Pflanzenkraft – Die grünen Heiler

Foto: Evelin Rosenfeld

Von Evelin Rosenfeld. War es Nietzsche, der sagte „In der Natur fühlen wir uns so wohl, weil sie kein Urteil über uns hat“ ? Ich denke, wir alle kennen und suchen so oft wie möglich diesen unvergleichlichen Zustand, der sich einstellt, wenn wir still im Wald, am Fluss, auf den Wiesen oder Bergen sind. Nicht einmal das Zusammensein mit geliebten Menschen kann uns so anfüllen und balancieren, wie dieser Raum „da draußen“.

Was macht den Unterschied zu dem, was uns wiederfährt wenn wir in der Stadt oder unter Menschen sind ? Ist es nur das Nicht-Urteil ?

Ob nun mit naturwissenschaftlichem oder schamanischem oder einfach ganz unvoreingenommenem Blick: „Da draußen“, wo es mehr Grüne als Beinwesen gibt, wird der Puls der Zeit, wird das Gefüge der Dringlichkeiten und Ausrichtungen ganz von selbst ruhig und weit. Es ist, als ob die Wahrnehmung sich löst von Fokuspunkten, die uns zu Gedanken und Handlungen antreiben, stattdessen weit wird und in das Rauschen der Bäume, das Plätschern des Wassers und das Streichen des Windes sich einwebt.
Damit hebt sich die Individualisierung, die in unseren menschlichen Zusammenhängen so sehr gefördert wird, ein Stückweit auf. Stattdessen erschließt sich eine Gesamtheit, deren Teil wir sind. Und diese Wahrnehmung ist so beruhigend und befriedend.

Manche Orte – ich nenne sie „Kraftort“) – zeigen diesen Effekt besonders deutlich – so daß wir, selbst wenn wir im Gespräch oder grundsätzlich sehr fokussiert sind – unweigerlich innehalten und sich das oben beschriebene Empfinden einstellt. Aditi – der Berg, auf dem ich seit knapp 2 Jahren lebe – ist so ein Platz. Unter anderem, weil er gut 50 Jahre kaum eine Menschenhand gesehen hat und sich eine unvergleichliche Vielfalt dort im Schutzraum verweben konnte.

Resonanz im Verbund

Manche Pflanzen begleiten Dich. Wo auch immer Du verweilst – da ist er wieder, der Gundermann oder die Birke oder das Leberblümchen. Natürlich ist es jedes Mal eine andere Pflanze – oder nicht ?

Wie ich oben bereits beschrieb, ist ein Raum, der wesentlich von Pflanzen und Kleinstlebewesen bestimmt ist, wie ein dynamisches, ruhig schwingendes Gewebe, das den Eintretenden erfasst und sozusagen „einwebt“. Die Vielfalt unter der Photosynthese betreibenden Wesen ist groß – und doch können wir Gemeinschaften, Arten, ähnliche unterscheiden und an anderen Orten wieder auffinden.

Doch anders als bei katabolisierenden Wesen – also Wesen, die die Substanz anderer Wesen benötigen, um selbst Materie aufzubauen – erscheinen die Individuen einer Pflanzenspezies nicht individuell. Vielmehr scheint es eine „charakterliche Kontinuität“ innerhalb einer Pflanzenspezies zu geben, die ich bei Menschen oder Tieren so nicht wiederfinden kann. (auch nicht wenn ich in ethnologische, kulturelle, soziographische Gruppen unterteile…).

Schamanen sprechen hier zuweilen von „Devas“ – also eher einer übergeordneten Kraft, die Gesamtheit der Individuen einer Pflanzengruppe belebt und in ihrer Art und Weise prägt. Diese Kontinuität macht Pflanzen zu Heilmitteln erster Ordnung. Denn auch wenn die biochemische Zusammensetzung einer Salvia officinalis, die auf 1.800 Höhenmetern gewachsen ist eine andere ist, als die eines Salbeis aus Küstennähe, so wohnt diesem Salbei doch immer diese ganz bestimmte, gehaltene, ordnende, integrierende Eigenart inne, die ihn als Bronachialmittel und Reinigungsräucherung, als Antimykotikum und als Entzündungshemmer auf Schleimhäuten so besonders macht.
Und so gibt es eine Resonanz zwischen einem bestimmtem Menschen, einer bestimmten, individualisierten Verfasstheit – und dem Verbund einer Pflanze, seiner Deva.

