er, sie, es liebt mich nicht

Foto: Claudia Shkatov

Von Claudia Shkatov. Wenn Du denkst, dass jemand Dich nicht liebt (will, mag, achtet,…), dann geht es Dir nicht gut. Du wünschst Dir vermutlich, dass die Welt sich Dir gegenüber anders verhalten möge. Deine Gedanken kreisen. Deine Gefühle fahren Achterbahn.

Und während Du so auf Deinem wohlbekannten inneren Jahrmarkt unterwegs bist, übersiehst Du vielleicht, dass sich hinter diesem Gedanken „er, sie, es liebt mich nicht“ ein ganzes Universum verbirgt. Hier gibt es einiges zu entdecken. Wenn Du Dich auf diese Entdeckungsreise einlässt, dann stellst Du vielleicht fest, dass sie viel lohnenswerter ist, als all Deine bisherigen inneren und äußeren Jahrmarktbesuche zusammen.

Wenn ich nämlich denke „er, sie, es liebt mich nicht“, dann verbirgt sich dahinter ein Universum, in dem ich jemand anderes bin, als die, die ich bin. In diesem Universum bin ich klein und alle anderen viel größer als ich. In diesem Universum ist das Verhalten aller anderen Zeugnis dessen, wer und was ich bin. Verhalten sie sich mir gegenüber liebevoll und aufmerksam, so bin ich liebenswert. Verhalten sie sich gestresst, wütend oder verletzend, bin ich es nicht mehr. Immer bin ich in diesem Universum ein Wesen, das es verdient, so behandelt zu werden, wie mich andere behandeln.

Denn sonst wäre es ja anders!

Damit sind wir an einer der wesentlichen Grundregeln dieses Universums angelangt: Hier wird mein Wert und mein Sein danach beurteilt, wie sehr ich allen anderen Wesen gefalle und wie viel Zustimmung ich erhalte.

Ich gehe also den Deal ein. Will ich in diesem Universum dazugehören oder zumindest überleben, so tue und sage und bin ich möglichst das, was anderen Wesen gefällt. Klingt das anstrengend? Ja, das ist es.

Und eine weitere wesentliche Grundregel dieses Universums zeigt sich an dieser Stelle: Im „Sonst wäre es ja anders!“ liegen Verzweiflung, Wutanfall, Widerstand und Kampf gegen dieses Universums begründet. Hier gibt es keine Ruhe und kein Vertrauen. Nicht in das Universum, nicht in die anderen Wesen, die dort leben, und nicht in mich selbst.

In diesem Universum bin ich als das Wesen, das ich wirklich bin, nicht liebenswert. Und alle, die mich doch lieben wollen, werden eines Besseren belehrt: Sie sind nicht fähig (mich) zu lieben! „Ich bin nicht liebenswert“ scheint zu Beginn meines Lebens in diesem Universum ein Fluch zu sein. Doch je länger ich in ihm lebe, um so mehr wird dieser Satz zu meinem Schutz vor der Unsicherheit, die mich umgibt.

Und darin besteht meine Macht in diesem Universum: Mich und andere Wesen davon zu überzeugen, wie wenig liebenswert, liebesfähig und wertvoll wir sind.

Und auch hier landen wir bei einer weiteren Grundregel: Es herrscht Konkurrenz! Denn wo Mangel herrscht, und alle nicht genug Liebe, Anerkennung und Wert besitzen, ist der einzige Weg, mich ein wenig besser zu fühlen, die anderen ein wenig schlechter aussehen zu lassen. Das gibt mir einen scheinbaren kleinen Vorsprung und ein Stückchen vom begehrten Kuchen Liebe/Anerkennung/Wert.

Mein Wert/meine Liebe/die Anerkennung, die ich mir wünsche, ist also in diesem Universum eine Art NEGATIVWÄHRUNG, die davon lebt, dass andere weniger sind/haben/verdienen als ich.

Spannend, nicht wahr?

Und jetzt erreichen wir den wichtigsten Teil dieses Universums! Denn es gibt hier einen Ort, an dem sieht alles so negativ aus, dass ich schließlich GENUG habe von allem.

Und so stehe ich vor einer entscheidenden Weggabelung.

Die eine Abzweigung bedeutet nichts Neues. Hier geht es weiter auf bekannten Pfaden. Hier zahle ich weiter mit meiner Negativwährung für ein Leben, dass weder ich noch andere wirklich leben. Sind wir doch alle viel zu beschäftigt damit zu gefallen, uns zu schützen und uns einen Teil vom Kuchen zu sichern.

Die andere Abzweigung führt ins Ungewisse. Die Richtung heißt Risiko. Hier geht es in eine neue Welt, in der andere Regeln und andere Währungen gelten.

Diese Welt baut auf Vertrauen, Selbstliebe und Mitgefühl. Hier wende ich mich hin, wenn ich es satt bin zu glauben, dass es niemanden gibt, der mich liebt. Ich entscheide mich dafür, die Erste zu sein, die es tut. Ich beginne mehr darüber zu erfahren, wer ich bin und was mich ausmacht. Und ich beginne damit, mutig für mich einzustehen und mich zu zeigen, selbst wenn das bedeutet, dass ich keine Zustimmung erhalte. Ich finde meine Stimme und mein Wesen jenseits von dem, was andere vorgeben.

Und siehe da! Dieser Pfad entpuppt sich als meine Verbindung zu einer Welt, in der ich einfach sein darf. Hier geht es nur darum. Denn indem hier jedes Wesen genau das ist und tut, was ihm entspricht, findet diese Welt ihr natürliches Gleichgewicht.

Hier fühle ich mich zuhause. Es gibt keine Konkurrenz, denn jeder ist hier einzigartig und ausdrücklich aufgerufen, einzigartig zu sein.

Darin besteht sein Wert!

Und wer wertvoll ist – und sich auch so fühlt – , hat viel zu geben. Aus dieser Fülle heraus hat jeder genug und erlebt sich im Teilen als noch wertvoller.

Die Währung in dieser Welt ist mein einzigartiger Beitrag, mein unnachahmlicher Ausdruck. Je mehr ich beitrage, umso erfüllter bin ich, und umso mehr fließt zu mir zurück. Gleichzeitig verändert sich meine Wirksamkeit. Meine Worte und mein Handeln werden kraftvoller und was ich tue, geschieht mit Leichtigkeit. Denn ich bin getragen von einem größeren Ganzen, dessen Teil ich bin.
Und ich werde zu diesem Teil einzig und allein, indem ich die Richtung ändere, mich vollständig annehme und mich schließlich mutig der Welt zeige als das einzigartige Wesen, das ich bin.

Meine Macht in dieser Welt besteht darin, andere zu ermächtigen und meinen Wert zu teilen.

Claudia Skhatov

Zur Autorin: Claudia Shkatov ist Herzenshörerin, Trainerin und Autorin. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind Bewusstsein, Liebe, Wert, Macht und Partnerschaft. Sie gibt Einzelcoachings in den Sprachen Deutsch, Englisch und Russisch und bietet aktuell Seminare zu den Themen Selbstliebe, Berufung und weibliche Kommunikation sowie einen regelmäßigen OnlineCoachingAbend im Thema Beziehung an.
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Ein Kommentar zu “er, sie, es liebt mich nicht
  1. Was für ein wundervoller Artikel! Vielen herzlichen Dank, liebe Claudia!

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