Kraftwerk – Die Energie, die geschöpft werden will

Foto: NASA

Seit Wochen ziehe ich mich aus diesem intensiven Arbeitsjahr zurück, bewege mich zurück in meinen inneren und äußeren Tempel Aditi, sehne mich nach den innigen Begegnung draußen, mit den Bäumen, mit dem Wind, mit dem Himmel und der Erde.

Ein Satz von Lee Harris gab mir dann am Donnerstag den entscheidenden Impuls und ich ging morgens hinunter zum Geistbaum und begann den Platz, das Medizinrad, den Schattenbaum – das ganze Feld zu reinigen und ihm zu huldigen, wie ich es immer schon getan hatte. Bis vor etwa 21 Monaten….

Vor 21 Monaten schien der energetische Tiefpunkt der Erdvitalität nach den beiden Dürrejahren 2018 und 2019 erreicht. Flächendeckendes Fichtensterben, hunderte verschwundener Arten, kritische Wasserwerte, Wetterextreme … all dies beschäftigte uns, bevor die Menschheit sich mit der eigenen Gesundheit befassen mußte.

Als Gärtnerin und Hüterin eines Erdenheiligtums bemerkte ich dies auch. Unsere Heilkräuter gediehen zwar und brachten kostbare Begleiter für diese Zeit hervor. Doch der Wald, der Aditi umgibt, die Wesen, die mit den Pflanzen und Tieren hier ihr Werk tun und die Erde, der Mutterboden selbst erschienen müde und sich mehr und mehr zurückzuziehen. Dies gab mir den Schub, die Ostseite von Aditi schnellstmöglich aus der konventionellen Bewirtschaftung zu erlösen und in diesem Sommer gemeinsam mit vielen liebenden Helfer*innen in eine neue, lebensfähige Struktur zu bringen und mit dem „alten“, westlichen Teil Aditis zu verbinden.

Dabei war mir in dieser letzten Phase, in der auch ich über die Grenzen meines Körpers hinaus ging, die Ringelblume die wichtigste Begleiterin.

Das Orange des Lebens

Ringelblumefeld Foto: newslichter

In der Homöopathie, der Anthroposphie und auch in der Hildegard-Medizin ist die Ringelblume nicht nur als Haut-Heilerin bekannt, sondern vor allem als Heilkraut, das die Rekonvaleszenz nach schwereren gesundheitlichen Phasen fördert.

Ihre Vitalität zeigt sich nicht nur in der schier endlosen Blühkraft von April bis in den Dezember hinein. Ihre saftigen, aufrechten Stiele, ihre intensiv grünen, satten Blätter und natürlich das berauschende Orange ihrer Blüten strahlen Lebenskraft pur. Der grün-frische Duft belebt die Sinne.

Doch das ganz besondere an dieser Pflanze ist ihre Aufrichtungskraft. Die Calendula braucht keine verholzten Stützelemente, keine tiefen Wurzeln, um zu stehen, wie sie steht. Sie schöpft ihre unbeirrbare, strahlende Vitalität aus sich selbst, aus dem steten Treiben der eigenen Säfte. So bezieht sie ihre Kraft – energetisch betrachtet – aus sich selbst, aus der inneren Eigenbewegung.

Im Unterschied zu anderen Heilpflanzen, wie etwa der Melisse oder der Schafgarbe – findet sich bei der Calendula wenig Rezeptives, wenig Aufnehmendes, Interagierendes. Vielmehr strahlt sie – und sie strahlt aus sich heraus, für sich.

Ob es regnet, windet oder trocken ist: Ihre Blüten sind geöffnet, ihr Stad ist immer kraftvoll und aufrecht.

Diese Eigenständigkeit, dieses Strahlen aus sich selbst heraus war mir wichtiges Vorbild in den vergangenen Monaten.