Foto: Evelin Rosenfeld

Und dann ist da der Dialog

Ich hatte das Glück, mit einem Opa aufzuwachsen, der mir die Pflanzen auf eine sehr unmittelbare Art erfahrbar gemacht hat. Wenn ich den alten Storl sehe, fühle ich mich manchmal erinnert an unsere frühmorgendlichen Gänge, in denen „Opi“ die Hagebutte hat tanzen lassen oder sich mit mir zur Brennessel gesetzt hat, um ihr zu lauschen.
Daher war es für mich nicht ungewöhnlich, auch in den späteren Jahren den unmittelbaren Austausch mit den Devas zu suchen, mir Rat zu holen oder Kraft oder einfach Besänftigung. Dabei habe ich mich fern gehalten von Phantasiewesen oder gesprochenen Worten. Dazu war mein naturwissenschaftlicher Geist auch zu skeptisch.

Es genügte mir, die Wirkung der Pflanzen an mir zu beobachten oder auf die Gedanken und Gefühle zu achten, die sich im Kontakt mit bestimmten Pflanzen ergaben.
Mit einem Traum in 2009 (siehe Interview hierzu im Morgenmagazin Radio) wurde diese sehr persönliche Befassung mit Pflanzen in einen größeren Rahmen gebracht.

Ich musste die Traum-Nachricht erst „übersetzen“ in konkrete, weltliche Größen und baute meine Arbeit mit Pflanz und Mensch aus. Das „Sonnenprojekt“ www.wild-natural-spirit.org wurde ins Leben gerufen und ich befasste mich intensiv mit der Resonanz zwischen bestimmten, menschlichen Verfasstheiten und bestimmten Pflanzen.

Bereits die Heranführung von Menschen an das Dialoghafte mit den Pflanzen – etwas, das ohne Worte und allein getan wird und die Fähigkeit eines Menschen enorm erhöht, zu lauschen und aufzunehmen und sich selbst in Resonanz zu bringen – zeigte wertvolle, heilsame Effekte auf körperlicher und seelischer Ebene.

Die Haltung, die hier eingenommen wird – eingenommen werden muss – ist für jede Form von Problemlösung oder Heilung unabdingbar. Denn nie ist es das Mittel, das heilt, sondern die Interaktion zwischen dem Menschen, der nach Erleichterung sucht, und dem „Mittel“ oder „Mittel“.

Die meisten Menschen, die körperlich, seelisch, geistig, materiell oder sozial aus dem Gleichgewicht geraten, sind in gewisser Weise „verstopft“ – das heißt, sie können Lebensenergie nicht mehr gleichmäßig aufnehmen und abgeben.

Das Lauschen, die stille Präsenz in der Natur erfordert ein Öffnen dieser verstopften Kanäle.

Nun interessierte mich aber das Spezifische: Gab es für bestimmte Verfasstheiten bestimmte Pflanzen, die – mehr als andere – vermochten, dem Menschen über Resonanz die fehlende Energie zu übermitteln (oder ein Zuviel aufzunehmen) ?

Mein Traum hatte mir ein paar Eckpunkte vorgegeben, sodass ich nur in einem bestimmten Pflanzenraum geforscht habe. Es war nicht ganz leicht, mich frei zu machen von all dem überbrachten Heilwissen, das ich zu bestimmten, klassischen Medizinpflanzen hatte, und einfach nur aus dem Beobachten der Vielzahl an Menschen mit Pflanze zu schöpfen.

Über das vorläufige Ergebnis habe ich in zahlreichen Vorträgen (u.a. Kongress Heiligenfeld 2010) und auf der Projekt-Website  berichtet.

Das Projekt

Mit der Übernahme von Aditi ist nun eine neue Runde angebrochen. Der Platz per se ist ein Kraftort. Und es erfordert eine Menge Fingerspitzengefühl, hier Pflanzen zu kultivieren, die sich in den vorhandenen Raum zu aller Wohl einfügen und in der Lage sind, die örtliche Energie zu erhöhen und zu übermitteln.

Nach 18 Monaten des Einfindens, Lauschens und Beobachtens habe ich nun begonnen, die ersten 2.100 Quadratmeter zu kultivieren. Auf dem äußersten, kargsten und ungeschütztesten Flecken, den Aditi hat.

Keine Maschinen, kein Erdöl, so wenig Strom wie irgend möglich, keine Zufuhr fremder Stoffe (Dünger, Pflanzenschutz).
Stattdessen viel, viel Handarbeit, sich ergänzende Pflanzengemeinschaften, die den Boden auf verschiedenen Höhen durchwurzeln und die Mikroökologie fördern, Nutzung und Verstärkung der geologischen Gegebenheiten (Hügelbeete, Wasserrinnen, Waldränder, Schrägen), um die Wasserspeicherfähigkeit, Licht-, Schatten und Windverhältnisse im Sinne der Gemeinschaft zu nutzen.

