Die 4. Auflage der China Study

Foto China Study: Verlag Systemische Magazin

Von Charlotte Sachter. Amerikanische Studienveröffentlichungen lesen sich wie Romane. Eingängig und dennoch eindringlich rütteln so die Autoren der „China Study“ so seit Jahren am „Mythos Protein“ indem sie ihre anderslautenden Forschungsergebnisse präsentieren. Darüber hinaus betrachten sie den wissenschaftlichen Lobbyismus als auch die Verkettung von wirtschaftlichen Interessen und medizinischen Gültigkeiten im kritischen Licht. Der Verlag Systemische Medizin hat das Werk mit europäischen Vergleichsdaten ergänzt. Das schließt eine Lücke. Fazit vorab: Auch die 4. Auflage der China Study regt zum Nachdenken und über den Tellerrand schauen an.

Hintergrund der Autoren
Die Biographie von T. Colin Campbell ist wegen des späteren Kontrastes bemerkenswert. Auf einem milchproduzierenden Bauernhof groß geworden, beginnt seine wissenschaftliche Karriere mit der Optimierung von Tiernahrung. Später ist es die Forschung über proteinreiche Kost für Mangelernährungsgebiete der Welt. Umso glaubwürdiger erscheint solch ein Forscher, wenn er aufgrund seiner gewonnenen Daten seine bisherigen Grundsätze verlässt, um für eine „Neudefinition dessen, was wir als gesunde Ernährung betrachten“ (Einleitung S. 2) einzustehen. Die Co-Autorenschaft des Werkes übernimmt sein Sohn, Thomas M. Campbell, der 2014 mit seinem Buch „Inter Essen“ noch weiter auf die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen eingeht.

Die Essenz der vorliegenden Studienergebnisse lässt sich einfach zusammenfassen: Wer sich ganzheitlich und vollwertig pflanzenbasiert ernährt und dabei undogmatisch bleibt, lebt gesund. Besonders im kritischen Fokus steht das Kasein dem eine hoch signifikante Wachstumsförderung von Krebszellen nachgewiesen wird. Ob das Kasein als einziges nichtpflanzliches Nahrungsprotein bei Tierversuchen benutzt wurde, lässt sich aus der Studie nicht ableiten. Aufschlussreich ist, dass sich jede hier besprochene „westliche Überflusskrankheit“ mit der entsprechenden Tierprotein-armen Ernährung reversibel zeigt.

Kritik an der Wissenschaftsindustrie
Diese 4. Auflage der China Study antwortet auch auf die Kritik, die diese Studie bislang erfahren hat. Sie bezieht Stellung und versucht, den Gewinn aus den Ergebnissen transparent darzustellen. Der Inhalt des Buches gliedert sich in vier Abschnitte nebst Anhang und Index. Dabei ziehen die Campbells zu der grundlegenden Datenauswertung der China Study viele andere Studienergebnisse hinzu um die Einflüsse von Proteinen, Fetten, Kohlehydraten und Ballaststoffen auf Krankheitsentwicklung und Umkehrbarkeit der „Überflusskrankheiten“ zu belegen. Diese sind: Herzinfarkt, Adipositas, Diabetes, häufige Karzinome, Autoimmunerkrankungen, Auswirkungen primärer Erkrankungen auf Knochen, Nieren, Augen und Gehirn. Die epidemiologische Auswertung ist wirklich enorm. Gut, dass der Verlag hier für deutsche und europäische Vergleichsdaten gesorgt hat. Das macht das Buch für uns interessanter. Der folgende „Leitfaden für eine gesunde Ernährung“ nimmt mit 32 Seiten eine ergänzende Stellung ein. Komplettiert wird dieses Werk durch eine fundamentale Kritik an der Wissenschafts-Industrie und der manipulierenden Meinungsbildung durch Wirtschaft und politische Macht. Respekt für diesen Mut.

Immer wieder betonen die Wissenschaftler den Wert der ganzheitlichen Betrachtung eines Nahrungsmittels. Womit der Bogen zur Chinesischen Diätetik geschlagen sei. Fleisch und Fisch werden dort für Mangelerkrankungen zur Rekonvaleszenz empfohlen. (Hempen/Engelhardt „Chinesische Diätetik“ 1. Aufl. 1997; S.249 – 317). „Allerdings sollte man berücksichtigen, dass der Fisch- und Fleischkonsum in China durchschnittlich sehr niedrig war und ist.“ (ebenda, S. 250). Dies belegen auch die hier gewonnenen Ergebnisse.

Maß bzw. die Maßlosigkeit macht das Gift

Frei nach Paracelsus macht das Maß bzw. die Maßlosigkeit das Gift. Die Hülle und Fülle an Diäten und Ernährungsratgebern einerseits, die attraktiv industriell designten Nahrungsprodukte anderseits zeigen, wie weit sich unser modernes Leben von einer bodenständigen, natürlichen Ernährung entfernt hat. Und das in beide Richtungen. Von der Maßlosigkeit bis zur besessenen Kontrolle. Das Kollegium wird es selbst täglich in der Praxis erleben, wie doch das Thema immer wieder ganz an der Basis anzupacken ist.

Das Buch lässt sich aus vielen verschiedenen Perspektiven lesen. Allein die Bewältigung der Datenmengen, die hier ausgewertet und interpretiert wurden, ergibt einen erhellenden Überblick über die Verteilung von Krankheiten, in Zusammenhang gestellt mit den Ernährungsgewohnheiten der einzelnen Gebiete (China Study). Wer seinen Augenmerk auf Praxisrelevantes legt, dem bietet die Studie der „Überfußkrankheiten“ neben schon bekannten Resultaten auch den ein oder anderen Zusammenhang, der neue Impulse gibt. Der „Leitfaden zur gesunden Ernährung“ wird für ganzheitliche Therapeuten kaum Neues aufzeigen. Insofern schadet es nicht, dass dieser Abschnitt sehr klein gehalten ist. Ein Aspekt, der sich durch das ganze Bucht zieht, ist die gesellschaftliche Mission, die im letzten Abschnitt mit der Frage „Warum haben Sie davon nicht schon früher gehört?“ Aufdeckungsarbeit leisten will. Den Dogmatismus, der diesem Buch oft vorgeworfen wird, vermag ich in dieser vierten Auflage nicht herauszulesen. Eine bemerkenswerte Studie ist dies allemal.

Zur Autorin: Charlotte Sachter ist Heilpraktikerin und Kulturmanagerin mit dem Schwerpunkt Chinesische Medizin. Ihr Anliegen ist die Gesundheitsförderung. So bietet sie unter ihrem Label Shiatsu-Cuisine Kochkurse und Fortbildungen vom entspannten Get-together bis zu Fortbildungen für Therapeut/innen an. Ihre nächsten Termine erfahren Sie hier:
Mehr über ihre Praxis in Hamburg-Othmarschen hier.

China Study – Pflanzenbasierte Ernährung und ihre wissenschaftliche Begründung

Von T. Colin Campbell, Thomas M. Campbell
ISBN: 978-3-86401-049-1
4. überarbeitete und erweiterte Auflage 2018
(Verlag Systemische Medizin AG, Bad Kötzting)

Verlagsinfo: Diese umfassend erweiterte und aktualisierte Neuauflage belegt, dass eine pflanzenbasierte Ernährung die Entstehung von Krebs, Rheuma, Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Diabetes und Adipositas verhindern kann. Auch können diese Krankheiten durch eine naturbelassene Pflanzenkost erfolgreich bekämpft werden.

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