Ich wußte, daß ich unendlich viel Arbeit vor mir hatte, ich nahm hin, daß die Welt um mich herum verrückt spielte, ich mußte damit klarkommen, daß mein Lebensunterhalt aus dem zeitweiligen Verbot des Seminarhaltens stark beschnitten wurde.

Doch mit dem Orange im Herzen, das mich in der Ringelblume-Ernte gut vier Monate begleitete, tat ich Schritt für Schritt. Ungeachtet, ob benötigte Finanzhilfen kamen oder nicht, ob Unterstützer*innen mit anpackten oder nicht: Ich richtete mich und Aditi aus uns selbst heraus auf.

Wie durch ein Wunder war trotz der Vervielfachung der Aufgaben über diesen Sommer im Herbst doch das Lager über und über gefüllt mit den herrlichen Destillaten, duftende Säcke kostbarer Tees hingen unter dem Dach – ich schwelgte in den Aromen und Farben, mit denen mich das Land erneut beschenkt hatte. Ich erfuhr – einmal mehr – daß Energie im Wesentlichen nicht durch eine Zufuhr von außen oder durch Austausch entsteht, sondern im Wesentlichen aus der Belebung der inneren, eigenen Energiequelle, die in eine Bewegung aus sich selbst heraus geführt wird.

Die Kraft des Innere Kreislaufs

In unseren Gedanken, in unserer inneren Haltung und Kalibrierung der Wahrnehmung liegt die Kraft verborgen, die uns strahlen läßt.

So, wie ich den Berg seit nunmehr fünf Jahren in einer sehr strikten Kreislaufwirtschaft halte – weder Dünger noch Pflanzenschutz noch fremde Arten hineingebe, sondern lediglich die genau hier vorhandene Substanz und Energie aufnehme, „kultiviere“ und pflege – mehren sich Strahlkraft und Fruchtbarkeit des Ortes.

Hinwendung und Konzentration beleben sich selbst, bauen die innere Kraft auf und lassen sie im Leben pulsieren.

Das zeigt mir auch meine geliebte Ringelblume, die selbst heute nach den ersten Frösten hie und da orange hervorsticht im blattlosen Dezembergrau. Dort, wo ich die einjährige Pflanze im Herbst nicht aus den Beeten nehme und sie über den Winter stehen bleibt, überdauert sie meist den Winter, steht aufrecht, strahlt, treibt erneut im Frühjahr. Ich staune ….

Der Neumond und die Rückkehr

Kurz vor diesem besonderen Neumond, der zugleich eine Sonnenfinsternis darstellt und in Entsprechung zum Juni Neumond, der mit seiner Sonnenfinsternis genau über den Südpol lief, diesmal, heute am 4.12., genau über unseren Nordpol läuft, bekam ich also den Impuls, endlich einmal wieder für viele Stunden in das Land, in Aditi einzutauchen und zu lauschen.

Ich ging morgens hinunter zum Geistbaum und begann den Platz, das Medizinrad, den Schattenbaum – das ganze Feld zu reinigen und ihm zu huldigen. Viele Stunden rechte ich das Laub, zog die gegebenen Strukturen nach, beschnitt die Schlehen und Rosen, setze Moos neu an – und immer wieder hielt ich inne, lauschte, lauschte hinein in die Stille, betrachtete die Pflanzen in ihrem Winterkleid.

Und ich entdeckte, daß die Energie zurück ist. Daß Mutter Erde beginnt, aus ihrem fast zweijährigen Schlaf nach den Dürrejahren wieder aufzuwachen. Ich spürte das Pulsieren unter meinen Füßen, den steigenden Energiefluß und eine Art Aufrichtung und Strahlen – mitten im Winter.

Dieser astronomisch und geophysikalische Neumond führt uns geradewegs auf die Wintersonnenwende zu. Ich werde ihn zu einem Fest machen und die Rückkehr unserer geliebten Mutter feiern.

