebevollen Worte, wir haben nicht mal MedizinerInnen, die die wirkliche Anatomie der weiblichen Genitalien kennen.

Unsere Gesellschaft lehnt sich auf, gegen die Beschneidung in der sogenannten dritten Welt und niemand spricht darüber, dass sich in unserer westlichen Kultur mehr und mehr Frauen dafür entscheiden, Schönheitsoperationen an ihrer Yoni vornehmen zu lassen. Wer sich beginnt damit zu befassen, wird erschrocken sein, denn das ist ein riesig boomendes Geschäft geworden. Frauen bezahlen viel Geld dafür, sich Narben und Störfelder zufügen zu lassen, damit ihre Yoni zur Designervagina wird. Frauen erkennen ihre eigene Schönheit und Einzigartigkeit nicht an. Frauen lassen sich manipulieren und verunsichern von der Pornoindustrie und dem Mainstream.

Damals, in meiner Jugend, wäre ich sicher auch froh gewesen, wenn mir jemand gesagt hätte, man kann meine Yoni „korrigieren“ und dann sieht sie wieder so aus, wie ich es als kleines Mädchen gewohnt war. Ja, ich hätte alles getan, um diese Korrektur machen zu lassen und hätte mich danach sicher viel, viel besser gefühlt. Doch ich wäre mir nicht bewusst gewesen, was das alles überhaupt bedeutet. Ich hätte die Chance versäumt, mich selbst zu erkennen und die Lebendigkeit, die Vielfalt, die wirkliche kraftvolle Weiblichkeit. Ich hätte mich wieder zum kleinen Mädchen machen lassen und wäre sicher auch als solches durch mein Leben gegangen.

Mein Entschluss stand also fest, ich wollte ein Bilderbuch machen, über die Vielfalt, Einzigartigkeit und Schönheit der Yoni. Ein Bilderbuch, was ich als Jugendliche so dringend gebraucht hätte, um zu begreifen, dass ich nicht krank bin, oder häßlich, sondern ausgesprochen weiblich und wunderschön. Ich war völlig begeistert, aber auch voller Unruhe. Was würde das für mich bedeuten, wenn ich solch ein Buch machen würde? Was würden meine Familie und Freunde dazu sagen?

Sogar die Mutter macht mit

Als ich meinen Eltern von meinem Vorhaben erzählte, was nicht leicht war, denn ich ahnte schon, dass sie das nicht verstehen werden, waren sie entsetzt. Sie schämten sich so sehr, eine Tochter zu haben, die so etwas tun will. Mir wurde klar, dass ich dieses Buchprojekt nicht machen brauche, wenn es mir nicht einmal gelingt, meinen eigenen Eltern zu erklären, um was es dabei geht – so dass sie es fühlen und verstehen können.

Dieser Prozess dauerte lange und ich war oft verzweifelt, doch ich gab nicht auf. Am Ende fragte mich meine Mutter, ob ich nicht auch „Mein Tor ins Leben“ fotografieren wolle, für mein Buch. Da wusste ich, sie hat es erkannt, worum es mir ging und wir weinten beide. Wie sehr war ich verblüfft, dass die Yoni meiner Mutter, der meinen so ganz und gar nicht ähnlich sah. Mein Vater brauchte noch etwas mehr Zeit um zu verstehen, doch nachdem er den Entwurf für den Prolog des Buches gelesen hatte, da wichen auch seine starren Vorurteile dem tieferen Verständnis. Er unterstütze mich von da an sehr, baute mir sogar tolle Ständer, für meine Fotoausstellung, die ich begleitend zum Buch gemacht habe. Das gab mir so viel Kraft und Hoffnung, dass dieses Buch auch andere Menschen berührt und in die Tiefe und Wertschätzung führt, dass es nur 6 Monate dauerte, das gesamte Projekt in die Tat umzusetzen.

10 Jahre Tor ins Leben
Nun sind bereits 10 Jahre vergangen und mein größter Wunsch hat sich erfüllt. Zahlreiche TherapeutInnen arbeiten mit dem Buch, weil sie erkannten, dass es einen direkten Zugang zu unbewussten weiblichen Themen öffnen konnte. Erstaunlich wie vielfältig, aber meistens unbehaglich Frauen auf die Bilder reagieren. Manchen ist es schier unmöglich, sich ein Yonifoto anzuschauen. Da wirken unheimliche Kräfte und Glaubenssätze in uns, die eher lebensfeindlich und ungesund sind, doch oft gar nicht bewusst. Viele, viele Frauen wurden inspiriert und haben durch das Buch ihren eigenen Prozess begonnen, die Schönheit in ihrer Yoni zu entdecken und tiefe Wertschätzung und Liebe für ihre Genitalien und ihren Körper zu empfinden.

