Die Heimat im Koffer

Vielen Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen, bleibt oft nur ein Koffer, in dem sie alle wichtigen Dinge und Erinnerungsstücke mitnehmen können. Was sie dort einpacken ist oft auch ein Spiegel der Seele und der verlassenen räumlichen, kulturellen und spirituellen Identität.

Aber nicht nur Erwachsene müssen als Flüchtlinge ihren Koffer packen. Auch für viele Kinder passiert es schicksalhaft. Elisabeth Ornauer hat mit „Die Heimat im Koffer“ ein berührendes Kinderbuch dazu geschrieben, dass die schmerzhafte Flucht und seine Wandlungen in Hoffnung für andere Kinder und Erwachsene fühlbar macht.

Erzählt wird aus dem Blickwinkel eines 9-jährigen Buben, Tarek, der aus seiner Heimat Syrien fliehen muss, weil der Krieg alles verwüstet. Als sein Onkel dem Krieg zum Opfer fällt, beschließen seine Eltern, ihren Sohn alleine fortzuschicken, weil nur für seine Flucht das Geld reicht – in ein Land, wo er sicher ist.

Um es ihrem Buben ein wenig leichter zu machen, geben sie ihm einen Koffer mit auf den Weg, einen Koffer, der – wie sie ihm sagen – seine Heimat beinhaltet und den er erst öffnen dürfe, wenn die Familie wieder beisammen ist….

Die Geschichte zur Entstehung des Buches von Elisabeth erzählt

Ich habe ab dem Sommer 2015 sehr viel zum Thema gelesen, viele sehr berührende Berichte, habe mit vielen Menschen gesprochen, die Flüchtlinge ganz nah betreut haben, die minderjährige Flüchtlinge versorgt haben etc.

Die vielen berührenden Berichte (mit ein paar minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen bin ich auf Facebook vernetzt – sie konnten bald gut Deutsch, haben geschildert, wie es ihnen geht, wie ihre Geschwister, ihre Eltern nachgekommen sind), diese Berichte haben mich bewogen, eine Geschichte daraus zu machen, die Kindern näher bringt – zumindest eine Ahnung davon -, was es bedeutet, wenn man sein Zuhause verlassen muss. Es ist keine reale Geschichte, sondern ein bisschen surreal, so wie die Filme von Emir Kusturica, damit gelangt die Geschichte auf eine Metaebene, über die Schrecken des Krieges hinaus, getragen von Träumen und Hoffnungen. Und sie bringt Menschen zusammen.

Eine Lehrerin erzählte mir von einem Buben in ihrer Klasse, jetzt erst, der seine Flucht beinahe genauso erlebt hat (der Bub ist jetzt 10), er erzählte davon seinen Klassenkollegen, von seinen Ängsten, seinen Albträumen. Seine Eltern kamen bald darauf nach. Er ist so froh, hier zu sein, seine Schwester auch, die ist schon ein bisserl älter.

Meine Tochter ist jetzt 6 Jahre alt geworden und ich habe sie ins Flüchtlingslager nach Traiskirchen (ca. 30 km südlich von Wien) mitgenommen (sie war damals 3 ½ ). Daher habe ich viel mit ihr über das Thema geredet, sehr vereinfacht, und sie hat viele Fragen gestellt. Dennoch ist es für ein Kind nicht wirklich fassbar, was es bedeutet… aber Kinder haben eine Gedanken- und Herzenskraft, das sehe ich bei ganz alltäglichen Themen, auch das Thema Tod betreffend, wo sie anderen Menschen Trost spenden und sie sogar zum Lachen bringen können, auch wenn es ganz heftig und erschütternd ist… Aus dieser Herzenskraft heraus agiert Tarek.

Dennoch ist die Figur des 9-jährigen Tarek meinem Herzen entsprungen. Im September 2015 kursierten die Bilder von einem syrischen Buben im Netz, der 2012 geboren wurde (wie meine Tochter) und im September 2015 bei der Überfahrt ertrunken war und an einem türkischen Strand tot geborgen wurde. Dieses Bild fuhr mir so ein, tat mir so im Herzen weh, dass ich mich hinsetzte und die Geschichte zu schreiben begann. Weil ich wollte, dass das Kind lebt, lebt, lebt…

Es ist eine Geschichte der Hoffnung und darüber, an seine Träume zu glauben. Es ist eine Geschichte über das Miteinander und das füreinander-da-Sein. Es ist eine Geschichte der Menschlichkeit und des Verbundenseins und sie soll Verständnis und Mitgefühl stärken.

Die Heimat im Koffer – Geschichte einer Flucht
gebundene Ausgabe: 56 Seiten
SW-Illustrationen von Kristin Loras
© wortweit Verlag, Wien, 2018
ISBN: 978-3-9504230-6-8
Empfohlenes Lesealter: ab 9 Jahren
Format: 12,5 x 20 cm
Preis: € 9,90

Die Heimat im Koffer – ein berührendes Kinderbuch

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