Vielleicht magst auch Du heute hinaus gehen und nachspüren.
Vielleicht magst Du ein paar getrocknete Kräuter aus deinem Garten oder aus Aditis Schätzen räuchern – draußen, über dem Land, das Du liebst und das Dich nährt.
In Stille, alleine, aus deiner ganz eigenen Kraft.

Und vielleicht begegnet Dir auf dem Rückweg eine blühende Ringelblume oder ein singender Distelfink.

***
Seit 2018 bebaue ich mein 35.000 qm großes, bio-zertifiziertes Naturgrundstück in Oberfranken auf 5.000 Quadratmetern mit traditionellen Heilpflanzen in Permakultur. Alle Arbeiten erfolgen maschinenfrei. Die handgesammelten Rohdrogen werden in einer Solar-Darre natürlich getrocknet. Die Destillate entstehen vor Ort in einer 100-Liter Kupferdestille auf offenem Feuer und werden direkt abgefüllt. Hier alle Artikel über unsere Hydrolate bei den newslichtern.  Zu haben in meinem kleinen Online-Lädchen www.wild-natural-spirit.org
Viel Freude damit !


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14 Kommentare zu “Kraftwerk – Die Energie, die geschöpft werden will
  1. Gisela Schäfer sagt:

    Dein Beitrag berührt mich sehr tief liebe Evelin! Danke aus tiefem Herzen fürs Teilen.
    Ich weine….es sind Freudentränen!
    von Herz zu Herz Gi-Sella

  2. Andrea sagt:

    Wieder mal sehr tief berührend deine Worte – Danke Danke Danke
    Diese Kraft die aus mir selber kommt, erwacht in mir immer mehr. Ich kann es auch spüren – noch sehr zart aber doch auch kraftvoll.
    Danke und ganz herzliche Grüße
    Andrea

  3. Ja die Energiewende war deutlich zu spüren – alles ruhiger, heller, stimmiger nach dem Sturm der letzten Tage

  4. MilliBee sagt:

    Was für ein schöner, hoffnungsvoller Text! Danke!

  5. Michelle sagt:

    Liebe Evelin
    Danke für deine Worte über die Ringelblume und deren Wesen…so habe ich das noch nicht gesehen…ich weiss nur, dass ich die Ringelblume sehr liebe und in diesen Wochen spüre ich sie auch so kraftvoll und aufrecht, sie blüht noch immer in meinem Garten und ich habe die Samen einfach wieder in die Erde verteilt und kurze Zeit später wachsen Jungpflanzen-ein wunderschöner Kreislauf.
    Das Schönste ist für mich, wenn ein Blütenkelch Tochterblüten hervorbringt-was nur alle paar Jahre geschieht.
    Es ist ein wunderbares Zeichen, das ich aber noch nicht ganz zu deuten weiss.
    Von Herzen
    Michelle

  6. Annette sagt:

    Liebe Evelin,
    Danke dir von Herzen soviel orange und Aufrichtung bringst du mit deiner Arbeit und deinen Texten. Ich sehe dich und spüre dich dort auf Aditi. Ja es pulsiert und ist obwohl oder gerade weil alles im Rückzug ist so lebendig spürbar in der Stille.
    Danke für die Erinnerung.
    Herzensgrüße Annette

  7. Wim Lauwers sagt:

    Danke Evelin fürs Teilen deines Weges. Meinen Weg gehe ich auch immer all-eine. Und manchmal kreuzt sich mein Weg mit Anderen und gehen wir ein Stück unseres Weges gemeinsam. Und immer weiter. Heute war wieder so´n Moment, wo ich erschöpft Steine im Weg bekam. Ich fluchte und schrie. Machte aber weiter. Am Ende hat Alles geklappt und jetzt fühle ich mich glücklich und gesättigt. Und, staune über meine Kraft. Viel Spaß&Kraft.

  8. Tanja sagt:

    Ein wundervoller Artikel, der mich zutiefst berührt hat, lieben Dank 🙏

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