Weitere Infos zum „Das Tor ins Leben“ – ein außergewöhnlicher Bildband von Grit Scholz
Grit Scholz möchte mit diesem Buch eine natürliche, selbstverständliche Sichtweise auf die sonst den Blicken verborgenen weiblichen Genitalien – im Sanskrit „Yoni“ genannt – ermöglichen. Das geschieht hier mit Hilfe von Fotografien, Fotomontagen sowie kreativer, künstlerischer Einbeziehung von Naturbildern und Malerei. Es soll die Schönheit, Vielfältigkeit und Einzigartigkeit der Yoni gezeigt werden, ohne pornografischen oder medizinischen Ansatz. Wir können uns dabei erinnern, dass wir fast alle aus dem Schoß unserer Mutter durch dieses „Tor ins Leben“ gekommen sind. Die Großartigkeit der Schöpfung und die Achtung vor dem Wunder LEBEN sind der Hintergrund dieses Buches, welches konkret als aufklärendes Anschauungsmaterial dienen möchte.

Denn die Unwissenheit und Sexualisierung, sowie die Normierung und Schaffung von Schönheitsidealen, haben dazu geführt, dass viele Frauen unsicher und unglücklich sind, mit ihrer Yoni. Immer öfter entscheiden sich Frauen für eine opperative Korrektur, die von diversen Schönheitschirurgen angeboten wird. Dabei wird oft übersehen, dass dies einer Selbstverstümmelung gleicht und Narben, Störfelder und Schmerzen entstehen. Dieses Buch möchte einladen zur Selbsterkenntnis und Achtung vor dem eigenen Körper und einen Prozess in Gang setzen, der uns Frauen bewusst macht, wie weit wir uns von unserem eigenen Selbstverständnis und Respekt entfernt haben.

Schönheit und Einzigartigkeit
Hier wird deutlich, dass die Yoni (Vulva) jeder Frau einzigartig ist, es gibt keine Norm – sondern nur reine Vielfalt, so wie das Wesen der Menschen selbst. Ein Buch von Frauen für Frauen, das Mut macht, das aufklärt, weil es ein über viele Jahrhunderte tabuisiertes Körperteil belichtet – damit Frauen endlich wissen, wie verschieden und wundervoll die weiblichen Genitalien sind.

Männer laden wir ein, mit einem respektvollen und offenen Blick genau hinzusehen und durch die Art der Darstellung die Möglichkeit zu nutzen, wertfrei und neugierig betrachten zu können. Hier liegt die Chance, den Blick „zweckfrei“ und ruhig zu richten. Dadurch kann der Raum entstehen, diesen sagenumwobenen, heiligen und versteckten Teil des weiblichen Körpers, die Yoni, mit anderen Augen anzuschauen und so dem gesellschaftlichen Hang zur Heimlichkeit, Unwissenheit, Perversität und Verdummung zu entrinnen.

„Das Tor ins Leben“ ist in zwei verschiedenen Ausführungen erschienen. Der große Bildband 25 x 25 cm, ca. 252 Seiten, Hardcover mit Goldprägung und der kleine Minibildband 12,5 x 12,5 cm, 152 Seiten, Softcover mit Goldprägung. Das Kleine Buch, beinhaltet eine Auswahl der Bilder des großen Buches. Der Prolog des Buches ist 8-sprachig.

Hier kann man den Prolog auf deutsch lesen

Das Buch bestellen, können Sie hier.

Grit Scholz bietet auch Online-Kurs „Meine Yoni“ (Meine Vulva/Vagina) an hier mehr

 

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2 Kommentare zu “Die Entstehung des Buches „Das Tor ins Leben“
  1. Erhard Vogler sagt:

    …ein sehr gutes Buch – DANKE – DANKE – DANKE – GRIT SCHOLZ und allen anderen die daran mitgewirkt haben. Dieses Buch sollte Bestandteil der schulischen Bildung für Jugendliche sein. Also – eine absolut wertschätzende Betrachtung der Vulva. Nochmal DANKE für dieses wunderbare Werk GRIT SCHOLZ 😎
    Bearbeiten

  2. Naras sagt:

    Hab Ich schon viele Jahre. Ja, Erhard: 1 MeisterInnenWerk. <3 <3

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