Ich komme mir vor wie ein kleines Kind – denn nie habe ich eine so große Fläche bepflanzt. Und hier beginne ich ja wirklich auf der grünen Wiese – das heißt, ich muss mit Storchenschnabel, Giersch, Wegerich, NACKTSCHNECKEN !!! und Konsorten schon ein wenig diskutieren, wer hier wo wie wachsen soll …

Meine Hände ersetzen das Schmirgelpapier, meine Haut ist gebrannt wie nach drei Monaten Asien – und alle hier sind glücklich.

Mittlerweile gibt es hier schon eine Art Besuchsroutine – irgendwie scheint meinen Freunden, Bekannten und Kunden die doch recht harte Arbeit nichts zu sein angesichts der Freude und des Wohlklangs, die den Berg hier erfüllen.

Bald werde ich vor der Frage stehen, wie ich die Ernte einbringe und dann wohl auch gleich trockne. Wir werden wohl einen stromfreien Solartrockner – Maxiversion – selber bauen.

Und dann.. ja, was mach ich dann mit all den Kostbarkeiten ?

Die Produktpalette ist noch nicht ganz fertig gedacht – ganz sicher werden wir aus den Tonnen von Äpfeln und Reneclauden Essig herstellen.
Die Kräuter werden nur zu einem kleinen Teil in die bereits etablierte Räucherbündelproduktion von Wild Natural Spirit eingehen.

Möglicherweise werde ich an die alte Knaster-Tradition anschließen. Oder Tees produzieren.Oder am Ende doch nach zwei Jahrzehnten al wieder eine große Destille aufbauen und mich in Richtung Ätherischer Öle bewegen.

All das … enthüllt sich … Schritt für Schritt … ins weite, unbekannte Grün.
Ich bin so froh, angstfrei einfach in diese neue, völlig ungesicherte Richtung gehen zu können.

Nicht weil ich privilegiert oder durch irgendeines anderen Menschen Arbeit abgesichert wäre. Nein: Das alles erschließt sich mir, weil ich gelernt habe zu lauschen, weil ich in meine Wahrnehmung und Kraft vertraue und weil ich weiß, WOFÜR ich das alles tue und daß das Leben immer eine Überraschung bereit hält.

Evelin Rosenfeld

Zur Person: Evelin hilft lieber unter freiem Himmel als im Getümmel der Beratungsindustrie Menschen und Teams, sich auf das Wesentliche zu besinnen, Angstmuster abzustreifen und eine authentische Neuorientierung zu vollziehen. Dazu bietet sie fortlaufend Wochenendkurse in Aditi an. Hier mehr.

Sie arbeitet hierzu mit zwei eigenen Methoden, die es auch in Buchform gibt: Für die Individualarbeit „Was Dir wirklich wichtig ist“  und für die Arbeit in Teams „Die Strategie der Aufrichtigkeit“ .

Sechsmal im Jahr reist sie mit einer offenen Gruppe von 5 – 7 Personen an abgelegene Orten in Thailand, Teneriffa und Thüringen um dort im Rahmen einer Auszeit den Prozess in der kompaktesten Form zu vollziehen. Der nächste Reisetermin ist der 11. – 25. August 2018 in Thüringen und der 8. – 22. September 2018 nach Teneriffa.
22. Dez. 2018 – 05. Jan 2019m und 09. Feb. – 23. Feb. 2019 in Thailand.

Nähere Informationen auch zu den Kennenlerntagen unter www.seminar-und-reisen.de

Zu ihrer Arbeit im Ganzen schreibt sie unter www.evelinrosenfeld.de

Wenn Du mehr über Ablauf und Inhalte der Jahresgruppe wissen möchtest, schau hier nach

Heilorte – die Brücke zwischen Ich und Es

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Ein Kommentar zu “Pflanzenkraft – Die grünen Heiler
  1. Naras sagt:

    Danke Evelin für Deine Weisheit&Liebe. Im Anfang des Artikels war Ich sehr skeptisch, weil Du fast nur von „Wir“ gesprochen hast. Dagegen bin Ich allergisch. Dann wurdest Du immer persönlicher und jetzt bin Ich schon fast 1 Stunde voller Fastination&Solidarität mit Dir. Vieles erkenne ich wieder. Neues ist dazu gekommen. Danke. Ich folge Dich weiterhin. Komm X nach Schleswig. Ich lade Dich ein. Hier im Norden, wo die Vikinger noch sind. <3 <3

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