Weg zur Genesung

Foto: NDR

Für die meisten Palästinenser ist es das erste Mal in ihrem Leben, dass sie ans Meer kommen, weil Israel das besetzte Westjordanland aus Angst vor Terror abgeriegelt hat. Ein unbeschwerter Urlaubstag. Dahinter steht einen Einladung des israelischen Vereins „Baderech Lehachlama“ („Der Weg zur Genesung“).

Dabei hat jede Familie mindestens einen sehr kranken Angehörigen: Der sechsährige Zakaria hat Leukämie. Seine Familie stammt aus Hebron. „Bei uns in Hebron konnte man die Krankheit nicht richtig behandeln. Zakaria brauchte eine Knochenmarkttransplantation, dafür gibt es bei uns keine Geräte und keine Fachleute. Die einzige Chance auf Heilung hat er nur in Israel, in Tel Aviv“, erklärt Vater Kajed Mohamed. Und hier kommt Raffi Zelig ins Spiel. Der Tel Aviver Rentner versucht Zakeria zu überzeugen, sich mit dem unbekannten Element, dem Meerwasser, anzufreunden. Und mit ihm selbst, Raffi. Denn auch dies ist Ziel dieses Strandtages: Israelis und Palästinenser sollen sich besser kennenlernen. Damit der Verein seine dringlichste Aufgabe erfüllen kann: Zugang zu medizinischer Hilfe zu ermöglichen. In diesem Fall: Zakeria ins Krankenhaus nach Tel Aviv zu fahren.

Wenige Tage später, 4 Uhr morgens, in Hebron. Die Mutter bereitet den Kleinen auf den weiten Weg vor. In Tel Aviv macht sich wenig später auch Raffi fertig. Er ist Musiker im Ruhestand. Seine freie Zeit will er sinnvoll nutzen, um zur Versöhnung in seinem Land beizutragen. Deshalb ist er dem Verein als einer von mittlerweile 1.400 Freiwilligen beigetreten. „Das ist mein persönlicher Weg, um zu helfen. Ich gehe nicht auf politische Demos. Aber die Mitarbeit im Verein ist eine kleine Sache, mit der ich mich einbringen kann. Und das tue ich eben“, erklärt Raffi.

Der Großvater von Raffis Frau Varda, gilt offiziell als das erste israelische Opfer im Konflikt mit den Palästinensern. Er kam 1888 bei einem palästinensischen Terroranschlag ums Leben, später verlor sie auch den Bruder. „Die Palästinenser leiden in diesem ewigen Konflikt doch auch. Nicht nur wir. Leiden ist menschlich. Und mir ist sehr wichtig, dass wir das so akzeptieren. Das Leiden der anderen zu erkennen, ist der Anfang von Frieden“, sagt Varda Zelig.

Autorin: Susanne Glass, ARD StudioTel Aviv

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